Von Hamas entführt Israel verlangt Freilassung von Zivilistin
Eigentlich hätte sie heute freikommen sollen - doch Arbel Yehud wird immer noch im Gazastreifen festgehalten. Bis sie freikommt, will Israel keine Palästinenser nach Nord-Gaza zurückkehren lassen.
Israel hat die Hamas eindringlich zur Freilassung der Zivilistin Arbel Yehud aufgefordert. Nun hat Premierminister Benjamin Netanjahu die Rückkehr vertriebener Palästinenser in den Norden des Gazastreifens davon abhängig gemacht.
Sein Büro erklärte: "Gemäß der Vereinbarung wird Israel den Gaza-Bewohnern nicht erlauben, in den nördlichen Teil des Streifens zu ziehen, bis die Freilassung der Zivilistin Arbel Yehud erfolgt ist."
Die 29-Jährige wird offenbar nicht von der Hamas sondern vom verbündeten Islamischen Dschihad festgehalten.
Bricht Hamas Waffenruhe-Abkommen?
Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari warf der Hamas vor, gegen das vereinbarte Waffenruhe-Abkommen zu verstoßen. "Die Hamas hat ihre Verpflichtung nicht erfüllt, zuerst Zivilistinnen zurückzugeben", sagte Hagari. Die militant-islamistische Hamas hatte vier israelische Soldatinnen freigelassen und keine Zivilisten.
Kurz nach der Veröffentlichung der Erklärung teilte eine Hamas-Quelle gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters mit, dass Yehud am Leben sei. Sie solle kommenden Samstag freigelassen werden. Unabhängig überprüfen lässt sich die Aussage nicht.
Auch gegenüber der Nachrichtenagentur AFP sagte ein Hamas-Vertreter, Yehud werde beim dritten Austausch freigelassen. Der saudische Nachrichtensender Al-Hadath meldete, dass auch der Islamische Dschihad angab, dass die Zivilisten am kommenden Samstag übergeben werde. Israelische Vertreter bestehen jedoch auf Garantien. In Gespärchen mit Vermittlern war die Rede von Lebensnachweisen, berichtete die israelische Zeitung Haaretz.
Armee bleibt im Netzarim-Korridor
Die israelische Armee rief die Bevölkerung im Gazastreifen derweil auf, sich von dem von der Armee kontrollierten Netzarim-Korridor zwischen dem Süden und dem Norden des Gazastreifens fern zu halten. Eigentlich sollte sich die israelische Armee im Zuge des Waffenruhe-Abkommens an diesem Wochenende von dort zurückziehen. Dies sollte vertriebenen Palästinensern im Süden die Rückkehr in ihre Heimatorte im Norden ermöglichen.
Viele Einwohner des Gazastreifens hatten sich bereits auf dem Weg zu dem Korridor gemacht. "Ich bin hier seit gestern mit meiner Frau, meinen drei Töchtern und vier Söhnen", sagte der 39-jährige Dschibril al-Dschumla. "Wir wurden im Oktober 2023 nach Chan Yunis vertrieben und von dort mehrfach weitergeschickt."
Israel fordert Garantie für Freilassung
Gemäß dem Waffenruhe-Abkommen sind Zivilisten vor den Soldaten freizulassen. Daher war Israel bis Freitag davon ausgegangen, dass Yehud sich auf der Namensliste wiederfinden würde. Nach Beratungen habe Premier Netanyahu beschlossen, die Freilassung der vier Soldatinnen abzuwarten, um dann öffentlich Maßnahmen gegen den Verstoß anzukündigen.
Israelische Streitkräfte berichteten, dass Generalstabschef Herzl Halevi eine Lagebeurteilung durchgeführt habe. Die Kommandeure seien angewiesen, die volle Bereitschaft entlang des Netzarim-Korridors aufrecht zu erhalten.
Der Netzarim-Korridor ist ein rund sieben Kilometer langes Gebiet, der von israelischem Militär besetzt ist und den Gazastreifen von Israel bis zum Mittelmeer durchschneidet. Der Norden des Gazastreifens ist dadurch vom Rest des palästinensischen Küstenstreifens abgetrennt.
Die Hamas hatte den Bewohnern des Gazastreifens am Donnerstag mitgeteilt, dass sie die Straße Haroun al-Rashid entlang der Küste nutzen könnten, um in den Norden zu gelangen. Die sei Teil der Vereinbarung mit Israel. Diese Übereinkunft wurde nun durch Israel ausgesetzt, bis Yehud freigelassen wird.