Anhörung im Asylverfahren

Bearbeitungszeit gestiegen Asylverfahren dauern fast elf Monate

Stand: 11.01.2018 09:19 Uhr

Asylbewerber warten derzeit mehr als doppelt so lange auf die Bearbeitung ihrer Anträge wie 2015. Die Begründung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge: Zuletzt wurden viele komplexe Fälle abgeschlossen.

Die Bearbeitungsdauer für Asylanträge in Deutschland liegt einem Bericht der "Neuen Osnabrücker Zeitung" zufolge derzeit im Schnitt bei 10,7 Monaten. Das ist deutlich länger als im Jahr 2016, als Asylbewerber durchschnittlich 7,1 Monate auf eine Entscheidung warten mussten. 2015 waren es nur 5,2 Monate. Die Zeitung beruft sich auf Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge.

Aufgestaute Verfahren

Nach der Flüchtlingskrise 2015 war die durchschnittliche Bearbeitungszeit gestiegen und erreichte laut der Zeitung im Mai 2017 einen Jahreshöchststand von 11,1 Monaten. Hintergrund für die lange Dauer sei die große Zahl an Asylverfahren, die sich über längere Zeit angestaut hätten sowie komplexe Fälle, hieß es. "Der Anstieg liegt insbesondere daran, dass das Bundesamt in den letzten Monaten viele Verfahren abgeschlossen hat, die schon sehr lange anhängig sind", teilte das Amt mit. Dies habe rein statistisch zu einer deutlichen Steigerung geführt. Außerdem dauerten komplexe Verfahren oder Fälle, die medizinische Gutachten erforderlich machten, einfach länger. Immer wieder fehlten bei Verfahren Pässe oder andere Dokumente, was die Bearbeitung verzögere.

Wartezeit für Syrer ist kürzer

Überdurchschnittlich lange warteten zuletzt beispielsweise Menschen aus Nigeria (14,4 Monate) und Somalia (13,6 Monate). Dagegen hat das Bundesamt Anträge von Bürgerkriegsflüchtlingen, die gute Chancen auf Anerkennung haben, zeitweise mit Priorität entschieden. Dadurch lag die Wartezeit für Menschen aus Syrien zuletzt bei sieben Monaten, aus Eritrea bei 8,3 Monaten und dem Irak bei 9,1 Monaten.

Asylbewerber warten im "Ankunftszentrum für Flüchtlinge" in Gießen.

Asylbewerber in einem "Ankunftszentrum für Flüchtlinge"

Immer mehr Türken bekommen Asyl

Die Bearbeitung neuer Asylanträge, die im Jahr 2017 gestellt wurden, dauert dem Bericht zufolge im Schnitt zwei Monate. Nach dem fehlgeschlagenen Putschversuch in der Türkei erhielten immer mehr Türken in Deutschland Asyl - auch wenn das Bundesamt nach wie vor die Mehrzahl der Asylanträge von Türken ablehne. So lag die Schutzquote für türkische Staatsangehörige Ende November 2017 bei rund 27 Prozent - 2016 betrug diese nur 8,2 Prozent.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR Aktuell am 03. September 2017 um 11:00 Uhr - auch im Radio -.