ESA-Mission "Juice" Jupiter-Sonde erfolgreich gestartet
Sie soll acht Jahre unterwegs sein, Milliarden Kilometer zurücklegen und dann herausfinden, ob Leben auf den Jupitermonden grundsätzlich möglich ist: Mit einem Tag Verspätung ist die ESA-Sonde "Juice" erfolgreich gestartet.
Mit einem Tag Verspätung ist die europäische Raumfahrtsonde "Juice" in Richtung Jupiter gestartet. Die sechs Tonnen schwere Sonde hob um 14:14 Uhr an Bord einer Ariane-5-Trägerrakete vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch Guayana ab, wie Bilder einer Live-Übertragung im Kontrollzentrum der europäischen Weltraumorganisation ESA in Darmstadt zeigten. Von dort wird in den kommenden Jahren die Wissenschaftsmission gelenkt.
Nach Angaben der Projektteams befand sie sich auf der richtigen Flugbahn. Der ursprünglich für Donnerstag geplante Start war wegen eines Gewitterrisikos abgesagt worden. Es ist das bislang am weitesten entfernte Ziel der europäischen Raumfahrtagentur ESA.
Sechs Milliarden Kilometer Strecke
Die Sonde wird nach Angaben des ESA-Flugbetriebsdirektors Andrea Accomazzo in den kommenden acht Jahren rund sechs Milliarden Kilometer unterwegs sein, da die Strecke nicht geradlinig verläuft. Um Geschwindigkeit aufzunehmen, muss sie einmal um die Venus und dreimal um die Erde fliegen. Bis Juli 2031 soll "Juice" - steht für Jupiter Icy moons Explorer - in die Umlaufbahn des Jupiter eintreten. Die Sonde muss auf ihrer Reise Temperaturunterschiede von bis zu 500 Grad aushalten.
Forschen, ob Leben grundsätzlich möglich ist
Der Jupiter hat mindestens 95 Monde und wird von Astronomen als Minisonnensystem eingestuft. Die Sonde soll die großen Monde des Jupiters analysieren - wie Ganymed, Europa und Kallisto. Unter den dicken Eiskrusten der Monde wird Wasser vermutet - die Voraussetzungen für Leben.
"Keiner von uns glaubt, dort einen Wal oder Delfin zu finden", sagte der Leiter des Missionsbetriebes im ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt, Simon Plum, vor dem Start. "Wir suchen nicht nach Leben", sagte er. Man schaue, ob dort Leben möglich sein könnte.
Kamera, Spektrometer, Radar, Magnetometer
Mit zehn Instrumenten an Bord sind verschiedene Untersuchungen möglich, unter anderem Radar- und Lasermessungen. Zusammen mit den Daten und mit Bildern der Kamera "Janus" kann später auch ein digitales 3-D-Modell des komplett mit Eis bedeckten Mondes erstellt werden.
Bei der Mission arbeiten eine Vielzahl an Instituten und Organisationen zusammen - neun der Instrumente wurden von europäischen Partnern beigesteuert, eines von der US-Raumfahrtagentur NASA. Von der Technischen Universität Braunschweig kommt ein selbstentwickeltes Magnetfeld-Messgerät und eine Kamera-Datenverarbeitungseinheit. Die Technik aus dem Institut für Geophysik und Extraterrestrische Physik helfe bei Messungen der Magnetfelder im Jupiter-System insbesondere in der Nähe der Jupiter-Monde, sagte Plum.
Die Kosten für die bislang aufwändigste Planetenmission der ESA belaufen sich auf rund 1,6 Milliarden Euro. Davon steuert Deutschland den größten Einzelbeitrag bei, insgesamt 21 Prozent.