Parlamentswahl im Iran Hohe Wahlbeteiligung lässt Reformer hoffen
Der Ansturm war so groß, dass die Wahllokale sechs Stunden länger als geplant offen bleiben mussten: Die Wahlbeteiligung bei der Parlamentswahl im Iran war sehr hoch: Das lässt Präsident Rouhani und die Reformer auf Rückendeckung für einen moderaten Kurs hoffen.
Im Iran gab es bei den Parlamentswahlen eine hohe Wahlbeteiligung: Mehrmals musste die Abstimmung verlängert werden, statt bis 18 Uhr konnten die Bürger im Iran fast bis Mitternacht ihre Stimme abgeben. In vielen Städten gab es lange Schlangen von Menschen, die wählen wollten. Offizielle Zahlen gibt es noch nicht, doch der Sprecher des Innenministeriums, Mohammed-Hussein Moghimi, sprach am Freitagabend bereits von einer hohen Beteiligung.
Die Reformer freuen sich, denn eine rege Teilnahme an der Wahl wird vor allem für moderate und reformistische Kandidaten als positives Zeichen gewertet: Die stille Mehrheit im Land ist zwar nicht uneingeschränkt für die Rouhani Reformer, aber definitiv gegen die Hardliner.
Nun warten alle gespannt auf die Ergebnisse. Wahlhelfer begannen direkt im Anschluss an die verspätete Schließung der Wahllokale mit der Stimmenauszählung.
Landesweit waren fast 55 Millionen Menschen zur Wahl aufgerufen. Irans Innenminister Abdolresa Rahmani Fasli rechnet schon am Samstag mit ersten belastbaren Ergebnissen - in der Hauptstadt Teheran mit rund zwölf Millionen Einwohnern könnte sich die Stimmenauszählung drei Tage hinziehen. Bei der vergangenen Parlamentswahl im Jahr 2012 erreichte die Wahlbeteiligung knapp 64 Prozent.
Stimmungstest für Rouhani
Die Parlamentswahl gilt als Stimmungstest für die gemäßigte Politik von Präsident Hassan Rouhani, der bei der Präsidentschaftswahl 2017 wohl für eine zweite Amtszeit kandidieren wird.
Zu besetzen sind insgesamt 290 Parlamentssitze und 88 Mandate des Expertenrates. Dieses geistliche Gremium kann über den obersten Führer des Landes bestimmen. Momentan ist das Ajatollah Ali Chamenei. Für die Parlamentssitze hatten sich mehr als 4800 Kandidaten aufstellen lassen, darunter auch 500 Frauen. Für den Expertenrat stehen 159 Bewerber zur Wahl, ausschließlich Männer.
"Feinde, die uns gierig beäugen"
Der 77-jährige Chamenei gab in Teheran als einer der ersten seine Stimme ab und rief alle Iraner auf, ebenfalls wählen zu gehen. Dies sei ein Recht, aber auch eine Verantwortung für jeden "der den Iran und seine Würde, Größe und Glanz" liebe, sagte Chamenei.
Offenbar mit Blick auf die gespannten Beziehungen zwischen der schiitisch geprägten Islamischen Republik Iran und anderen Ländern sagte er: "Wir haben Feinde, die uns gierig beäugen." Die Menschen sollten aufmerksam sein und mit offenen Augen wählen.
Mit gut 1,6 Millionen Quadratkilometern ist das Land am Persischen Golf fast fünfmal so groß wie Deutschland. 78 Millionen Einwohner machen es zu einem der bevölkerungsreichsten Länder der Region.