Sachsen Vogtländerin entwickelt "Kauf beim Bauer"-App
Wer Milch, Fleisch, Wurst oder auch frisches Gemüse bewusst und nachhaltig einkaufen möchte, kann das ab sofort per Handy tun. Die neue App "Kauf beim Bauer" macht das möglich. Sie vernetzt regionale Direktvermarkter mit potentiellen Kunden. Die Idee kommt aus dem Vogtland.
- Ein Landwirt aus Sachsen erlebt einen Kundenansturm dank einer Whatsapp-Gruppe.
- Eine Pferdetrainerin aus dem Vogtland entwickelt die Gruppe zu einer App weiter.
- Die "Kauf beim Bauer"-App hat bereits Nutzer vom Allgäu bis an die Ostsee.
Großes Geschnatter ist angesagt, wenn Florian Reckling seine Gänse füttert. Jeden Tag schaut der Chef des Kleintierhofs Langenhessen bei Werdau persönlich nach den Tieren. "Insgesamt haben wir 70 Gänse von klein auf hier bei uns auf dem Hof im Freiland großgezogen. Die sind zur Direktvermarktung gedacht und bleiben bis drei Tage vor Weihnachten bei uns auf dem Hof", erklärt der Landwirt.
Florian Reckling freut sich über den großen Kundenzulauf, den er durch die Whatsappgruppe "Kauf beim Bauer" bekommen hat.
Hofladen erlebt Ansturm dank Whatsapp-Gruppe
Reckling hält auch Schweine, Rinder und Schafe, erzählt er. Produkte wie Eier oder Fleisch werden seit Monaten nahezu komplett direkt vom Stall an die Kunden gebracht. Möglich sei das allein durch die Whatsapp-Gruppe "Kauf beim Bauer", sagt Reckling.
Die habe dem Hof einen waren Kundenansturm beschert, erklärt er. "Wir haben hier mit 50 Leuten gestartet, die Stammkunden bei uns am Anfang waren. Und jetzt sind wir bei 750. Da stand hier die komplette Dorfstraße von oben bis unten voll mit Autos", schildert Bauer Reckling, der ganz überrascht von dem Ansturm gewesen sei. "Wir hatten immer um zehn Uhr aufgemacht und meistens halb Elf war alles ausverkauft."
Pferdetrainerin entwickelt App
Es sei nicht die einzige Erfolgsgeschichte der letzten Monate, die "Kauf beim Bauer"-Erfinderin Katja Wolf erlebt hat, erzählt sie. Die selbständige Pferdetrainerin aus Reichenbach scheint mit dem Projekt einen Nerv getroffen zu haben. "Es hat sich gezeigt, dass man dort Leute verbinden kann. Ich denke, gerade Kleintierhalter, Geflügelzüchter, Milchtankstellen, Hofläden profitieren schon in einem großen Maße davon", sagt Wolf.
Die neue App zeigt nicht nur regionale Direktvermarkter an, sondern bietet auch einen Routenplaner.
Das alles habe sie motiviert, das Projekt weiterzuentwickeln. Jetzt ist die neue "Kauf beim Bauer"-App entstanden. Die funktioniere nach dem gleichen Prinzip wie die Whatsapp-Gruppe, erklärt Wolf. Die App soll aber sowohl für Anbieter als auch Kunden noch einfacher zu bedienen sein. "Wer in meiner Umgebung ist und wer was anbietet, kann man quasi in der App auf einen Blick sehen", erklärt die App-Entwicklerin.
Nutzer gibt es bereits vom Allgäu bis an die Ostsee
Es gebe 40 Kategorien, sagt Wolf. Neben Lebensmitteln würden etwa auch Brennstoffe oder Kosmetik angeboten. Neben der Kontaktaufnahme zum Anbieter werde auch eine Routenplanung geboten.
Wir sind aktuell schon vertreten vom Allgäu bis an die Ostsee. Das ist natürlich das Ziel, dass wir Anbieter aus ganz Deutschland einladen, sich in der App zu registrieren. Katja Wolf | App-Entwicklerin von "Kauf beim Bauer"
Die App sei für alle kostenlos, sagt Wolf. Das gehe aber nur, weil sie praktisch in der Freizeit am Wohnzimmertisch entwickelt wurde. Schon jetzt zeige sich, dass "Kauf beim Bauer" damit auch überregional zum Hit werden könnte. "Wir sind aktuell schon vertreten vom Allgäu bis an die Ostsee. Das ist natürlich das Ziel, dass wir Anbieter aus ganz Deutschland einladen, sich in der App zu registrieren." Die Zeit werde zeigen, ob sich die Entwicklerin mit ihrer App noch weiter ausbreiten wird.
App bisher nur für Android-Geräte nutzbar
Die Chancen stehen zumindest nicht schlecht. Schließlich zeigt der Erfolg der vergangenen Monate, dass scheinbar viele Menschen großen Wert auf regionales und nachhaltiges Einkaufen legen. Eine Einschränkung für potentielle Nutzer gebe es jedoch, erklärt Wolf. Denn die App sei aktuell nur für Android-Systeme erhältlich - die Version für alle Apple-Geräte soll zeitnah folgen.
MDR (phb)