Erdgasstreit im Mittelmeer Maas appelliert - Griechenland drängt
Einfach war Maas' Rolle als Vermittler im Erdgasstreit beim Besuch in Athen nicht: Während der Bundesaußenminister vor Eskalation warnte und zum Dialog aufrief, pochte sein griechischer Kollege Dendias auf Sanktionen gegen die Türkei.
Es klingt fast nach einem entspannten Städtetrip im Sommer nach Athen. Er sei "sehr gerne hier in dieser wunderbaren Stadt", sagt Bundesaußenminister Heiko Maas. Aber es sind nur die warmen Worte am Anfang der Pressekonferenz mit seinem Amtskollegen Nikos Dendias.
Dann stellt der deutsche Außenminister schnell klar, wie er den Streit zwischen Griechenland und der Türkei einschätzt: "Die aktuelle Lage im östlichen Mittelmeer ist mittlerweile ein Spiel mit dem Feuer und jeder noch so kleine Zündfunke kann zu einer Katastrophe führen", sagt er. "Und daran kann niemand ein Interesse haben."
Beide Länder beginnen Militärmanöver
Unter anderem haben beide Länder heute Manöver in den umstrittenen Gewässern begonnen. Schon zuvor waren Kriegsschiffe beider Seiten dort, wo das türkische Forschungsschiff Oric Reis seit zwei Wochen das Meer untersucht.
Der griechische Außenminister Dendias sieht die Verantwortung für die angespannte Lage allein bei der Türkei. Griechenland halte sich zurück. "Wir beobachten den Versuch, Expansionspläne in die Tat umzusetzen - zulasten von Nachbarn und alliierten Staaten", sagt er. "Wir beobachten neo-osmanische Ideologien, ja, einen grenzenlosen Expansionskurs und den Versuch, das Mittelmeer zu kontrollieren."
Athen drängt auf Sanktionen
Er bleibt dabei: Man müsse Druck auf die Türkei ausüben. Schon zuvor war aus Athen immer wieder zu hören, dass die EU zu zögerlich mit ihr umgeht und man mehr will als nur Beschwichtigungen. "Wir erwarten einen Katalog mit Sanktionen", stellt Dendias klar. "Sanktionen, die klarstellen, dass es, wenn sich die Türkei weiter illegal verhält, Konsequenzen haben wird. Dass Europa bereit und willig ist, seine Grenzen zu schützen, zu Wasser und zu Land. Griechenland wird im Namen des internationalen Rechts seine Souveränität und Grenzen schützen."
Am besten sollten die EU-Außenminister diese Sanktionen gleich Ende der Woche in Berlin bei ihrem Treffen beschließen, war im Vorfeld von Maas' Besuch zu hören. Sein Ziel war eigentlich, das Thema hintenanzustellen.
Er versichert Griechenland die volle Solidarität Deutschlands und der EU, plädiert aber auch immer wieder während der Pressekonferenz für einen direkten Dialog zwischen Athen und Ankara. "Klar ist, dass solche Gespräche nur in einem konstruktiven Umfeld erfolgen und erfolgreich sein können", sagt er. "Dafür müssen alle destruktiven Aktivitäten beendet und Provokationen unterlassen werden in der nächsten Zeit."
Freundlicher Ton, harte Haltung
Nach dem großen Wurf klingt das alles nicht. Der Ton bleibt freundlich in Athen, die harte Haltung aber auch. "Griechenland ist und bleibt immer bereit zum Dialog - aber einen Dialog kann es nicht geben unter dem Druck von Drohungen und Provokationen", sagt Dendias.
Maas bleibt am Schluss nur noch einmal, darauf zu dringen: Es müsse eine Lösung geben - eine, die "nicht unter der Anwendung von Gewalt oder auch keine militärische Lösung sein muss, sondern am Schluss eine Lösung unter Nachbarn sein muss, die auch in Zukunft gut und friedlich miteinander leben wollen und können."
Schuldzuweisungen aus Athen und keine klaren griechischen Signale, bei Ansprüchen auf Gebiete im östlichen Mittelmeer verhandlungsbereit zu sein: Leicht scheint Maas' Rolle als Vermittler nicht. Nach dem Besuch in Athen wartet viel Arbeit auf ihn - nicht nur in Ankara, sondern auch danach.