Erster Corona-Lockdown Was vor fünf Jahren in Wuhan geschah
Am 23. Januar 2020 verriegelten Sicherheitskräfte den Bahnhof in Chinas Millionenstadt Wuhan. Es war der erste Corona-Lockdown, auch wenn die Krankheit damals noch nicht so hieß.
Am 23. Januar 2020 morgens um 10 Uhr schließen Sicherheitsleute den Eingang zum Bahnhof in Wuhan. Die Stadt mit mehr als zehn Millionen Einwohnern, in der sich das neuartige Corona-Virus erstmals verbreitet, wird abgeriegelt. Neben Bahnhöfen werden auch der Flughafen und die U-Bahn der Stadt im Landesteil Hubei geschlossen.
Es ist der erste Covid-Lockdown in der Geschichte, auch wenn die Lungenkrankheit, die das Corona-Virus verursacht, damals noch nicht so heißt.
Behörden sind seit Wochen informiert
Der damalige Gouverneur von Hubei, Wang Xiaodong, erklärt am Tag des ersten Covid-Lockdowns, dass die Regierung in Wuhan beschlossen habe, den gesamten Verkehr aus der Stadt zu stoppen. Es sei eine schwere Entscheidung gewesen. Ziel sei es jedoch, die vorübergehenden Einschränkungen für die langfristige Sicherheit zu nutzen.
Der Gouverneur wirbt ausdrücklich um Unterstützung bei der Bevölkerung für den drastischen Schritt. Was erst nach und nach bekannt wird: Die Behörden wissen zu diesem Zeitpunkt schon seit mehreren Wochen von dem neuartigen Lungenvirus in Wuhan. Doch sie versuchen, den Ausbruch zunächst so gut es geht zu vertuschen. Ärzte, die vor dem Virus warnen, werden zum Schweigen gebracht.
50 Millionen Menschen betroffen
Dann am 23. Januar 2020 die plötzliche Flucht nach vorn: der erste Covid-Lockdown in der Geschichte. Die Verwaltung baut Not-Krankenhäuser und bringt Zehntausende medizinische Hilfskräfte in die Stadt. Die Menschen dürfen ihre Stadt nicht mehr verlassen, auch ihre Bewegungsfreiheit innerhalb von Wuhan wird stark eingeschränkt.
Sicherheitsleute kontrollieren, wer seinen Wohnbezirk verlassen darf, es herrscht Maskenpflicht, überall in der Stadt werden Menschen auf Fieber getestet. Unternehmen werden geschlossen. Neben Wuhan werden auch 15 andere Städte im Landesteil Hubei abgeriegelt. Betroffen sind mehr als 50 Millionen Menschen.
Berichte über Corona werden unterbunden
Die Berichterstattung in den staatlich kontrollierten chinesischen Medien begleitet all dies völlig unkritisch. Gleichzeitig werden Menschen, die über die Krankheit oder den Lockdown auf Social-Media-Kanälen berichten, mundtot gemacht.
Die chinesische Juristin und Bloggerin Zhang Zhan reist aus ihrer Heimatstadt Shanghai nach Wuhan, um über den Lockdown zu berichten. Ganz nüchtern in einfachen Videos erzählt sie über das, was sie beobachtet.
Dass Zhang Zhan ohne offizielle Erlaubnis ihre Beobachtungen veröffentlicht, ist aus Sicht der chinesischen Behörden illegal. Deswegen wird sie im Mai 2020 festgenommen und ein halbes Jahr später zu vier Jahren Gefängnis verurteilt - in einem Prozess, der weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. Nach ihrer zwischenzeitlichen Freilassung sitzt Zhang Zhan heute wieder in Haft - warum, ist nicht bekannt.
Dunkelziffer an Toten höher
Nach offiziellen Angaben sterben bei dem ersten großen Corona-Ausbruch in Wuhan rund viertausend Menschen. Unabhängige Experten außerhalb Chinas halten das für untertrieben und gehen von einer vielfach höheren Todeszahl aus.
Am 8. April 2020 beenden die Behörden den Lockdown in Wuhan. Sie haben das Corona-Virus in der Stadt mit harten Maßnahmen unter Kontrolle gebracht.
Bis heute keine Aufarbeitung
Bis die chinesische Führung ihre strikte Null-Covid-Politik im ganzen Land beendet, vergehen fast drei weitere Jahre. So lange sind die Grenzen der Volksrepublik weitgehend geschlossen, ganze Millionenstädte werden regelmäßig durchgetestet und bei Ausbrüchen in harte Lockdowns versetzt.
Die Null-Covid-Politik der kommunistischen Führung richtet großen Schaden an, wirtschaftlich, gesellschaftlich und auch das Image Chinas wird beschädigt. Eine Aufarbeitung findet bis heute nicht statt.