Polizisten inspizieren in Kiew die Überreste einer Rakete, die auf die Straße gefallen ist.

Angriff auf die Ukraine Russland hat den Krieg begonnen

Stand: 24.02.2022 09:51 Uhr

Russland hat begonnen, die gesamte Ukraine anzugreifen. Das Militär will am Morgen die Infrastruktur der ukrainischen Luftwaffenstützpunkte zerstört haben. Der ukrainische Präsident Selenskyj rief den Kriegszustand aus. Putin drohte auch anderen Staaten.

Die Infrastruktur der ukrainischen Luftwaffenstützpunkte ist nach Angaben der russischen Regierung zerstört. Das meldet die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das Verteidigungsministerium. Zuvor hatte das Ministerium angekündigt, die "militärische Infrastruktur, Einrichtungen zur Luftverteidigung, Militärflugplätze und die Luftwaffe der ukrainischen Streitkräfte" mit Hochpräzisionswaffen außer Gefecht setzen zu wollen.

"Es werden Gebiete überall in der Ukraine bombardiert", Demian von Osten, ARD Moskau

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Laut der Nachrichtenagentur AFP berichtet der ukrainische Grenzschutz vom Vordringen russischer Bodentruppen in die Ukraine. In mehreren nördlichen Regionen und von der annektierten Halbinsel Krim aus habe die Armee mit Panzern und weiterem schweren Gerät die Grenze passiert.

Zuvor waren in den Städten Odessa und Charkiw Explosionen zu hören gewesen, nachdem der russische Präsident Wladimir Putin eine Militäroperation in der Ukraine angekündigt hatte.

Nach Angaben der Ukraine wird ihre Staatsgrenze auch aus Belarus angegriffen. Russische Soldaten hätten Grenzposten und Patrouillen attackiert.

Separatisten melden Einnahme von zwei Städten

Laut der Nachrichtenagentur dpa melden die Separatisten die Einnahme von zwei Kleinstädten. Es handele sich dabei um Stanyzja Luhanska und um Schtschastja. Truppen seien über den Fluss Siwerskyj Donez vorgedrungen, der bisher die Frontlinie bildete.

Die Karte zeigt die Ukraine mit Donezk und Luhansk und den Separatistengebieten und Städte

Die Behörden in Kiew bestätigten das Vordringen prorussischer Kräfte auf das von ukrainischen Regierungstruppen kontrollierte Gebiet. Die russische Armee sei zu den Orten Milowe und Horodyschtsche vorgestoßen, teilte das Innenministerium mit.

Zudem seien Munitionslager im westukrainischen Gebiet Chmelnyzkyj und im südostukrainischen Gebiet Dnipropetrowsk mit Raketen angegriffen worden. In der westukrainischen Stadt Luzk sei ein Fernsehturm zerstört worden. Außerdem wurden den Angaben zufolge Kasernen der ukrainischen Streitkräfte im westukrainischen Gebiet Winnyzja und nahe der Hauptstadt Kiew angegriffen.

"Es gibt offenbar bereits Tote", Ina Ruck, ARD Moskau, zzt. Kiew

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Selenskyj ruft Kriegszustand aus

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rief den Kriegszustand aus. Er appellierte an die Bürger des Landes, nicht in Panik zu verfallen. "Wir sind auf alles vorbereitet, wir werden siegen", sagte er in einer auf Facebook veröffentlichten Videobotschaft.

Selenskyj forderte sofortige Sanktionen gegen Moskau. Er brauche zudem Verteidigungshilfe sowie finanzielle Unterstützung, schrieb er nach Telefonaten unter anderem mit Bundeskanzler Olaf Scholz auf Twitter. Selenskyj forderte eine weltweite "Anti-Putin-Koalition". Die internationale Gemeinschaft müsse mit einem geeinten und starken Vorgehen die Aggression gegen die Ukraine stoppen. "Die Welt muss Russland zum Frieden zwingen."

Nach Angaben des Außenministeriums in Kiew hat Russlands Angriff die "Zerstörung des ukrainischen Staates" zum Ziel. Moskau wolle sich des ukrainischen Territoriums bemächtigen und "eine Besatzung" installieren, erklärte das Ministerium.

Putin warnt andere Staaten vor Einmischung

Putin warnte andere Staaten davor, sich Russland in den Weg zu stellen. Das würde Konsequenzen nach sich ziehen, wie sie sie noch nicht erlebt hätten, sagte Putin in einer Fernsehansprache.

Dringlichkeitssitzung der NATO

Vertreter der 30 NATO-Länder haben in Brüssel auf einer Dringlichkeitssitzung beraten. Die Militärallianz werde alles tun, um ihre Mitglieder zu schützen, sagte Stoltenberg, der am Mittag vor die Presse treten will.

Fünf östliche NATO-Länder forderten, Artikel vier des Bündnisvertrags zu aktivieren. Dieser sieht Konsultationen vor, wenn ein Alliierter seine Sicherheit und seine Gebietshoheit bedroht sieht. Dazu zählen laut Diplomaten Polen, Rumänien und die drei Baltenstaaten Estland, Lettland und Litauen.

Stoltenberg beriet sich auch mit US-Außenminister Antony Blinken und US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, wie das Außenministerium in Washington mitteilte. Dabei sei es um eine "koordinierte Antwort" der NATO auf die russische Invasion gegangen. Thema war demnach auch die Sicherheit des NATO-Gebiets, insbesondere der Ostflanke des Militärbündnisses.

EU plant weitere Sanktionen

Die Spitzen der EU kündigten ein scharfes Sanktionspaket gegen Russland an. Nach Angaben von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sollen weitere Sanktionen den Zugang russischer Banken zu den europäischen Finanzmärkten stoppen. Russische Vermögenswerte in der EU sollen eingefroren werden, wichtigen Sektoren der russischen Wirtschaft soll der Zugang zu Schlüsseltechnologien und Märkten verwehrt werden. "Die EU wird das härtestes Sanktionspaket beschließen, dass sie je beschlossen hat", sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell. Die 27 EU-Staats- und Regierungschefs treffen am Abend zu einem Sondergipfel zusammen.

Auswärtiges Amt: Deutsche sollen Ukraine verlassen

Das Auswärtige Amt forderte deutsche Staatsangehörige in der Ukraine auf, das Land dringend zu verlassen. "Falls Sie das Land nicht auf einem sicheren Weg verlassen können, bleiben Sie vorläufig an einem geschützten Ort", twitterte das Außenministerium, das nun auch vor Reisen in das Land warnt. Die deutsche Botschaft in Kiew sowie das Generalkonsulat Donezk in Dnipro seien vorübergehend geschlossen.

Außenministerin Annalena Baerbock hat nach Angaben des Auswärtigen Amtes kurzfristig den Krisenstab der Bundesregierung einberufen.

Palina Milling, Palina Milling, WDR, 24.02.2022 09:34 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 24. Februar 2022 um 09:00 Uhr.