Ein Flugzeug vor Wolken.

Ostsee-Raum Wie der Flugverkehr unter GPS-Spoofing leidet

Stand: 24.01.2025 10:28 Uhr

Mutmaßlich hybride Angriffe Russlands gibt es im Ostseeraum täglich. Zuletzt haben gerade Manipulationen von Navigationssystemen in Flugzeugen drastisch zugenommen. Sie haben eine völlig neue Qualität.

Eigentlich sind GPS-Störungen in Flugzeugen oder bei Schiffen kein neues Phänomen - aber es hat sich etwas verändert. "Seit mehr als zehn Jahren beobachten wir, dass die GPS-Navigation in Flugzeugen immer mal wieder ausfällt", sagt John-Eivind Velure, Direktor der norwegischen Kommunikationsbehörde.

Seit 2022, seit der Vollinvasion Russlands in die Ukraine, treten GPS-Störungen so gut wie täglich auf. Doch nun habe sich auch noch die Art der Störung verändert - und das sei eine ernstzunehmende Entwicklung, so Velure.

"In letzter Zeit hat sich das Signal von einem rein ausfallanfälligen Signal zu einem Signal entwickelt, das anfällig für eine betrügerische Manipulation ist", erklärt Velure. In einem Flugzeug etwa auf 1.300 Metern werde plötzlich ein anderer Standort angezeigt als der tatsächliche.

Kleine Abweichungen vom Standort nur schwer zu erkennen

GPS-Spoofing nennt man das in der Fachsprache. Störungen des GPS-Signals in Form kleinerer Ausfälle - das passiert häufig. Es gefährdet aber nicht gleich die Sicherheit, denn Flugzeuge haben Backup-Systeme und können bei einem Ausfall des GPS-Signals anders navigieren.

Doch Spoofing sei schwerer zu erkennen, sagt Velure. Der Fehler auf der Karte könne groß oder klein sein: "Du kannst eine geringe Abweichung der eigentlichen Position sehen oder eine sehr große Abweichung vom tatsächlichen Standort." Eine Abweichung von mehrere hundert Kilometern vom eigenen Standort könne man leichter erkennen als nur eine kleine Ungenauigkeit.

Nachweislich in Russland ausgelöst

Diese Störungen würden nachweislich in Russland ausgelöst, sagt Velure. Alle entsprechenden Stellen in Norwegen - wie etwa die zivile Luftfahrtbehörde - seien informiert.

Betroffen von GPS-Störungen ist der gesamte Ostseeraum. Die Europäische Agentur für Luftsicherheit (EASA) erklärt, dass dieses Phänomen in vielen Konfliktregionen weltweit auftrete. Deshalb habe man Empfehlungen und Maßnahmen zur Risiko-Absenkung veröffentlicht.

Genaue Zahlen gibt es nicht, doch viele Ostseeanrainer melden seit 2022 deutlich mehr Vorfälle. Auch in Litauen steigen die Zahlen derzeit an. Tomas Montvila von der litauischen Flugsicherung sagt, im letzten Quartal 2023 haben man etwa einhundert Meldungen über GPS-Störungen erhalten, im letzten Quartal 2024 mehr als 800 Meldungen.

Vor wenigen Tagen musste eine Maschine die Landung in Litauens Hauptstadt Vilnius abbrechen und auf einen anderen Flughafen ausweichen, erzählt Montvila. GPS-Störungen hätten die Piloten von der Landung abgehalten. Doch das sind Einzelfälle - meistens helfen alternative Navigationssysteme, die nicht so leicht zu manipulieren sind.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 24. Januar 2025 um 06:22 Uhr.