Hilfslieferungen Bundeswehr beteiligt sich an Luftbrücke für Gaza
Auch die deutsche Luftwaffe will die Menschen im Gazastreifen mit Hilfsgütern aus der Luft versorgen. Das kündigte Verteidigungsminister Pistorius an. Erstmals gelangten nun auch Hilfskonvois direkt in den Norden des umkämpften Gebiets.
Die Bundeswehr beteiligt sich an der Luftbrücke zur Versorgung der Menschen im Gazastreifen mit Hilfsgütern. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius gab den Auftrag an die Luftwaffe, die humanitäre Hilfe für die Bevölkerung in dem Palästinensergebiet "durch Lastenabwurf zu unterstützen".
Dafür stelle die Bundeswehr zwei Hercules-Transportflugzeuge bereit, die jeweils bis zu 18 Tonnen Last transportieren könnten. Der Einsatz könnte Ende kommender Woche beginnen.
Einsatz könnte kommende Woche starten
"Den Menschen in Gaza fehlt es am Nötigsten", erklärte der SPD-Politiker. "Wir möchten unseren Teil dazu beitragen, dass sie Zugang zu Nahrung und Medikamenten bekommen." Der Abwurf sei "nicht ungefährlich", fügte der Minister hinzu. "Die dafür vorgesehenen Crews sind für entsprechende Verfahren ausgebildet und sehr erfahren." Den Auftrag sollen laut Ministerium die deutschen Angehörigen der binationalen Lufttransportstaffel in Evreux in Frankreich übernehmen.
Zuvor hatte das Auswärtige Amt offenbar ebenfalls auf den Einsatz der deutschen Luftwaffe gedrängt und eine Anfrage an das Verteidigungsministerium gestellt. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth, sagte am Morgen im ARD-Morgenmagazin, er könne sich nicht vorstellen, dass es über diesen Einsatz eine kritische Diskussion im Bundestag geben werde. Die Unterstützung von Gaza durch die Luft werde heute auch Thema im Auswärtigen Ausschuss sein. Initiiert wurde die Luftbrücke von Jordanien. Deutsche Partnerländer wie die USA und Frankreich beteiligen sich ebenfalls daran.
Hilfsgüter erreichen Norden über neue Militärstraße
Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist katastrophal. Der Norden ist weitestgehend von Hilfslieferungen abgeschnitten. Israel ließ zuvor Lastwagen über eine neue Straße des Militärs direkt in den Norden des Küstenstreifens.
Nach einer Kontrolle am israelischen Grenzübergang Kerem Schalom brachten sechs Lastwagen Hilfsgüter des Welternährungsprogramms (WFP) vom sogenannten 96. Gate in der Nähe des Kibbuz Be'eri aus über die Grenze in den nördlichen Gazastreifen, wie das Militär bekannt gab.
Es habe sich um ein Pilotprojekt gehandelt, um zu verhindern, dass die Hilfsgüter in die Hände der Terrororganisation Hamas fallen. Die Ergebnisse würden nun der Regierung vorgelegt.
Erster Konvoi seit Wochen
Mit dem ersten erfolgreichen Konvoi in den Norden seit dem 20. Februar habe man Lebensmittel für 25.000 Menschen in die Stadt Gaza liefern können, hatte das Welternährungsprogramm zuvor mitgeteilt. Da die Menschen im Norden am Rande einer Hungersnot stünden, brauche es jeden Tag Lieferungen und direkte Zugänge in den Norden.
Die vom Konvoi auf Anweisung der israelischen Regierung benutzte Schotterstraße teilt den abgeriegelten Küstenstreifen südlich der Stadt Gaza entlang eines Ost-West-Korridors, der seit Beginn des Krieges gegen die Hamas vor gut fünf Monaten von israelischen Truppen besetzt ist.
Die Route verläuft von der israelischen Grenze nahe des Kibbuz Be'eri, das am 7. Oktober bei dem von Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen in Israel angerichteten Massakers überfallen worden war, bis zur Mittelmeerküste.
Kritik an Israel wegen humanitärer Lage
Wegen der inzwischen katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen steht Israel international stark in der Kritik. Bisher kommen die Hilfsgüter nur über den Süden des Gazastreifens in die Region. Doch in den Norden gelangt nur wenig Hilfe - unter anderem wegen der Zerstörung und der Gefahr von Beschuss.
Die Vereinten Nationen dringen darauf, Hilfslieferungen per Lastwagen auszuweiten und den Transport der Güter auch über andere Grenzübergänge zum besonders betroffenen Norden zuzulassen.
Schiff mit Hilfsgütern auf dem Weg zum Gazastreifen
Inzwischen sind auch die ersten Hilfsgüter auf dem Seeweg unterwegs in Richtung Gazastreifen. Ein mit 200 Tonnen Lebensmitteln beladenes Schiff einer Hilfsorganisation ist am Dienstag in Zypern ausgelaufen. Die Organisation World Central Kitchen teilte auf der Plattform X mit, das Schiff habe Larnaca verlassen.
Es wurde damit gerechnet, dass die Hilfslieferung innerhalb von zwei oder drei Tagen an der Küste des Gazastreifens ankommt. Wo genau das Schiff anlegen soll, wollte der bekannte Koch und World-Central-Kitchen-Chef José Andrés aus Sicherheitsgründen nicht sagen. Die Lieferungen seien aber für den Norden des Gazastreifens vorgesehen, bestätigten Andrés und der Kapitän des Open-Arms-Schiffs, Oscar Camps. In Küstennähe sollen zwei kleinere Boote den Kahn zu einem Pier bringen, den World Central Kitchen bauen lässt.
Israel hat angekündigt, alle Lieferungen zu kontrollieren, bevor sie durchgelassen werden. Die Fahrt ist ein Testlauf für die Öffnung eines Seekorridors, über den Hilfsgüter in den Gazastreifen geliefert werden sollen.