Aktien bleiben gefragt DAX und Dow im Aufwind
Robuste Konjunkturdaten haben am Ende einer ereignisreichen Woche die Wall-Street gestützt. Auch der DAX beendete die Woche nach volatilem Handel in der Gewinnzone.
Getragen von guten Wirtschaftsdaten haben die Investoren in New York zum Wochenschluss bei Aktien zugegriffen. Besonders der Leitindex Dow Jones legte wie schon am Vortag dabei überproportional um 0,97 Prozent auf 44.296 Punkte zu. Der marktbreite S&P 500 ging bei 5.969 Zählern um 0,35 Prozent höher aus dem Markt.
Erneut schwerer taten sich die Technologietitel, die spätestens nach dem verhalten aufgenommenen Quartalsbericht von KI-Platzhirsch Nvidia am Mittwoch nicht mehr so dynamisch nachgefragt werden. Sowohl der Nasdaq Composite-Index um 0,16 Prozent auf 19.003 Punkte als auch der Auswahlindex Nasdaq 100 um 0,17 Prozent auf 20.776 Zähler legten nur leicht zu. Insgesamt bot sich damit ein ähnliches Bild wie gestern.
Die Zahlen des wertvollsten börsennotierten Unternehmens weltweit waren zwar beeindruckend, der eher verhaltene Ausblick des Chipgiganten sorgt aber seitdem bei den Investoren für Ernüchterung. Sie haben nicht mehr das Gefühl, dass kurzfristig noch allzuviel draufgesattelt werden kann. Die Nvidia-Zahlen waren der Höhepunkt der Börsenwoche. Heute gab die Aktie 3,22 Prozent nach.
Auch der drohende Zwangsverkauf des Google-Internetbrowsers Chrome und eventuell auch des Smartphone-Betriebssystems Android lastet auf dem Sektor. Aktien der Google-Mutter Alphabet gaben heute ebenfalls nach.
Der US-Konzern bezeichnete die Forderungen als erschütternd. "Der Vorstoß des Justizministeriums ist ein staatlicher Übergriff, der amerikanischen Verbrauchern, Entwicklern und kleinen Unternehmen schaden und Amerikas wirtschaftliche und technologische Führungsrolle gefährden würde", warnte Google-Chefjustiziar Kent Walker. Das Unternehmen kann bis Dezember Gegenvorschläge einreichen, bevor das Gericht im April 2025 darüber verhandelt.
Gute Stimmung kam hingegen von der Konjunkturseite. Dass die US-Wirtschaft sich in deutlich besserer Verfassung befindet als die europäische, zeigten die S&P-Einkaufsmanagerindizes für die USA. Vor allem für die dominierenden Dienstleistungen ist die Stimmung für den November mir 57,0 Punkten weiter blendend und liegt zudem über den Erwartungen.
Dürftiger sieht es für die Industrie aus, die mit 48,8 Punkten unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten blieb, die Erwartungen aber fast auf den Punkt genau erfüllen konnte. Auch das Verbrauchervertrauen der Uni Michigan, ebenfalls ein Stimmungsindikator, legte zu, allerdings nicht ganz so stark wie von Analysten im Vorfeld erwartet.
Zwar hat sich im Wochenvergleich beim DAX nicht viel getan, wer aber daraus den Schluss zieht, die Börsenwoche sei ereignislos gewesen, irrt gewaltig. Vielmehr hat alleine schon der heutige Handelstag die Anleger in ein Wechselbad der Gefühle geführt. Der deutsche Leitindex hat dabei mehrmals das Vorzeichen gewechselt, ehe es im Sog einer freundlichen Wall Street-Eröffnung in der zweiten Sitzungshälfte nach oben ging.
Der DAX schloss letztlich nahe seines Tageshochs bei 19.322 Punkten, ein Aufschlag von 0,92 Prozent. Vom anfänglich erhöhten Eröffnungsniveau bei 19.240 Punkten war der Index nach schwachen Konjunkturdaten aus Europa am Vormittag bis auf 19.036 Zähler abgerutscht. Hier war der Rutsch zum Halten gekommen, was zeigt, wie markant die Unterstützungsmarke bei 19.000 Punkten derzeit ist. Der MDAX der mittelgroßen Werte gewann 1,21 Prozent auf 26.180 Zähler.
Marktbeobachter verwiesen bei der Begründung für die Marktschwäche am Vormittag auf frische Konjunkturdaten. Dem jüngsten Einkaufsmanagerindex zufolge ist die Wirtschaft der Euro-Zone im November überraschend auf Rezessionskurs eingeschwenkt.
Konkret fiel im Euroraum der Gesamtindikator unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten. Es wird damit ein Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten signalisiert. Besonders deutlich trübte sich die Stimmung im Dienstleistungssektor ein. Experten zeigten sich besorgt.
"Viel schlimmer hätte es kaum kommen können", sagte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. Er verwies auf die politische Unsicherheit in Deutschland und Frankreich sowie die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. "Man fährt nur noch auf Sicht."
Dies habe den Hoffnungen auf eine baldige Konjunkturwende zum Besseren einen spürbaren Dämpfer versetzt, erklärte Commerzbank-Analyst Ralph Solveen. "Die Wirtschaft im Winterhalbjahr dürfte weitgehend stagnieren." Dabei werde Frankreich neben Deutschland zusehends zum zweiten Schwachpunkt der Währungsunion.
Wie immer an der Börse gibt es aber nicht nur eine Wahrheit. Denn die schwachen Wirtschaftsdaten haben Zinshoffnungen geschürt, was den Märkten wieder Auftrieb gab.
Die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) hätten bisher noch keine Trendwende bewirkt, ergänzte Johannes Mayr, Chefvolkswirt beim Vermögensverwalter Eyb & Wallwitz. "Und der geopolitische Gegenwind wird 2025 wohl noch deutlich stärker. Auch deshalb wird die EZB die Zinsen weiter senken."
Die schwachen Konjunkturaussichten lasteten im DAX besonders auf den Banken, die am Indexende standen. Denn die Wahrscheinlichkeit höherer Kreditrückstellungen drückte die Gewinnaussichten. Die beiden heimischen Häusern belasteten den gesamten europäischen Bankensektor.
Die Gewinne gingen bei den DAX-Einzeltiteln im Gegenzug quer durch alle Branchen. Immobilienaktien profitierten von der Aussicht auf fallende Zinsen und damit niedrigere Kreditkosten. Vonovia legten im DAX ebenso zu wie TAG Immobilien und LEG Immobilien im MDAX. Mit Sartorius rund Zalando, heute sogar Tagessieger, waren heute auch zwei Papiere gesucht, die ohnehin schwankungsintensiv sind.
Die Rheinmetall-Aktie bleib auch heute weiter auf Rekordkurs. Das Papier übertraf im DAX sein gestriges Rekordhoch bei 611 Euro und stieg bis auf 119,00 Euro, gleichzeitig auch der Schlusskurs im Xetra-Handel. Die Aktie des Düsseldorfer Rüstungsunternehmens profitiert aktuell von den wachsenden geopolitischen Spannungen und damit der Aussicht auf erhöhte Rüstungsausgaben der Regierungen.
Der Euro hat heute seine jüngste Talfahrt fortgesetzt und den tiefsten Stand seit zwei Jahren erreicht. Konjunkturdaten aus der Eurozone hatten enttäuscht. Die Gemeinschaftswährung, der wegen der geostrategischen Anspannung um die Ukraine derzeit ohnehin der Wind ins Gesicht bläst, rauschte im Tagestief nach unten bis auf 1,0339 Dollar.
So tief notierte die europäische Gemeinschaftswährung seit Ende 2022 nicht mehr. Im US-Handel stabilisierte sie sich und wurden zuletzt mit 1,0411 Dollar gehandelt.
Dabei zeigt der Dollar bereits seit Monatsbeginn deutliche Stärke. Anleger setzen darauf, dass die Politik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump die Inflation wieder in die Höhe treiben dürfte. Jüngste Kommentare von Fed-Vertretern deuten darauf hin, dass die Zentralbank bei ihrem Zinssenkungskurs einen langsameren Kurs einschlagen könnte.
Am wieder einmal sehr volatilen Kryptomarkt pirschte sich Bitcoin bei gut 99.500 Dollar weiter an die 100.000-Dollar-Marke heran, konnte die Marke im ersten Versuch aber letztlich nicht nehmen. Zuletzt wurden 99.300 Dollar bezahlt. Marktteilnehmer rechnen damit, dass die runde Marke bald überwunden wird. Seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten Anfang November hat der Bitcoin-Kurs rund 40 Prozent zugelegt.
"Viele Investoren verbinden mit dem Trump die Hoffnung auf eine Lockerung der Regulierungen für Kryptowährungen", erklären die Analysten der LBBW. Am Abend hatte der für seinen harten Kurs gegenüber Digital-Währungen bekannte SEC-Chef Gary Gensler erklärt, er werde zum Einzug Trumps ins Weiße Haus zurücktreten. Am Markt wird damit gerechnet, dass dann "Crypto Mom" Hester Peirce seinen Posten übernehmen wird.
Bei Volkswagen drohen im Streit um milliardenschwere Einschnitte noch im Dezember Arbeitskämpfe. In dem Tarifkonflikt zeichnet sich nach drei Verhandlungsrunden weiter keine Lösung ab. Die IG Metall bereite sich nun auf Warnstreiks ab Dezember vor, sagte Verhandlungsführer Thorsten Gröger nach fünfstündigen Verhandlungen in Wolfsburg.
Die Chefin der Commerzbank sieht die Verantwortung für eine etwaige Übernahme des Geldhauses durch die italienische Rivalin Unicredit beim Management und nicht bei der Regierung. Das Ergebnis der Bundestagswahl im Februar werde keinen Einfluss darauf haben, sagte Bettina Orlopp auf einer von JP Morgan organisierten Finanzkonferenz.
Bundesfinanzminister Jörg Kukies hat derweil die Übernahmeavancen der italienischen Unicredit für die Commerzbank erneut scharf kritisiert. In dem Einzelfall gehe es um fehlendes Vertrauen wegen des Vorgehens der Mailänder, sagte der SPD-Politiker am Freitag bei einem Bankenkongress in Frankfurt. Das sei die Auffassung der ganzen Regierung und auch der Opposition. Das Vorgehen der Unicredit sei feindlich und nicht transparent.
Insgesamt sei Deutschland aber offen für ausländische Banken. Es gebe mit Unicredit, ING, JP Morgan, Morgan Stanley und Goldman Sachs gleich fünf ausländische Institute, die hierzulande systemrelevant seien. "Im Allgemeinen ist der deutsche Markt sehr offen für Investments von ausländischen Banken."
Keine Übernahme: Das US-Wirkstoffforscher Halozyme will sich nun doch nicht mehr den Evotec-Konzern einverleiben. Halozyme-Chefin Helen Torley zieht damit Konsequenzen aus dem Desinteresse der Hamburger. "Es ist offensichtlich, dass Aufsichtsrat und Vorstand von Evotec derzeit kein Interesse daran haben, konstruktiv mit Halozyme zusammenzuarbeiten und eine mögliche Transaktion zu prüfen."
Die Amerikaner hatten den Hanseaten ein unverbindliches Angebot von elf Euro je Aktie unterbreitet. Damit wurde Evotec mit rund zwei Milliarden Euro bewertet. Ein Unternehmenssprecher hatte allerdings bereits diese Woche betont, oberste Priorität habe es, Evotec als eigenständiges Unternehmen im besten Sinne der Aktionäre voranzubringen. Die Evotec-Aktie sackt nach Bekanntwerden des zurückgezogenen Übernahmeangebots deutlich um aktuell rund 18 Prozent ab, am Ende waren es fast 16 Prozent Minus.
Der Strahlen- und Medizintechnikkonzern Eckert & Ziegler hat seine Jahresprognose erhöht. So soll der Umsatz 290 Millionen Euro erreichen, nach zuvor in Aussicht gestellten 265 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Freitag in Berlin mitteilte. Analysten rechnen bisher mit 275 Millionen Euro. Die Aktie sprang in einer ersten Reaktion um rund zehn Prozent und schloss fast acht Prozent höher. Sie führte damit klar den SDAX an.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) vor Sondereinflüssen sieht Eckert & Ziegler 2024 nun bei rund 60 Millionen und damit fünf Millionen Euro höher als zuvor. Das Unternehmen begründete den Schritt mit dem positiven Geschäftsverlauf im laufenden Schlussquartal. Eckert & Ziegler hatte im Sommer bereits einmal den Gewinnausblick angehoben. Das Unternehmen hatte erst am 14. November seine endgültigen Neunmonatszahlen vorgelegt und dabei auch die Prognose bestätigt.
Der Amazon-Konzern wird weitere vier Milliarden Dollar (3,84 Milliarden Euro) in das KI-Startup Anthropic investieren. Wie der US-Onlineversandhändler und das Startup heute mitteilten, belaufen sich damit die bisherigen Gesamtinvestitionen auf acht Milliarden Dollar, mit denen Amazon Minderheitsaktionär der in San Francisco ansässigen Firma ist.
Anthropic gehört mit OpenAI zu den führenden Entwicklern von Anwendungen generativer Künstlicher Intelligenz (KI). Das Unternehmen wurde vor drei Jahren von ehemaligen OpenAI-Mitarbeitern gegründet und hat sich dem Ziel eines verantwortungsbewussten Umgangs mit KI verschrieben, bei dem Zeit und Geld darauf verwendet wird, mögliche Fehlentwicklungen der Software zu verhindern.
Durch den Einstieg von Amazon hat Anthropic Zugang zur Infrastruktur von Amazon Web Services (AWS), der Cloud-Computing-Tochter von Amazon, um seine Daten zu speichern und seine generativen KI-Modelle weiterzuentwickeln. Generative KI bezeichnet die technische Fähigkeit, Inhalte wie Text, Bilder, Musik und Videos zu erstellen.
Die ersten vier Milliarden Dollar hatte Amazon in zwei Tranchen im September 2023 und im März dieses Jahres in Anthropic investiert. Zu den Großaktionären des Startups gehört auch der Google-Mutterkonzern Alphabet, der zwei Milliarden Dollar investierte. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg verlangt das US-Justizministerium von Google, seine Anteile aus Wettbewerbsgründen wieder zu verkaufen.