Thailand erlaubt Ehe für alle "Von heute an weht die Regenbogenflagge"
Thailand hat die gleichgeschlechtliche Ehe erlaubt. Hunderte Paare gaben sich allein am ersten Tag in Bangkok das Jawort. Mit der Legalisierung will sich das Land auch als LGBTQ-freundliches Reiseziel empfehlen.
Auf diesen Moment haben sie viele Jahre gehofft: Stolz zeigen Nathnicha "Maple" Klinthaworm und Kevin Pehthai, ihre offiziellen Heiratsurkunden im Zentrum von Bangkok. Sie sind von heute an ein Ehepaar. Beide wurden mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen geboren. Kevin identifiziert sich aber als Mann.
"Wir sind so aufgeregt, es ist überwältigend", sagen die zwei. "Wir haben so lange auf diesen Moment gewartet. Und als der Standesbeamte seine Unterschrift draufgesetzt hat, da hätte sie fast angefangen zu weinen. Jetzt gehen wir zusammen durchs Leben und starten als echte Familie."
So wie die beiden haben sich allein in Bangkok Hunderte gleichgeschlechtliche Paare gleich am ersten Tag das Jawort gegeben. Nach Umfragen finden das 80 Prozent der Menschen in Thailand gut. Die Kolleginnen und Kollegen von Klinthaworm und Pehthai sowieso. Die beiden arbeiten zusammen in einer Produktionsfirma. Sie haben jetzt dieselben Rechte und Pflichten wie heterosexuelle Paare. Etwa in Finanzfragen, bei Erbschaften und in medizinischen Notfällen.
Thailand will LGBTQ-freundliches Reiseziel sein
Hinter der Legalisierung der Ehe für alle stecken auch wirtschaftliche Interessen. Wichtigste Branche: der Tourismus. Thailand setzt auf einen Ruf als LGBTQ-freundliches Reiseziel.
Wittaya Luangsasipong betreibt ein Reisebüro. Er hat sich auf Angebote für schwule und lesbische Touristen in Thailand spezialisiert. Vom diskreten Fahrer beim Flughafenshuttle über Insidertipps für Hotels, Konzerte und Bars. Sein Eindruck: Gleichgeschlechtliche Reisende bringen häufig auch mehr Geld ins Land - und können sich sicher fühlen: "Homosexuelle können hier Händchen halten, und sie werden nicht diskriminiert. Wenn hier zum Beispiel zwei Frauen in einem Hotel einchecken und im Doppelbett schlafen wollen, dann guckt keiner komisch. Hier sind wir sehr offen, und das zieht viele von außerhalb an."
Videobotschaft der Premierministerin
In Nachbarländern sieht das anders aus. Beispiel Malaysia. Im muslimisch geprägten Land ist explizit geregelt, was gegen die sogenannte natürliche Ordnung verstößt. Das Strafmaß für Sex unter Männern: bis zu 20 Jahre Haft und Peitschenhiebe.
Thailand dagegen gibt sich weltoffen. Glückwünsche kommen auch von der Premierministerin Paetongtarn Shinawatra sendet vom Weltwirtschaftsforum in Davos eine Videobotschaft in die Heimat: "Wir als thailändische Gesellschaft akzeptieren mit ganzem Herzen sexuelle Diversität. Von heute an weht die Regenbogenflagge stolz in unserem Land."
Klinthaworm und Pehthai hatten lange für ihr Recht zu heiraten gekämpft. Nun wollen sie aber einfach nur feiern, ganz ohne Politik.