Kämpfer der M23-Miliz in Goma (Archiv vom 6. Februar 2025)

Demokratische Republik Kongo M23 nimmt offenbar weitere Provinzhauptstadt ein

Stand: 15.02.2025 13:36 Uhr

Die M23-Miliz kontrolliert jetzt zwei wichtige Millionenstädte im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Deren Präsident wirbt auf der Münchner Sicherheitskonferenz um Unterstützung.

Menschen rennen eine Straße entlang, Schüsse sind zu hören. Ein Video zeigt die Eroberung einer Siedlung nahe der Provinzhauptstadt Bukavu durch die M23-Miliz. "Sie laufen alle weg", wiederholt der Mann, der die Aufnahmen gemacht hat, immer wieder.

Die M23 kontrolliert die Region nach eigenen Angaben komplett. Damit hat die Miliz die zweite Millionenstadt im Osten der Demokratischen Republik Kongo an der Grenze zu Ruanda erobert. Die Region ist reich an Rohstoffen wie dem für die Elektroindustrie so wichtigen Coltan.

Hunderttausende sind auf der Flucht

Noch vor wenigen Tagen hatte der Gouverneur der Provinz auf einer Friedenskonferenz für die Region verkündet, dass die Einwohner von Bukavu nichts zu befürchten hätten: "Ich möchte der Bevölkerung sagen, dass sie sicher ist. Auch wenn es in den Medien heißt, unsere Provinz sei bedroht. Das ist nicht der Fall." Doch die kongolesische Armee, die von UN-Friedenstruppen unterstützt wird, hat den Angreifern kaum noch etwas entgegen zu setzen.

Die Karte zeigt die Demokratische Republik Kongo mit Goma, Bukavu und das Nachbarland Ruanda.

Die Städte Goma und Bukavu liegen nahe der Grenze zu Ruanda, welches die Rebellen der M23-Miliz unterstützt.

Vor drei Wochen hatte die M23 schon die größte Stadt im Osten des Landes, Goma, eingenommen. Etwa 3.000 Menschen wurden nach Schätzungen der UN getötet. Hunderttausende sind auf der Flucht. Eine Frau erzählt, dass sie und ihre Familie schon mehrfach von der Miliz vertrieben wurden. "Wir haben kein normales Leben mehr und wissen nicht, wo wir schlafen sollen. Unsere Häuser wurden niedergebrannt. Wir fühlen uns wie Zugvögel."

Berichte über Vergewaltigungen und öffentliche Tötungen

Der UN-Menschenrechtsrat hat in der vergangenen Woche eine Kommission eingesetzt, die Gräueltaten untersuchen soll, die sowohl von der Miliz als auch von der kongolesischen Armee begangen wurden. Es gibt Berichte über Massenvergewaltigungen und öffentliche Tötungen. Untersuchungen der UN zeigen, dass die M23 aus dem Nachbarland Ruanda unterstützt wird. Hintergrund sind lange Konflikte zwischen Volksgruppen aber vor allem der Kampf um die Bodenschätze.

Der kongolesische Präsident Félix Tshisekedi forderte auf der Münchner Sicherheitskonferenz Unterstützung der internationalen Gemeinschaft für sein Land. "Wenn mein Land sehr offensichtlich angegriffen wird und das den Großteil der Welt nicht interessiert, stellt das unsere internationalen Gesetze in Frage. Wie kann die Integrität eines Staates so verletzt und seine Einwohner massakriert werden, ohne dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden?"

Die Demokratische Republik Kongo hatte von den UN mehrfach Sanktionen gegen Ruanda gefordert. Ein Zusammenschluss mehrerer Milizen, zu dem die M23 gehört, hat angekündigt, bis in die Hauptstadt Kinshasa ziehen und die Regierung stürzen zu wollen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 15. Februar 2025 um 14:41 Uhr.