Sechs Tote in Südtirol Unfallfahrer in Haft und Psychiatrie
Der Autofahrer, der in Südtirol sechs deutsche Urlauber getötet hat, befindet sich jetzt in der Psychiatrie. Nach seiner Verhaftung hatte der 27-Jährige Suizid-Gedanken geäußert.
Der Südtiroler, der in der Nacht zum Sonntag in Luttach mit seinem Auto in eine Gruppe deutscher Touristen fuhr und sechs von ihnen tötete, ist nach dem Krankenhaus-Aufenthalt sofort inhaftiert worden. Als er Selbsttötungs-Absichten äußerte, sei er Medienberichten zufolge in die Psychiatrie eingwiesen worden. Wegen der Schwere des Unglücks drohen ihm bis zu 18 Jahre Haft.
Reue und Suizid-Gedanken
Nach Angaben seines Anwalts bereut der 27-Jährige das Unglück. Er sei sich bewusst, dass er vor der Fahrt getrunken habe. Aber als er den Wert von fast zwei Promille erfahren habe, sei er verwundert gewesen: Der Südtiroler habe sich nicht für so stark alkoholisiert gehalten, sagte der Anwalt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Sein Mandant habe gesagt, er sei allein im Unfallwagen gewesen. Er und seine Freundin hätten sich getrennt. Das habe aber mit dem Unfall nichts zu tun, betonte der Jurist. Der 27-Jährige habe ihm in etwa gesagt: "Es wäre besser gewesen, ich wäre gestorben anstelle der anderen Menschen." Nachdem ihm die Auswirkungen seiner Trunkenheitsfahrt bewusst geworden seien, habe der junge Mann Suizid-Gedanken geäußert, berichtete der "Corriere della Sera" unter Berufung auf Akten der Staatsanwaltschaft. Demnach wurde er dann in die Psychiatrie eingewiesen. Sein Anwalt rechnet mit einer Vernehmung durch einen Untersuchungsrichter Mitte der Woche.
Die Polizei versucht, den Unfallhergang zu rekonstruieren. Da der Dreikönigstag in Italien ein Feiertag ist, dürfte es vermutlich erst morgen mehr Neuigkeiten geben, sagte ein Sprecher.
Viel zu hohe Geschwindigkeit
Dem Fahrer wird unter anderem mehrfache Tötung im Straßenverkehr vorgeworfen. Die Getöteten und Verletzten - junge Urlauber - hatten sich in dem Wintersportort Luttach auf dem Heimweg von einem Discobesuch befunden. Gegen 1.15 Uhr nachts stiegen sie aus einem Shuttlebus und überquerten auf dem Weg zur Unterkunft die Hauptstraße. Dort kam es zu dem Unglück. Das Auto des Betrunkenen raste in die Reisegruppe.
Die Staatsanwaltschaft in Bozen teilte mit: "Aufgrund der gesamten Unfalldynamik ist von einer erheblichen Übertretung der Geschwindigkeitsbegrenzung auszugehen. Es wird ein Gutachten zur genauen Feststellung der Geschwindigkeit in Erwägung gezogen." An der Unglücksstelle sind 50 Kilometer pro Stunde erlaubt.
Angehörige reisen zur Identifizierung an
Unter den Toten sind drei Männer und drei Frauen - alle im Alter um die 20 Jahre. Sie alle starben nach Polizeiangaben noch am Unfallort. Vier von ihnen stammen aus Nordrhein-Westfalen, einer wohnte in Hamburg und der sechste in Niedersachsen. Genauere Informationen zur Identität der Toten wurden noch nicht offiziell bekannt gegeben.
Die Leichen sind nach italienischen Behördenangaben ins Krankenhaus nach Bruneck gebracht worden. Für die Identifizierung sei auch die Mithilfe von Angehörigen nötig, die um Anreise gebeten wurden.
Bei dem Unfall wurden nicht nur sechs Menschen getötet, sondern auch elf weitere verletzt - vier davon schwer, einer sogar lebensbedrohlich. Unter den Verletzten sind zwei Südtiroler, die übrigen stammen aus Deutschland.
Merkel erschüttert über Unglück
Nach der Alkoholfahrt des Südtirolers gab es viele Trauerbekundungen in Deutschland und Italien. Das Lokal in Steinhaus, wo die Reisegruppe zuletzt gefeiert hatte, blieb auf Wunsch der Betreiber für einen Abend geschlossen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich erschüttert über das Unglück. Sie trauere mit allen, "die dort heute Nacht Kinder, Geschwister, Freunde verloren haben". Sie sprach von einem "fröhlichen Abend, der in der Katastrophe" endete. Auch der italienische Regierungschef Giuseppe Conte übermittelte den Angehörigen in einer Erklärung sein Beileid.
Am Unglücksort in Luttach in Südtirol stehen ganz viele Blumen, Kerzen und Gedenkschmuck.
Reiseveranstalter aus Aachen bestürzt
Der Reiseveranstalter Semesterende Skireisen als Teil der Outdoor Travelers GmbH aus Aachen äußerte sich im Internet bestürzt, dass sich der Unfall im Verlauf einer seiner Touren ereignet hatte.
In Luttach kamen viele Menschen an den Unglücksort und stellten Grablichter auf. Luttach ist ein Dorf der Gemeinde Ahrntal, das etwa 1100 Einwohner hat. Der Ort ist bekannt bei deutschen Jugendgruppen, die zum Skifahren kommen.
Nur einen Tag nach dem Unfall in Südtirol wurden an der italienischen Adriaküste zwei Frauen von einem betrunkenen Autofahrer getötet. Die beiden Opfer im Alter von 34 und 40 Jahren seien am Montagfrüh bei Tagesanbruch in Senigallia aus einer Diskothek gekommen und am Straßenrand nach Hause gelaufen, berichteten italienische Medien. Ein Auto habe sie erfasst und getötet - auch hier fiel der Alkoholtest des Fahrers positiv aus.