Hintergrund

Millenniumsziele der UNO Armut wirksam bekämpfen

Stand: 20.09.2010 18:15 Uhr

Im Jahr 2000 formulierten Staats- und Regierungschefs aus aller Welt die acht Millenniumsziele. Bis 2015 sollen Fortschritte im Kampf gegen Armut, Hunger, Krankheiten und Kindersterblichkeit erreicht werden. Eine Zwischenbilanz nach zehn Jahren anlässlich des Millenniumsgipfels.

Armut weltweit bekämpfen - das war das zentrale Anliegen, als Staats- und Regierungschefs aus 189 Staaten auf dem UN-Millenniumsgipfel im Jahr 2000 acht Millenniumsziele formulierten. Die konkreten Verbesserungen bei der Entwicklung der armen Länder sollen bis 2015 umgesetzt werden. Fünf Jahre vor Ablauf der Frist ziehen die Vereinten Nationen beim Millenniumsgipfel in New York eine Zwischenbilanz. In den meisten der acht konkret benannten Bereiche sind Fortschritte zu verzeichnen, doch es erweist sich als schwierig, die teilweise hoch gesteckten Ziele tatsächlich noch zu erreichen. Ein Überblick:

Armut und Hunger: Die Zahl der extrem armen Menschen, die von weniger als 1,25 Dollar oder umgerechnet etwa einem Euro am Tag leben, soll 2015 nur noch halb so hoch sein wie 1990. Dasselbe gilt für die Zahl der Hungernden. Die Umsetzung dieser Ziele ist zweifelhaft. Etwa 1,4 Milliarden Menschen weltweit sind immer noch extrem arm, in diesem Jahr wird ihre Zahl wegen der globalen Wirtschaftskrise vermutlich sogar um 64 Millionen steigen. Nach Angaben der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO gelten derzeit 925 Millionen Menschen als unterernährt. Gegenüber 2009 litten damit jedoch zehn Prozent weniger Menschen an Hunger.

Kindersterblichkeit: Die Sterberate von Kindern unter fünf Jahren soll bis 2015 um zwei Drittel sinken. Hier sehen die Vereinten Nationen zumindest Teilerfolge: Starben 1990 noch 100 von 1000 Lebendgeborenen vor dem fünften Lebensjahr, sind es inzwischen nur noch 72 von 1000. Das bedeutet täglich 10.000 weniger Todesfälle von Kleinkindern. Nach derzeitigem Stand könnten aber nur zehn von 67 Ländern mit hoher Kindersterblichkeit bis 2015 das UN-Ziel erreichen.

Mutterschaft: Die Zahl der Mütter, die während Schwangerschaft oder Geburt sterben, soll bis 2015 um drei Viertel sinken. Bei diesem Ziel sieht die UNO die Gefahr des Scheiterns: Noch immer sterben jährlich rund 500.000 Frauen an derartigen Komplikationen. Die Zahl hat sich seit 2000 kaum verringert. 1990 wurden 53 Prozent der Geburten durch Fachpersonal begleitet, bis 2007 stieg dieser Anteil auf 61 Prozent.

Bildung: Alle Jungen und Mädchen sollen bis 2015 mindestens eine Grundschulausbildung erhalten. Inzwischen gehen 89 Prozent aller Kinder zur Grundschule, im Jahr 2000 waren es nur 83 Prozent. Die Einschulungsrate stieg zwar in den vergangenen Jahren weltweit an. Angesichts des langsamen Fortschritts hält die UNO es aber für unwahrscheinlich, das ausgegebene Ziel zu erreichen. Derzeit besuchen immer noch 69 Millionen Kinder im schulpflichtigen Alter keine Schule. Um allen Kindern eine Grundschulausbildung bieten zu können, wären weltweit rund 10,3 Millionen zusätzliche Lehrer notwendig.

Krankheitsbekämpfung: Die Ziele bestehen darin, die Ausbreitung von Aids zu stoppen und Krankheiten wie Malaria auszurotten. Hier sehen die Vereinten Nationen Nachholbedarf: Immer noch stecken sich jeden Tag weltweit etwa 7000 Menschen mit dem HI-Virus an. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen sank aber von 3,5 Millionen im Jahr 1996 auf 2,2 Millionen im Jahr 2008. Die Zahl der Infizierten mit Zugang zu HIV-Medikamenten in armen Ländern verfünffachte sich binnen fünf Jahren. Die Behandlung von Malaria und Tuberkolose ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO zwar sehr wirksam, die Ergebnisse der Maßnahmen unterscheiden sich aber sehr stark von Region zu Region.

Lebensbedingungen: Die Zahl der Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser soll bis 2015 halbiert werden. Die UNO hält dieses Ziel für erreichbar: Seit 1990 haben 2,7 Milliarden Menschen zusätzlich Zugang zu sauberem Trinkwasser bekommen. 884 Millionen Menschen haben ihn derzeit nicht. Laut WHO verfügen damit aber mittlerweile 87 Prozent aller Menschen über einen Zugang zu sauberem Wasser. Weniger gut läuft die Entwicklung bei hygienischen Sanitäranlagen, die derzeit 2,6 Milliarden Menschen fehlen. Bis 2015 wird diese Zahl nach UN-Schätzungen sogar leicht ansteigen.

Gleichberechtigung: Die Benachteiligung von Mädchen in der Schule soll bis 2015 beseitigt werden. Hier besteht noch Nachholbedarf: Weltweit kommen auf 100 Grundschüler immer noch nur 96 Grundschülerinnen. Als Erfolg verbucht es die UNO, dass der Anteil der weiblichen Parlamentsabgeordneten von 1990 bis 2010 von elf auf 19 Prozent gestiegen ist.

Globale Entwicklungspartnerschaft: Die Exporte aus armen Ländern in Industrieländer nehmen laut UNO stark zu, der Verschuldungsgrad armer Länder sinkt. Allerdings sind die reichen Länder noch weit vom UN-Ziel entfernt, 0,7 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für die Entwicklungshilfe zu geben; derzeit liegt die Quote bei 0,31 Prozent. Die Vereinten Nationen registrierten 2009, dass die reichen Staaten die für Entwicklungsziele versprochenen Mittel deutlich zurückhaltender überwiesen als vor der Wirtschaftskrise.