Ukrainische Getreideexporte "Constanta ist schon jetzt überfüllt"
Durch die russische Seeblockade ist der Getreideexport aus der Ukraine viel schwieriger geworden. Eine Ausweichroute führt über den rumänischem Hafen Constanta - doch der ist überlastet.
Vor ein paar Tagen schlugen in der Nähe der kleinen ukrainischen Hafenstadt Reni russische Drohnen ein. Der Ort liegt an der Donau nur 20 Kilometer entfernt von Galati im NATO-Land Rumänien. Die rumänische Stadt ist Drehscheibe für Transporte aus der Ukraine geworden - ob über die Donau, die Straße oder über die wieder in Betrieb genommene Breitspur-Eisenbahn. Sie ist sehr wichtig geworden seit dem Beginn der Blockade des Seehafens in Odessa.
Auch die Republik Moldau ist nicht weit entfernt, das Gebiet ist ein strategisch wichtiges Drei-Länder-Eck. Wichtig vor allem für den Export von Getreide aus der Ukraine über den rumänischen Schwarzmeerhafen Constanta. Von dort geht ukrainisches Getreide in den Nahen Osten und nach Afrika. Das heißt: Geld für die Ukraine im Abwehrkrieg gegen Russland.
Russische Kriegsschiffe und Seeminen
Russische Kriegsschiffe wollen den Getreideexport aus der Ukraine über das Meer stoppen. Die Schwarzmeerflotte bringt sich offenbar für eine Blockade ukrainischer Häfen in Stellung, nachdem Russland das Getreideabkommen gekündigt hat. Außerdem bedrohen Seeminen den Schiffsverkehr.
Und jetzt sind ukrainische Häfen auch das Ziel russischer Drohnen, die in gefährlicher Nähe zu rumänischem Gebiet einschlagen.
Der Hafen Constanta ist überlastet
Rumänien steht eindeutig an der Seite der Ukraine und spielt eine zentrale Rolle beim für die Ukraine so wichtigen Export von Getreide. Das ist eine Kraftprobe für Rumänien, für den Schwarzmeerhafen Constanta, rechnet der rumänische Agrarmarktanalyst Cezar Gheorghe im rumänischen Pro TV vor.
Ziel ist es, erstmal 27 Millionen Tonnen Getreide zu exportieren. Ich spreche von der Ukraine. Dazu das, was Rumänien exportiert, damit nähern wir uns 50 Millionen Tonnen. Aber Constanta kann auch mit einem perfekten Plan nicht mehr als 25, 26 Tonnen schaffen.
Dies bestätigt Andrei Dragusin, Chefdisponent im Hafen Constanta: "Der Hafen von Constanta ist schon jetzt überfüllt, mit Schiffen und mit Lastkähnen. Alle voller Getreide, das aus der Ukraine kommt."
Export durch einen schmalen Wasserstreifen
Diskutiert wird der Transport des Getreides durch rumänische Hoheitsgewässer entlang der Schwarzmeerküste. Das ist vom Ufer aus ein 20 Kilometer schmaler Streifen bis Constanta. Aber dazu müssen die Schiffe aus den ukrainischen Häfen auslaufen können.
Der rumänische Präsident Klaus Iohannis versichert jedenfalls, auch weiter alles zu tun, um die Getreideexporte am Laufen zu halten. Ungefähr die Hälfte des ukrainischen Getreides wurde bisher über rumänische Routen transportiert. Die Transport-Kommissarin der Europäischen Union, Adina Valean, kommt aus Rumänien und war maßgeblich daran beteiligt, die sogenannten "Korridore der Solidarität" für den Export aus Ukraine auszubauen.
Aber auch sie sagt, dass die Kapazität erhöht werden müsse. Und das möglichst nur als Transitroute, denn bei den Bauern in den Korridor-Ländern gärt es. Sie kritisieren, dass sie auf ihrem eigenen Getreide sitzen bleiben würden, weil zu viel billiges ukrainisches Getreide in Rumänien hängen bleibe.