Bürger Pjöngjangs besuchen die Statuen ihrer verstorbenen Führer Kim Il Sung und Kim Jong Il auf dem Mansu-Hügel.

Reisen nach Nordkorea Wieder Ferien beim Diktator

Stand: 28.01.2025 16:37 Uhr

Fast fünf Jahre lang waren die Grenzen zu Nordkorea dicht. Doch bald soll das verschlossenste Land der Welt für westliche Besucher wieder zugänglich werden: Erste Reiseveranstalter planen Touren.

Drei Nächte in Rason, ganz im Nordosten des Landes, plus zwei Übernachtungen vorher und nachher in Peking, inklusive Inlandsflüge - für etwa 1.300 Euro pro Person. Das ist das Preisschild für einen Urlaub im Reich von Machthaber Kim Jong Un. Am 18. Februar soll, Stand jetzt, die erste Reise starten - nach fast fünf Jahren Pause.

Bei Koryo Tours und anderen vergleichbaren Reiseveranstaltern, die Trips in die Demokratische Volksrepublik Korea anbieten, laufen die Telefone heiß. Die Nachfrage ist tatsächlich groß.

Wirklich viele andere Kommunikationsmöglichkeiten zwischen den Kontaktleuten in Nordkorea und China, wo die meisten Tour-Anbieter sitzen, gibt es nicht. "Nordkorea ist und bleibt immer noch eine besondere Herausforderung", berichtet Koryo-Tours-Geschäftsführer Simon Cockerell im Interview mit dem ARD-Studio Tokio.

Frei bewegen darf sich niemand

Er und sein Team bieten seit mehr als 20 Jahren Trips nach Nordkorea an. Eine so lange Pause wie seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie hat es noch nie gegeben. Und auch bei der jetzt verkündeten Öffnung bleiben noch viele, vor allem logistische Fragen offen.

Wenn überhaupt, dürfen die Touristen nur in das Grenzgebiet Rason im Dreiländereck zwischen Nordkorea, Russland und China reisen. Das erreicht man aber nur über den Landweg - und die chinesische Seite der Grenze ist derzeit nicht besetzt. Wann und ob sie öffnet, kann niemand genau sagen.

Wie viele Menschen einreisen dürfen, ist ebenso unklar. Fest steht offenbar nur: Der Rest des Landes, inklusive der Hauptstadt Pjöngjang, bleibt gesperrt, und frei bewegen darf sich ohnehin niemand.

Kim Jong Un in Wonsan.

Nordkoreas Diktator Kim Jong Un inspiziert neu gebaute Tourismusanlagen in Wonsan.

Urlaub im sozialistischen Vorzeigedorf

Sehenswert sei die Gegend ganz im Nordosten des Landes trotzdem, behauptete Cockerell. Er spricht von einer landschaftlich "wirklich schönen Ecke". Rason sei bekannt für die Schönheit seiner Küste.

Es gebe viele Bauernhöfe und Fabriken, die besichtigt werden können - Schuhfabriken, Taschenfabriken, Brauereien, ein großes Casino, unzählige Hotels und den ersten und einzigen für Touristen legalen Markt. Eine Art sozialistisches Vorzeigedorf also. Zufällig verirrt sich hierhin kein Tourist.

Besonders Menschen, die sich zum Ziel gesetzt hätten, jedes Land der Welt einmal zu besuchen, könnten es kaum erwarten, ihren Fuß nach Nordkorea zu setzen. "Vielen fehlt nur noch dieses eine Land auf ihrer Liste", sagt Cockerell, der mit seiner Agentur auch Reisen in andere "komplizierte" Länder wie etwa Turkmenistan anbietet.

Indiz für schrittweise Öffnung?

Seine Kunden würden sich bewusst für einen Aufenthalt in einem Staat entscheiden, in dem die Freiheiten sehr eingeschränkt sind, wo es fast kein Internet gibt, wo man nicht tun und lassen kann, was man will. Sie müssen sich aber erstmal gedulden.

Tatsächlich deutet vieles darauf hin, dass Reisen nach Nordkorea sehr bald wieder möglich sein werden. Zum Erstaunen vieler Beobachter hat der Zoo von Pjöngjang plötzlich eine englischsprachige Webseite online gestellt. Womöglich ist es ein Indiz für die vom Regime geplante weitere schrittweise Öffnung für Ausländer.

Seit etwa einem Jahr dürfen nur russische Staatsangehörige zu touristischen Zwecken einreisen. Vermutlich ist es eine Art Zugeständnis von Machthaber Kim Jong Un an seinen Freund, Kremlchef Wladimir Putin.

Bürger aus dem in der nordkoreanischen Verfassung als "Feindstaat Nummer 1" deklarierten Südkorea dürfen weiterhin nicht einreisen. Manche Regierungen, etwa die der USA, verbieten ihren Staatsbürgern, in das Land einzureisen.

Auswärtiges Amt rät von Reisen ab

Deutsche benötigen nach Angaben der Reiseveranstalter ein gültiges chinesisches Visum und können dann die Einreise nach Nordkorea beantragen. Da gebe es in den seltensten Fällen Probleme, so Cockerell.

Das Auswärtige Amt rät auf seiner Homepage jedoch von Reisen in das Land dringend ab. Die Deutsche Botschaft ist wie die anderer europäischer Staaten seit März 2020 geschlossen. Es gibt also keine konsularische Unterstützung für deutsche Touristen.

Noch ist also vieles unsicher und unklar. "Seid diesmal wirklich bereit", habe man ihm aber aus Nordkorea gesagt, erzählt Reiseveranstalter Cockerell. Offenbar sind die Ferien beim Diktator also nur noch eine Frage von Wochen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 02. August 2024 um 17:52 Uhr.