Ein palästinensischer Gefangener im israelischen Militärlager Sde Teiman. (Undatierte Aufnahme)

Palästinenser schwer verletzt Israelische Reservisten wegen Misshandlung angeklagt

Stand: 19.02.2025 17:30 Uhr

Fünf israelische Reservisten sollen einen palästinensischen Gefangenen schwer misshandelt haben. Nun hat sie die Militärstaatsanwaltschaft angeklagt. Kritik an Haftbedingungen für Palästinenser gibt es schon lange.

Fünf israelischen Reservisten wird die Misshandlung eines palästinensischen Gefangenen im Militärgefangenenlager Sde Teiman in der Nähe von Beerscheba vorgeworfen. Wie israelische Medien berichteten, hat die Militärstaatsanwaltschaft Anklage erhoben.

Laut der Anklageschrift misshandelten die Männer den Gefangenen derart, dass er mehrere schwere Verletzungen davontrug, darunter einen Lungenriss, gebrochene Rippen und einen inneren Riss im Rektum. Der Vorfall soll sich am 5. Juli vergangenen Jahres ereignet haben. Die Klage basiert auf medizinischen Aufzeichnungen sowie Bildern der Sicherheitskameras. Demnach sollen die Reservisten den Palästinenser an einen gesonderten Ort gebracht, ihm die Augen verbunden, Handschellen angelegt und ihn dann misshandelt haben.

Verhaftung führte zu Gewalt

Die fünf Angeklagten gehören zu neun israelischen Reservisten, die im vergangenen Sommer wegen des Übergriffs verhaftet wurden. Ihr Anwalt wies die Vorwürfe damals zurück und erklärte, seine Mandanten hätten sich gewehrt, als sie von dem Häftling attackiert worden seien.

Die Festnahme der Männer hatte Ende Juli zu einem gewaltsamen Sturm rechtsextremer Aktivisten auf den Militärstützpunkt geführt. In einem anderen Fall von Misshandlung palästinensischer Gefangener wurde laut Berichten Anfang Februar dieses Jahres ein Reservist im Rahmen eines Vergleichs zu sieben Monaten Haft verurteilt.

Kritik an Militärgefangenenlager

Das Militärgefangenenlager Sde Teiman war wiederholt wegen brutaler Haftbedingungen in die Schlagzeilen geraten. Israelische Menschenrechtler hatten im Mai vergangenen Jahres beim obersten Gericht erfolglos seine Schließung gefordert.

In dem Lager sollen seit Beginn des Gazakriegs bis zu 1.400 Palästinenser aus dem Gazastreifen zeitgleich inhaftiert worden sein.

Appell von Ärzte-Organisation

In einem jüngst veröffentlichtem Appell warf die Organisation "Ärzte für Menschenrechte Israel" (Physicians for Human Rights Israel, PHRI) Israel vor, Hunderte medizinische Fachkräfte aus dem Gazastreifen ohne Anklage festzuhalten und in israelischen Haftanstalten zu missbrauchen.

Das israelische Vorgehen sei ein Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht und die Genfer Konventionen, die medizinisches Personal in Kriegszeiten ausdrücklich schützten, so PHRI.

Mit Informationen von Jan-Christoph Kitzler, Tel Aviv.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 19. Februar 2025 um 15:50 Uhr.