"Mission Tomorrow" klebt auf einem Stuhl im FDP-Fraktionssaal vor der letzten Fraktionssitzung der FDP im Bundestag.

Letzte Fraktionssitzung der FDP Zwischen Wehmut und Zweckoptimismus

Stand: 26.02.2025 18:24 Uhr

Es war ein denkwürdiger Tag für die FDP im Bundestag. Nach der verlorenen Wahl haben sich die Abgeordneten zu ihrer vermutlich letzten Fraktionssitzung getroffen. Nun geht es um ein Leben nach dem Parlament.

Die FDP-Fraktion im Bundestag hat sich nach der verlorenen Bundestagswahl zu ihrer voraussichtlich letzten Sitzung getroffen. "Es ist keine Beerdigungsstimmung", sagte der frühere FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai der Nachrichtenagentur dpa beim Hineingehen in den Fraktionssaal. "Ich war 2013 auch dabei, also es ist keine Beerdigung, sondern es wird weitergehen mit der FDP", sagte Djir-Sarai in Anspielung auf den erstmaligen Auszug der Liberalen aus dem Bundestag 2013.

Doch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki gestand: "Nach 35 Jahren Parlamentszugehörigkeit jetzt zu wissen, das ist zu Ende, ist schon ein sehr schmerzhafter Eindruck."

"Mission Tomorrow"

Fraktionschef Christian Dürr, der sonst vor den Fraktionssitzungen gern Stellungnahmen in die Mikrofone sprach, nutzte die Gelegenheit, dass die Journalisten gerade mit Kubicki sprachen, um wortlos in den Fraktionssaal zu huschen. Parteichef Christian Lindner erschien gar nicht erst zu der Sitzung.

Drinnen im Saal machten sich die Liberalen Mut mit einem Schild "Mission Tomorrow", das an einer Stuhllehne angebracht war und wohl sagen sollte: Wir arbeiten dran, bei der nächsten Bundestagswahl zurückzukommen. Oder wie Djir-Sarai sagte: "Es ist jetzt, wie es ist. Aber die FDP ist stark und die FDP wird weitermachen." Heute beginne das Projekt der Rückkehr in den Bundestag, betonte Fraktionschef Dürr nach der gut dreistündigen Sitzung. "Das wird ein harter Weg werden, keine Frage. Aber wir sind eine Partei, die Zuversicht in der DNA hat."

Abgeordnete erhalten Diäten weiter ...

Für die 90 FDP-Mitglieder des Bundestags endet die Karriere als Abgeordnete. Immerhin fallen sie zunächst einmal relativ weich - vor allem, wenn sie schon länger im Bundestag saßen. Sie erhalten nach Paragraf 18 des Abgeordnetengesetzes ein Übergangsgeld. Pro Jahr Mitgliedschaft im Parlament fließt ihre Abgeordnetendiät einen Monat weiter - und das bis zu 18 Monate lang. Fraktionschef Dürr beispielsweise kam 2017 in den Bundestag. Er bekommt nun sieben Monate lang seine Abgeordnetenentschädigung von 11.227,20 Euro weitergezahlt.

Ein Newcomer wie der Abgeordnete Valentin Abel, der 2021 erstmals in den Bundestag einzog, erhält dieses Übergangsgeld immerhin noch drei Monate lang.

Den Mitarbeitern der Abgeordneten und der Fraktion geht es längst nicht so gut - ihre Verträge laufen in den nächsten Wochen aus. Sie müssen sich jetzt neue Jobs suchen, was über kurz oder lang aber auch auf die Abgeordneten zukommen wird. 

... aber viele Annehmlichkeiten fallen weg

So manches FDP-Bundestagsmitglied wird sich wohl ganz aus der bezahlten Politik zurückziehen. So sagte der Innenpolitiker Konstantin Kuhle dem Morgenmagazin der ARD, er werde jetzt in seinen erlernten Beruf als Rechtsanwalt zurückkehren. "Inwiefern dann ehrenamtlich nebenbei noch politisches Engagement eine Rolle spielt, das werden die nächsten Wochen und Monate zeigen."

Mit dem Mandat fallen für die ausscheidenden Abgeordneten auch viele Annehmlichkeiten weg - von der BahnCard 100 über ein voll ausgestattetes Büro und Mitarbeiter bis zur jederzeit nutzbaren Fahrbereitschaft des Bundestags. Er werde jetzt erst mal wieder lernen müssen, seinen Kalender selbst zu führen, sagte Kubicki und erzählte: "Heute Nacht bin ich aufgewacht und habe gedacht: Mein Gott, du musst ja jetzt selbst Auto fahren."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 26. Februar 2025 um 14:07 Uhr.