ARD-DeutschlandTrend Lieber Schwarz-Rot als Schwarz-Grün
Ein Jahr vor der Bundestagswahl beginnen bereits die Spekulationen über die künftige Zusammensetzung der Regierung. In der Gunst der Wähler vorn: die Fortführung der schwarz-roten Koalition. An Attraktivität verloren hat Schwarz-Grün.
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann von den Grünen hat mit seiner Aussage überrascht, er fände Angela Merkel als Kanzlerkandidatin "sehr gut". Dafür erntete er viel Kritik aus den eigenen Reihen. Doch die Anhänger der Grünen bewerten die Bundeskanzlerin mehrheitlich positiv: 71 Prozent sind mit der Arbeit von Angela Merkel zufrieden oder sehr zufrieden. Zum Vergleich: Bei den Unionsanhängern sagen das 76 Prozent. Blickt man auf alle Deutschen, so bekommt die Kanzlerin 52 Prozent Zustimmung - zwei Punkte weniger als im Vormonat.
Zustimmung zu schwarz-grünem Regierungsbündnis sinkt
Was würden die Deutschen davon halten, wenn Schwarz-Grün auf Bundesebene regieren würde? Das von Winfried Kretschmann bevorzugte Bündnis hat bei den Deutschen an Zustimmung verloren: 36 Prozent der Befragten fänden eine Koalition aus Union und Grünen im Bund gut beziehungsweise sehr gut. Das sind 10 Punkte weniger als im September. 60 Prozent fänden ein solches Bündnis weniger gut beziehungsweise schlecht.
In der Gunst der Deutschen ganz oben steht die Fortführung der großen Koalition: 48 Prozent fänden das gut beziehungsweise sehr gut - das sind drei Punkte mehr als im September. 50 Prozent fänden eine Fortsetzung von Schwarz-Rot auf Bundesebene weniger gut beziehungsweise schlecht.
Ein Bündnis aus SPD, Grünen und Linke sehen 33 Prozent der Befragten positiv - das sind zwei Punkte mehr als im September. 65 Prozent bewerten eine solche Koalition auf Bundesebene negativ. Ein Bündnis aus Union, Grünen und FDP, eine sogenannte Jamaika-Koalition, fänden 32 Prozent gut beziehungsweise sehr gut. 64 Prozent fänden es weniger gut beziehungsweise schlecht.
Zufriedenheit mit Bundesregierung sinkt
Am liebsten würden die Deutschen also weiter von einer großen Koalition reagiert werden - doch gleichzeitig sind sie mehrheitlich unzufrieden mit der Arbeit der Bundesregierung: 56 Prozent äußern sich kritisch, das sind vier Punkte mehr als im Vormonat. 43 Prozent sagen, dass sie mit der Arbeit der Regierung zufrieden sind (-5). Der beste Wert dieser Legislaturperiode lag bei 59 Prozent Zufriedenheit im August 2014, der schlechteste bei 38 Prozent Zufriedenheit im Februar diesen Jahres.
Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die Union wie im Vormonat auf 33 Prozent. Die SPD liegt unverändert bei 22 Prozent, die Linke bei 9 Prozent. Die Grünen verbessern sich um einen Punkt und kommen auf 12 Prozent. Die FDP bleibt stabil bei 6 Prozent; die Alternative für Deutschland verliert einen Punkt und kommt auf 13 Prozent.
Hillary Clinton büßt an Beliebtheit in Deutschland ein
Wenn sich die Deutschen an der Wahl des US-Präsidenten beteiligen könnten, würden sich 75 Prozent für die Demokratin Hillary Clinton entscheiden. Das ist immer noch eine klare Mehrheit - aber trotzdem 11 Punkte weniger als im Vormonat. Unverändert würden nur 4 Prozent den Republikaner Donald Trump wählen. Für keinen von beiden Kandidaten stimmen würden 20 Prozent der Befragten - 13 Punkte mehr als im Oktober.
Zum Vergleich: Kurz vor der US-Wahl im Oktober 2012 sprachen sich 91 Prozent der Deutschen für Barack Obama und 3 Prozent für den republikanischen Herausforderer Mitt Romney aus.
12 Prozent der Befragten glauben, dass sich die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA mit einer Präsidentin Clinton verbessern würden. 5 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus. 80 Prozent sind der Auffassung, dass sich nicht viel ändern würde. Bei einem möglichen Präsidenten Donald Trump sieht das Bild sehr anders aus: Zwei Prozent der Befragten gehen in diesem Fall von einer Verbesserung der deutsch-amerikanischen Beziehungen aus. 77 Prozent glauben, dass sich das Verhältnis verschlechtern würde. 19 Prozent glauben, dass sich nicht viel ändern würde.
CETA bei den Deutschen beliebter als TTIP
39 Prozent der Deutschen glauben, dass das Freihandelsabkommen CETA insgesamt eher Vorteile für Deutschland bringt, 32 Prozent sehen darin eher Nachteile. 25 Prozent sagen, dass sie das nicht beurteilen können. Damit wird CETA deutlich positiver beurteilt als seinerzeit das europäisch-amerikanische Freihandelsabkommen TTIP. Zum Vergleich: Im Mai wurde im DeutschlandTrend die Meinung zum TTIP abgefragt. Damals sagten 70 Prozent der Befragten, dass ein solches Freihandelsabkommen eher Nachteile für Deutschland bringe. 17 Prozent waren der Meinung, dass es eher Vorteile bringe. 13 Prozent äußern sich mit "weiß nicht" oder trauten sich kein Urteil zu.
70 Prozent der Befragten finden es gut, dass bei CETA nach den Bedenken der belgischen Region Wallonie auf die Sorgen der Bürger eingegangen und nachgebessert wurde. 53 Prozent machen sich Sorgen, dass durch CETA der Verbraucherschutz in Deutschland geschwächt wird. 41 Prozent sind der Auffassung, dass CETA die Wirtschaft in Deutschland voranbringen wird.
Die Unterzeichnung von CETA durch die Europäische Union hatte sich herausgezögert, unter anderem, weil die belgische Region Wallonie dem Vertrag nicht zustimmen wollte. Darin sehen 45 Prozent der Befragten ein Zeichen dafür, dass demokratische Prozesse in der EU gut funktionieren. 36 Prozent hingegen sehen darin ein Zeichen dafür, dass die EU in wichtigen Fragen handlungsunfähig ist. 15 Prozent sagen, dass sie dies nicht beurteilen können.
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30)
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1005 Befragte
Erhebungszeitraum: 31. Oktober bis 02. November 2016
Frage "CETA Vor-/Nachteile für DE": 755 Befragte
Sonntagsfrage: 1505 Befragte
Erhebungszeitraum: 31. Oktober bis 02. November 2016
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
Durchführendes Institut: Infratest dimap
* bei einem Anteilswert von fünf Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.