Putin und Kim treffen sich Komplimente, Kooperation - und Waffendeals?
Nordkoreas Machthaber Kim lobt die russische Armee, Präsident Putin kündigt eine verstärkte Zusammenarbeit an: Bei dem Treffen ging es demonstrativ harmonisch zu. Keine Details gab es über mögliche Waffenlieferungen.
Seit dem Angriff auf die Ukraine ist Russlands Präsident Wladimir Putin im Westen isoliert. Umso mehr bemüht er sich um engere Zusammenarbeit mit anderen Staaten - darunter auch Nordkorea.
Bei seinem Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un am Weltraumbahnhof Wostotschny im Fernen Osten Russlands kündigte Putin eine engere Zusammenarbeit an. "Einen Toast auf die künftige Stärkung der Zusammenarbeit und der Freundschaft zwischen unseren Ländern", sagte Putin, als er laut russischem Staatsfernsehen bei einem Mittagessen zu Ehren des Diktators sein Glas hob.
Der russische Präsident würdigte historische Verbindungen zwischen beiden Staaten und zitierte ein russisches Sprichwort, wonach "ein alter Freund besser ist als zwei neue". Putin erinnerte daran, dass sowjetische und nordkoreanische Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg gemeinsam für die Freiheit des Landes gekämpft hätten.
Kim stößt auf "neue Siege des großen Russlands" an
Nordkoreas Machthaber Kim sagte Russlands Sieg in dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine voraus. "Ich bin tief überzeugt davon, dass die heldenhafte russische Armee und das Volk glänzend die Siegestradition übernehmen werden und ihre Ehre und ihren Ruhm an den Fronten der militärischen Spezialoperation demonstrieren", sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax. Damit werde es Russland zugleich gelingen, einen starken Staat aufzubauen.
Moskau ist bei der von Putin im Februar 2022 befohlenen Invasion allerdings weit von seinen ursprünglichen Kriegszielen entfernt. Die russische Armee musste mehrere Niederlagen einstecken und verteidigt sich derzeit gegen Kiews Gegenoffensive im Süden der Ukraine.
Zwar hält Russland einschließlich der bereits 2014 annektierten Halbinsel Krim immer noch rund 20 Prozent des Nachbarlandes besetzt, zuletzt gab es aber Informationen über zunehmende Probleme bei der Versorgung der Truppen mit Waffen und Munition.
Expertin: Treffen mit hoher Symbolkraft
Im Interview mit den tagesthemen betont Elisabeth Suh von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik die hohe Symbolkraft des Treffens. Es gehe dabei aber wohl auch um Austausch im wirtschaftlichen, kulturellen und gerade im militärischen Bereich. "Dass Nordkorea wahrscheinlich Artillerie und Munition an Russland liefert, darüber spekulieren wir schon seit letztem Jahr, da gab es auch einiges zu sehen an Grenzüberquerungen."
Und gerade, dass Kim Putin an dem Weltraumbahnhof getroffen habe, sei "ein großes Zeichen - und Russland hat das auch mitgeteilt -, dass Russland da bereit wäre, Nordkorea zu unterstützen bei der Weltraumraketen- und Satellitentechnologie".
Keine Details über mögliche Waffenlieferungen
Der nordkoreanische Machthaber teilte am Rande des Treffens mit, dass er mit Putin während des Vieraugengesprächs über die politische und militärische Lage in Europa und auf der koreanischen Halbinsel gesprochen habe. Er hoffe, dass seine Visite den Grundstein zu einer strategischen Partnerschaft zwischen den beiden Nachbarländern lege, fügte Kim hinzu. Details über mögliche Waffenlieferungen wurden vorerst nicht bekannt.
Die Waffenlieferungen an Russland für den Krieg in der Ukraine dürften aber ein zentrales Thema der Beratungen der beiden Staatschefs sein. Der russische Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow hatte gestern auf eine entsprechende Frage allerdings nur geantwortet: "Unsere Länder kooperieren in sensiblen Bereichen, die nicht öffentlich gemacht werden sollten."
"Bedingungslose Unterstützung" für Putin
Kim war gestern in einem gepanzerten Zug in Russland eingetroffen. Am Morgen kam er dann mit dem Zug am Bahnhof von Wostotschny an. Nordkoreas Machthaber dankte Putin für die Einladung und den warmen Empfang, obwohl dieser "sehr beschäftigt" sei. Er sagte Putin seine "bedingungslose Unterstützung" zu.
Kim sprach von einem "heiligen Kampf", den Russland führe, um dessen Sicherheitsinteressen zu verteidigen. Nordkorea werde an einer "antiimperialistischen" Front immer an der Seite Moskaus stehen. Kim bezeichnete die Beziehungen seines Landes zu Russland als "oberste Priorität".
Im Kosmodrom zeigte sich Kim auch interessiert an den Trägerraketen für die Raumfahrt. Dass sich die beiden Staatschefs in der wichtigsten russischen Einrichtung für die Inbetriebnahme von Satelliten trafen, deutete darauf hin, dass sich Kim um technische Unterstützung Moskaus bei dem Bestreben bemühen könnte, militärische Aufklärungssatelliten ins All zu bringen. In den vergangenen Monaten war Pjöngjang wiederholt daran gescheitert, seinen ersten Spionagesatelliten in Betrieb zu nehmen.
USA warnen Nordkorea
Dafür, dass es bei der Begegnung von Putin und Kim um Waffenlieferungen an Russland gehen dürfte, spricht Analysten zufolge die aus Nordkorea mitgereiste Delegation. Ihr gehören hochrangige Vertreter des Militärs und der Rüstungsindustrie an. So ist unter anderem Munitionsindustriedirektor Jo Chun Ryong dabei. Nordkorea könnte Russland für seinen Krieg in der Ukraine Artilleriemunition und Panzerabwehrraketen liefern.
Im Gegenzug dafür könnte das weitgehend abgeschottete Nordkorea von Russland moderne Technik für Satelliten und Atom-U-Boote erhalten. Nordkorea versucht seit Jahren, ein eigenes Atom- und Raketenprogramm zu entwickeln. Inzwischen hat Pjöngjang eigenen Angaben zufolge mehrere erfolgreiche Atomwaffen- und Raketentests gemacht. Zuletzt meldete Südkorea am Morgen erneut den Start von Kurzstreckenraketen.
Die USA hatten Pjöngjang vor Waffenlieferungen an Russland gewarnt. Das Land behält sich für einen solchen Fall weitere Sanktionen vor. "Jedes Übertragen von Waffen von Nordkorea an Russland wäre eine Verletzung mehrerer Resolutionen des UN-Sicherheitsrats", sagte Matthew Miller, der Sprecher des US-Außenministeriums.