![Pete Hegseth und Boris Pistorius | AFP Pete Hegseth und Boris Pistorius](https://images.tagesschau.de/image/0ac0b7ce-6033-45c5-bf27-75bc57cd5dd2/AAABlQjD8UI/AAABkZLrr6A/original/hegseth-pistorius-100.jpg)
Nach Trumps Telefonat mit Putin Amerika und Europa driften auseinander
Wie umgehen mit dem Telefonat von US-Präsident Trump mit Russlands Präsidenten Putin? Die EU-Verteidigungsminister suchten beim NATO-Treffen in Brüssel nach Worten - und forderten, einbezogen zu werden.
In dem Moment, als Europas Verteidigungsminister noch nach passenden Worten suchten und überlegten, wie sie ihre Eingangs-Statements zu Trumps Ukraine-Plänen diplomatisch im Zaum halten könnten, half Pete Hegseth mit einer neuen Formulierung. "Es gibt nur einen Mann auf der Welt", so dozierte der neue US-amerikanische Verteidigungsminister, "der in der Lage ist, die Parteien zusammenzubringen, um Frieden zu schaffen". Dieser Mann sei Donald Trump.
Im NATO-Hauptquartier, wo sonst eine nüchtern-partnerschaftliche Sprache auf Augenhöhe gesprochen wird - gleich, wie viele Truppen der Sprecher hinter sich hat - wirkte das merkwürdig unpassend. Es klang nach Personenkult.
Einige Stunden vorher, in der Regierungszentrale in Washington, hatte Trumps Sprecherin Karoline Leavitt ihren Chef schon zum größten Deal-Maker aller Zeiten ernannt. Das sei weltweit anerkannt. Journalisten, die nicht zum Trump-Lager gehören, ließ sie nicht zu Wort kommen, weshalb die Frage nach den Zugeständnissen Putins beim telefonischen Ukraine-Deal nicht gestellt werden konnte.
Einbindung der Europäer gefordert
Zurück ins NATO-Hauptquartier. Als sich Europas Verteidigungsminister hintereinander vor die Mikrofone stellten, klang das bei vielen nach einer Mischung aus Überraschung und Irritation. Gab es vor Trumps Telefonat wirklich keine Information der alliierten Partner? Auf die Frage des Journalisten sah Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius keinen Grund, den Affront zu kaschieren. "Niemand war vor dem Telefongespräch zwischen Trump und Putin einbezogen worden."
Pistorius ließ dann auch keinen Zweifel aufkommen, dass er Trumps Strategie für falsch hält. Es sei bedauerlich, dass Washington schon vor den Verhandlungen mit Putin öffentlich Zugeständnisse gemacht habe. "Aus meiner Sicht wäre es besser gewesen, über eine mögliche NATO-Mitgliedschaft der Ukraine oder über mögliche Gebietsverluste des Landes erst am Verhandlungstisch zu sprechen."
Pistorius forderte, die Europäer in die Verhandlungen einzubinden. Fast wortgleich äußerte sich Europas Außenbeauftrage Kaja Kallas. Eine "Appeasement-Politik" werde nicht funktionieren, sagte sie. Auch die Außenminister der großen EU-Länder pochten in Erklärungen auf Einbeziehung in den Verhandlungsprozess.
NATO-Generalsekretär vor Herausforderung
Ob das eine Demonstration der Stärke war oder doch eher ein Signal für das Auseinanderdriften von Europäern und Amerikanern in einer zentralen, existentiellen Frage - im Hauptquartier der transatlantischen Allianz standen die Zeichen jedenfalls nicht auf Harmonie. Pete Hegseth wirkte bei seinem ersten NATO-Auftritt konzentriert und gleichzeitig ununterbrochen bemüht, Autorität auszustrahlen.
Messerscharf im Ton, klar in der Sache - die Ansagen des neuen Pentagon-Chefs stellten sogar den NATO-Generalsekretär vor Herausforderungen. Marc Rutte versuchte es mit vorsichtiger Moderation, was gestern passiert ist, sagte er mit Blick auf Trumps telefonischen Alleingang, werde wohl "zu einigen Debatten" in der Allianz führen. Wohl wahr.
"Trump ist ein Businessman"
Rutte versuchte es dann mit einer Festlegung von gemeinsamen Zielen: dass die Ukraine den Frieden braucht, dass sie aus einer Position der Stärke verhandeln muss und dass "nie, niemals" noch einmal so ein brüchiges Abkommen wie das Minsker Abkommen am Ende von Verhandlungen mit Putin stehen darf.
Was Hegseth aber nicht von einigen scharfzüngigen Schlussbemerkungen abhielt. Die Initiative von Trump sei kein Verrat, kein Land habe die Ukraine mehr unterstützt als die USA. Im Übrigen könne man sich auf die Qualitäten von Trump verlassen. "Er ist ein Businessman, er wird mit allen seinen Karten spielen." Ähnlich beruhigend dürfte auf die Europäer der Hinweis auf Trumps erste Amtszeit gewesen sein. "Damals gab es keine Angriffe von Putin auf die Ukraine."
Und auch jetzt, das fügte Hegseth noch hinzu, "haben wir wieder den perfekten Deal-Maker". Die Art, wie der neue Pentagon-Chef das sagte, klang weniger wie eine frohe Botschaft, eher wie eine Drohung.