UN-Studie zu Femiziden 85.000 Frauen weltweit getötet
Die Gewalt gegen Frauen nimmt weltweit zu. Im vergangenen Jahr gab es laut UN-Statistik 85.000 Femizide. Ein Großteil der Frauen wurde vom eigenen Partner oder der Familie getötet. Auch in Deutschland ist die Zahl hoch.
Etwa 85.000 Frauen und Mädchen sind nach Angaben der Vereinten Nationen im vergangenen Jahr Opfer von Femiziden geworden. Das heißt, sie wurden ermordet, weil sie Frauen waren.
Mit dem heutigen internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen wollen die Vereinten Nationen den Blick auf die geschlechtsspezifische Gewalt auf der Welt lenken.
Die meisten Morde geschahen in familiären Umfeld
Bei 51.000 der Fälle - also 60 Prozent - waren der oder die Täter Partner oder Angehörige. Das bedeutet konkret: Ungefähr alle zehn Minuten gibt es ein Todesopfer geschlechtsspezifischer Gewalt durch den Partner oder ein anderes Familienmitglied, wie das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung mitteilte.
Auf dem afrikanischen Kontinent stieg die Zahl: Noch nie war die Rate der Femizide durch die eigene Familie und Partner dort so hoch wie im vergangenen Jahr. Die Zahl der getöteten Frauen insgesamt war in Afrika mit etwa 21.700 Fällen ebenfalls besonders hoch. Gerechnet auf je 100.000 Einwohner waren das statistisch 2,9 Todesopfer pro Jahr. In Nord- und Lateinamerika waren es 1,6 und in Europa 0,6 je 100.000 Einwohner.
Der Begriff Femizid bezeichnet die bewusste Tötung einer Frau aufgrund ihres Geschlechts. Da der Begriff jedoch nicht immer einheitlich definiert und verwendet wird, wird er ebenfalls benutzt, um alle Tötungen von Frauen und Mädchen unabhängig vom Tatmotiv zu benennen. Der Femizid unterscheidet sich auf sehr spezifische Weise von der Tötung eines Mannes. Denn die meisten Femizide werden im Kontext von (ehemaligen) Partnerschaften verübt, die bereits von Gewalt, sexualisiertem Missbrauch, einem starken Machtungleichgewicht sowie von Drohungen und Einschüchterung geprägt waren.
Scholz kündigt mehr Hilfe für Betroffene an
Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte anlässlich des internationalen Aktionstages mehr Hilfe für Betroffene an: "Es muss mehr Frauenhausplätze und Beratungsangebote geben, verlässlich finanziert. Opfer von Gewalt brauchen einen Anspruch auf Schutz", schrieb der SPD-Politiker auf der Plattform X. "Alle drei Minuten erlebt eine Frau oder ein Mädchen Gewalt im eigenen Zuhause - und das sind nur die polizeilich erfassten Taten", betonte der Kanzler.
Bundesfrauenministerin Lisa Paus forderte ebenfalls einen besseren Schutz von Frauen vor Gewalt. "Fast jeden Tag gibt es einen Femizid. Jeden Tag werden rund 400 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt", sagte die Ministerin.
Gewalthilfegesetz am Mittwoch im Bundestag
Paus warb deshalb weiter für Zustimmung über Parteigrenzen hinweg für das Gewalthilfegesetz. Es soll für eine verlässliche Finanzierung von Frauenhäusern sorgen, indem der Bund sich beteiligt. Auch mehrere deutsche Verbände drängten heute noch einmal auf die Verabschiedung des Gesetzes.
Der Entwurf soll am Mittwoch im Kabinett beschlossen werden. Um es durch den Bundestag zu bringen, ist aber eine breite Unterstützung auch der Union nötig.
In Deutschland wurden im vergangenen Jahr 938 Mädchen und Frauen Opfer von versuchten oder vollendeten Femiziden. 360 Frauen und Mädchen starben dabei, wie aus kürzlich veröffentlichen Daten des Bundeskriminalamts bekannt wurde.
UN fordern weltweit Veränderungen
Die Vereinten Nationen drängen auf Maßnahmen, um die Weltlage zu verbessern: So fordert das UN-Büro Änderungen in der Gesetzgebung, eine bessere Datenerfassung und eine stärkere Rechenschaftspflicht der Regierungen.
Auch eine Null-Toleranz-Kultur und mehr Mittel für Frauenrechtsorganisationen und institutionelle Einrichtungen seien nötig. Gewalt gegen Frauen und Mädchen und Femizide seien vermeidbar, betonte die Organisation.
Der heutige Aktionstag ist für die UN der Start für ihre Kampagne "Orange the World": 16 Tage lang wird seit 1991 auf die Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam gemacht.