Jean-Marie Le Pen

Frankreich Front-National-Gründer Jean-Marie Le Pen gestorben

Stand: 07.01.2025 14:13 Uhr

Mit dem Front National dominierte Jean-Marie Le Pen über Jahre die extreme Rechte in Frankreich. Nun starb er im Alter von 96 Jahren. Seine Tochter Marine übernahm 2011 die Führung der Partei, die inzwischen Rassemblement National heißt.

Der Gründer der rechtsradikalen, inzwischen umbenannten Partei Front National, Jean-Marie Le Pen, ist tot. Er starb im Alter von 96 Jahren, wie seine Familie und die Partei mitteilten. Le Pen war vor wenigen Wochen in ein Pflegeheim gebracht worden.

Le Pen gründete 1972 den Front National, den er fast vier Jahrzehnte führte. Mit Provokationen, Nationalismus und Stimmungsmache gegen Einwanderung machte er die Partei In dieser Zeit von einer Splittergruppe zu einer ernstzunehmenden politischen Kraft.

Im Jahr 2002 gelang es ihm, bei der Präsidentenwahl als Zweitplatzierter in die Stichwahl einzuziehen, die er allerdings deutlich gegen Jacques Chirac verlor.

Jean-Marie Le Pen

Le Pen, hier im Jahr 2007, hatte den Front National gegründet und Jahrzehnte den Kurs der extremen Rechten in Frankreich bestimmt.

Foltervorwürfe im Algerienkrieg

Jean-Marie Le Pen war 1928 als Sohn eines bretonischen Fischers und einer Näherin zur Welt gekommen. Nach Jura- und Politik-Studium ging er zur französischen Fremdenlegion. Mehrfach wurde ihm Folter von Gefangenen im Algerienkrieg (1954-1962) vorgeworfen, er selbst wies dies zurück. Eine Verleumdungsklage gegen die Zeitung Le Monde verlor er allerdings im Jahr 2003.

Wiederholt wurde er wegen Anstachelung zu Fremdenhass und Verharmlosung von Nazi-Verbrechen verurteilt. Unter anderem hatte Le Pen die Gaskammern der Nazis mehrmals als "Detail der Geschichte" des Zweiten Weltkriegs verharmlost.

Verurteilungen wegen Rassismus und Antisemitismus

Seine Tochter Marine Le Pen übernahm 2011 den Vorsitz der Partei. Auf ihr Betreiben wurde ihr Vater 2015 aus der Partei ausgeschlossen. Er wehrte sich erbittert, warf seiner Tochter Verrat vor und wandte sich gegen eine Mäßigung der Partei. Auch in seinen letzten Jahren machte Le Pen vor allem mit der politischen Dauerfehde mit seiner Tochter Schlagzeilen.

Marine Le Pen versucht seitdem, die Partei für einen größeren Teil der französischen Gesellschaft attraktiv zu machen. Unter anderem hat sie dafür den Namen der Partei zu Rassemblement National geändert.

Die Partei wurde bei den vergangenen beiden Europawahlen stärkste Kraft in Frankreich. Marine Le Pen will bei der nächsten Präsidentschaftswahl zum vierten Mal kandidieren. Bei den Wahlen 2022 hatte sie mit ihrem Bemühen um ein gemäßigtes Auftreten ein Ergebnis eingefahren, von dem ihr Vater nur träumen konnte: mehr als 40 Prozent in der zweiten Runde der Präsidentenwahl und einen enormen Ausbau der Parlamentssitze der Partei.