Inhaftierter Kremlkritiker Nawalny für sieben Tage in Isolationshaft
Der inhaftierte Kremlkritiker Nawalny muss eigenen Angaben zufolge sieben Tage in Isolationshaft. Während Unterstützer zum Jahrestag seiner Verhaftung zu Protesten aufriefen, zeigte sich Nawalny erstmals seit seiner Verlegung in einem Video.
Der russische Kremlkritiker Alexej Nawalny ist nach eigenen Angaben wegen einer Lappalie in eine winzige Gefängniszelle gesteckt worden. Vertreter des Straflagers in der Arktis hätten ihm vorgeworfen, er habe sich geweigert, "sich im Einklang mit dem Protokoll vorzustellen", ließ Nawalny in seinen Telegram-Kanal wissen.
Sie hätten angeordnet, dass er sieben Tage in einer Strafzelle verbringen muss. Das bedeute, dass er nur um 6.30 Uhr raus in einen schmalen Gefängnishof dürfe. Häftlinge dürften unter normalen Umständen zu einer Zeit raus, wenn es etwas wärmer sei. Derzeit lägen die Temperaturen bei bis zu minus 32 Grad.
Erstes Video aus "Polarwolf"
Der größte politische Feind von Präsident Wladimir Putin war am 21. Januar 2021 zu 19 Jahren Haft verurteilt worden. Die russischen Behörden haben ihm Extremismus vorgeworfen. Die Vorwürfe gegen ihn betrachtet Nawalny als politisch motiviert.
Seit Dezember ist Nawalny in dem berüchtigten Gefängnis "Polarwolf" in der eiskalten sibirischen Jamal-Region. Der 47-Jährige teilte mit, es sei naiv gewesen zu denken, "dass Putin damit zufrieden sein wird, mich in eine Kaserne im hohen Norden zu stecken".
Erstmals seit seiner Verlegung an den Polarkreis war Nawalny in einem Video zu sehen. Darauf schien der Kremlkritiker gut gelaunt zu sein, als er über eine Videoschaltung aus der Strafkolonie IK-3 mit Journalisten sprach, die sich vor dem Kowrowski-Gericht in der Region Wladimir eingefunden hatten. Anlass der Videoschalte war eine Anhörung zu Nawalnys Beschwerden über seine Haftbedingungen.
Nawalnys Anhänger rufen zu Demonstrationen auf
Anlässlich des bevorstehenden dritten Jahrestags seiner Inhaftierung haben Nawalnys Anhänger weltweit zu Demonstrationen aufgerufen. Putin habe Nawalny hinter den Polarkreis wegsperren lassen, um ihn zum Schweigen zu bringen. "Lasst Putin nicht gewinnen", schrieb Nawalnys ins Ausland geflüchteter Chefstratege Leonid Wolkow auf seinem Telegram-Kanal. Geplant sind Demonstrationen allerdings nur im Ausland - auch wegen der starken Repressionen in Russland.
Besonders viele Demonstrationen soll es in Deutschland geben. Hierzulande sind gleich zehn Veranstaltungsorte aufgeführt: Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart, Hannover, Saarbrücken, Ludwigshafen und Göttingen.