Fachkräftemangel Russland fehlen Millionen Arbeitskräfte
In Russland fehlten in diesem Jahr rund 4,8 Millionen Arbeitskräfte. Das zeigt eine Studie, deren Ergebnisse die Zeitung "Izwestija" veröffentlichte. Der Krieg gegen die Ukraine wird nicht explizit als ein Grund genannt.
Der Mangel an Arbeitskräften hat in Russland in den vergangenen beiden Jahren stark zugenommen. Wie die russische Zeitung "Izwestija" unter Berufung auf das Institut für Wirtschaft der Russischen Akademie der Wissenschaften berichtet, fehlen zur Zeit 4,8 Millionen Menschen. Die Entwicklung werde vermutlich 2024 andauern. Laut dem Autor der Studie, Nikolaj Achapkin, werden besonders Fahrer und Ladenarbeiter gesucht.
Arbeitslosenquote auf Tiefststand
Zuvor hatten das Wirtschaftsministerium und die Zentralbank davon gesprochen, dass der Fachkräftemangel die Konjunktur bremse. Die Arbeitslosenquote ist nach offiziellen Angaben mit 2,9 Prozent auf dem niedrigsten Stand in der Geschichte. Dem Bericht zufolge stieg die Zahl der offenen Stellen im Verhältnis zur Gesamtzahl der Arbeitskräfte bis Mitte 2023 auf 6,8 Prozent im Vergleich zu 5,8 Prozent im Vorjahr.
Das Arbeitsministerium erweiterte die Liste der Berufe, in denen auch Ausländer beschäftigt werden dürfen. Unternehmen versuchen vermehrt, Arbeitskräfte aus afrikanischen Ländern und aus Nordkorea anzuwerben. Arbeitsminister Anton Kotjakow sieht den Fachkräftemangel auch in der verarbeitenden Industrie und im Baugewerbe. Unternehmen seien gezwungen, die Löhne zu erhöhen, um mehr Mitarbeiter anzulocken.
Gründe sind demografischer Wandel und Abwanderung
Die Expertin Tatjana Sacharowa von der Plechanow-Wirtschaftsuniversität in Moskau geht dem Zeitungsbericht zufolge davon aus, dass der Arbeitskräftemangel im nächsten Jahr anhalten wird, da freie Stellen für Fabrikarbeiter, Ingenieure, Ärzte, Lehrer und andere Berufe besonders schwer zu besetzen sein würden. Als Gründe für den Arbeitskräftemangel nannte sie unter anderem den demografischen Wandel und Abwanderung.
Hunderttausende Russen, darunter hochqualifizierte IT-Spezialisten, haben ihr Land nach dem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 verlassen. Viele flüchteten, weil sie den Krieg ablehnen oder befürchten, eingezogen zu werden. Die Abwanderung verstärkte sich, nachdem Präsident Wladimir Putin im September 2022 eine Teilmobilisierung von rund 300.000 Rekruten ankündigt hatte.