Rede beim Weltwirtschaftsforum Israels Präsident will Annäherung an Saudi-Arabien
Saudi-Arabien könnte laut Israels Präsident Herzog eine entscheidende Rolle für Frieden im Nahen Osten spielen. Eine Zweistaatenlösung hält er mit Blick auf die gesellschaftliche Stimmung in seinem Land für aussichtslos.
Israels Präsident Izchak Herzog hat sich beim Weltwirtschaftsforum in Davos für eine Annäherung seines Landes an Saudi-Arabien ausgesprochen. Eine Normalisierung der Beziehungen könnte ein Schlüsselelement für ein Ende des Gaza-Krieges sein, den Israel gegen die radikalislamische Hamas führt.
Zwar sei dieser Prozess heikel, zerbrechlich und langwierig, jedoch liege im Verhältnis zu Saudi-Arabien die Chance, "in der Welt und in der Region in Richtung einer besseren Zukunft voranzukommen", sagte Herzog in der Schweiz.
USA und Saudis halten Palästinenser-Staat für nötig
An gleicher Stelle hatte schon der saudi-arabische Außenminister Prinz Faisal bin Farhan gesagt, dass ein regionaler Frieden auch Frieden für Israel bedeute. Er halte es für möglich, den jüdischen Staat in ein größeres politisches Abkommen zu integrieren. Zugleich stellte bin Farhan klar: "Das kann nur durch Frieden für die Palästinenser geschehen, durch einen palästinensischen Staat."
US-Außenminister Antony Blinken bekräftigte in einem Gespräch in Davos, dass ein Weg zur Eigenstaatlichkeit für Palästinenser dazu beitragen könne, die Sicherheit Israels und seine Beziehungen zu anderen Ländern in der Region zu verbessern.
Herzog: Israelis haben Vertrauen in Friedensprozess verloren
Die ultrarechte Regierung Israels um Premier Benjamin Netanyahu lehnt die sogenannte Zweistaatenlösung ab. Herzog erklärte dazu, dass die öffentliche Unterstützung für diese Idee in Israel gering sei, weil die Menschen nach dem Großangriff der Hamas am 7. Oktober auf ihre eigene Sicherheit konzentriert seien. Weil "Terror von unseren Nachbarn verherrlicht wird", hätten die Israelis das Vertrauen in den Friedensprozess verloren.
Gleichzeitig nannte Herzog die humanitäre Notlage palästinensischer Zivilisten "bedauerlich". Israel müsse sich jedoch gegen die im Gazastreifen verschanzten Feinde verteidigen. "Es ist schmerzhaft für uns, dass unsere Nachbarn so sehr leiden", sagte er. "Aber wir sind nicht bereit, angegriffen zu werden."
Warnung an die Welt vor dem Iran
Der Präsident forderte zudem eine Umgestaltung der Palästinensischen Autonomiebehörde. Es müsse sichergestellt werden, "dass sie ihren Kindern nicht beibringen, Juden und Israelis zu hassen", sagte er. Herzog räumte gleichzeitig ein, dass Israel bereit sein müsse, mit "potenziellen Partnern" zu verhandeln. "Um die Atmosphäre zu ändern, müssen wir die Geiseln zurückbekommen", sagte er.
In seiner Rede griff Herzog den Iran und seine befreundeten Terrormilizen scharf an. "Es gibt ein Imperium des Bösen, das von Teheran ausgeht und Milliarden von Dollar für Waffen ausgibt", sagte er. Sie würden die globale Stabilität gefährden. Gäbe es Israel nicht, wäre Europa dran - oder auch die USA.
Lob für Angriffe auf Huthi-Miliz
Herzog lobte die internationale Koalition, die die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz im Jemen bekämpft. Neben den USA und Großbritannien kämpft vor allem Saudi-Arabien seit 2015 gegen die Huthi. Der Konflikt im Jemen wird teilweise als Stellvertreterkrieg zwischen dem verfeindeten Saudi-Arabien und dem Iran dargestellt.
Die USA und Großbritannien hatten zuletzt mehrfach Militärschläge gegen die Huthi ausgeführt. Seit Beginn des Gaza-Krieges greift die Miliz immer wieder Frachter mit angeblich israelischer Verbindung an und gefährdet die wichtige Schifffahrtsroute durch das Rote Meer. Auch Orte in Israel sind schon zum Ziel der Huthi geworden.