ARD-DeutschlandTrend Rot und Schwarz klar im Minus
Die Volksparteien sacken ab, die SPD rutscht sogar bedrohlich Richtung 20 Prozent. Die AfD gewinnt durch die Landtagswahlen hinzu. Die Grünen sind der AfD auf den Fersen. Außerdem im ARD-DeutschlandTrend: Magere Werte für den EU-Flüchtlingspakt und die Türkei.
Die Sorgenfalten bei der SPD werden sich wohl vertiefen: Die Partei erreicht den niedrigsten Wert, der bisher im ARD-DeutschlandTrend für die Sozialdemokraten gemessen wurde. Bei der Sonntagsfrage kommt die SPD auf 21 Prozent, das sind zwei Punkte weniger als im Vormonat. Das hat eine Umfrage von Infratest dimap für den ARD-DeutschlandTrend ergeben.
Die AfD hingegen, die bei den drei Landtagswahlen im März viele Stimmen bekam, kommt mit 14 Prozent auf den bisher höchsten Wert der Partei in der Sonntagsfrage - drei Punkte mehr als im Vormonat. Die Union erreicht 34 Prozent (-2), die FDP sieben (+1), die Linkspartei ebenfalls sieben (-2) und die Grünen 13 Prozent (+3).
Auch SPD-Parteichef Sigmar Gabriel verliert an Zustimmung: 39 Prozent der Deutschen geben an, mit seiner Arbeit zufrieden zu sein - das sind fünf Punkte weniger als im Vormonat und der niedrigste Wert in der aktuellen Legislaturperiode. 52 Prozent der Deutschen sind mit seiner Arbeit weniger oder gar nicht zufrieden. Damit landet Sigmar Gabriel auf Platz acht der Liste der beliebtesten Politiker.
Mehrheit sieht Flüchtlingspakt kritisch
Der Flüchtlingspakt zwischen der EU und der Türkei ist in Kraft, doch die Deutschen stehen dem mehrheitlich kritisch gegenüber: 56 Prozent bewerten den Flüchtlingspakt als "eher schlecht". 39 Prozent bewerten ihn als "eher gut".
Konkret soll die Türkei Flüchtlinge davon abhalten, auf illegalem Weg mit dem Boot über das Meer in die EU zu gelangen. Die Flüchtlinge, die trotzdem nach Griechenland einreisen, werden seit vergangenen Montag wieder abgeschoben. Im Gegenzug sollen europäische Länder Geld für die Versorgung von Flüchtlingen in der Türkei zahlen und eine bestimmte Anzahl von Flüchtlingen auf legalem Weg einreisen lassen.
Ob der Pakt wirklich dazu führt, dass die Zahl der nach Deutschland kommenden Flüchtlinge gesenkt wird, sehen die Bürger skeptisch: 40 Prozent erwarten, dass weniger Flüchtlinge kommen werden; 41 Prozent glauben, dass es gleich viele sein werden. 14 Prozent erwarten sogar, dass mehr Flüchtlinge nach Deutschland kommen werden.
Große Skepsis gegenüber der Türkei
Im Rahmen des Flüchtlingspakts wurde der Türkei außerdem zugesagt, dass noch in der ersten Jahreshälfte ein weiteres Kapitel in den EU-Beitrittsverhandlungen eröffnet werden soll. Eine große Mehrheit der Deutschen lehnt jedoch eine EU-Mitgliedschaft der Türkei ab: 68 Prozent sind dagegen, das sind sieben Punkte mehr als im Juni 2014. Nur 27 Prozent meinen, die EU sollte die Türkei mittel- bis langfristig aufnehmen - sieben Punkte weniger als im Juni 2014.
Außerdem zeigen sich die Bürger mehrheitlich sehr misstrauisch gegenüber der Türkei als Partner Deutschlands: Nur 17 Prozent meinen, dass man der Türkei vertrauen kann, 79 Prozent meinen das nicht. Eine Zahl, die wohl auch im Zusammenhang mit der Diskussion um Meinungsfreiheit zu interpretieren ist.
Sehr großes Vertrauen bringen die Deutschen den Franzosen entgegen: 89 Prozent halten Frankreich für einen vertrauenswürdigen Partner - drei Punkte mehr im Vergleich zu April 2015. Weiterhin abgefragt wurde das Vertrauen in Großbritannien - das Land erreicht 73 Prozent (+4), die USA kommen auf 58 Prozent (+8), Griechenland liegt bei 34 Prozent (+21). 25 Prozent sehen in Russland einen vertrauenswürdigen Partner (+9), die Ukraine kommt auf 23 Prozent (-1).
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30)
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1005 Befragte
Frage zur Reform des Asyls in Europa: 501 Befragte
Erhebungszeitraum: 04. bis 05. April 2016
Sonntagsfrage: 1505 Befragte
Erhebungszeitraum: 04. bis 06. April 2016
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
Durchführendes Institut: Infratest dimap
* bei einem Anteilswert von fünf Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.