Wehrbeauftragte des Bundestags Högl zweifelt an Rekruten-Ziel der Bundeswehr
Bis 2031 will das Verteidigungsministerium die Bundeswehr auf mehr als 200.000 Soldaten aufstocken. Die Wehrbeauftragte Högl äußerte jedoch Zweifel, ob das erreicht werden kann. Der Reservistenverband hingegen hält die Zielmarke für zu niedrig.
Die Wehrbeauftragte des Bundestags hat Zweifel an der Zielmarke für eine größere Bundeswehr geäußert. "Es ist sehr fraglich, ob mit den bisherigen Maßnahmen und Ansätzen das ausgegebene Ziel, die Bundeswehr bis 2031 auf 203.000 Soldatinnen und Soldaten zu vergrößern, erreicht werden kann", sagte Eva Högl dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Es brauche eine "erhebliche Kraftanstrengung", um die Bundeswehr für junge Leute attraktiver zu machen und mehr Nachwuchs zu gewinnen. Laut Högl ist es entscheidend, die Rahmenbedingungen für den Dienst in der Bundeswehr zu verbessern. "Das bedeutet in erster Linie schlanke Prozesse und Strukturen, ausreichend Material - von der persönlichen Ausrüstung bis zum großen Gerät - sowie eine moderne Infrastruktur", erklärte sie. Man müsse dem Nachwuchs außerdem ein realistisches Bild vom Dienst in der Bundeswehr zeichnen.
Zurzeit hat die Truppe eine Personalstärke von mehr als 180.000, zivile Beschäftigte nicht mitgezählt. In acht Jahren sollen es rund 20.000 Soldatinnen und Soldaten mehr sein.
Gelöbnis beim Gedenken an Widerstand
Högl äußerte sich vor dem öffentlichen Gelöbnis neuer Soldaten im Rahmen des Gedenkens an den Widerstand gegen das NS-Regime 79 Jahre nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944.
Im Berliner Verteidigungsministerium wollen 400 Rekrutinnen und Rekruten am Abend auf dem Paradeplatz am Bendlerblock geloben, "der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen".
Reservistenverband: Zielmarke reicht nicht aus
Während die Wehrbeauftrage Högl bezweifelt, ob das Ziel zur Vergrößerung erreicht wird, bezweifelt der Reservistenverband, ob 203.000 Soldatinnen und Soldaten bis 2031 überhaupt ausreichend sind. "Wir gehen von deutlich mehr aus", sagte Verbandspräsident Patrick Sensburg im ARD-Morgenmagazin. Man müsse schauen, welche Personalstärke die Bundeswehr brauche, um Deutschland im Bündnis verteidigen zu können.
Die Bundeswehr sei in den vergangenen 30 Jahren "verkleinert worden, sie ist geschrumpft worden, Einheiten sind abgebaut worden", sagte Sensburg. Das jetzt wieder rückgängig zu machen, dauere. Die Aussetzung der Wehrpflicht bezeichnete der Verbandspräsident als Fehler und plädierte für eine Wiedereinführung. Deutschland brauche eine entsprechende Personalstärke von Soldatinnen und Soldaten, um verteidigungsfähig zu sein.
"Wichtig, Soldaten in der Mitte der Gesellschaft zu haben"
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine habe für mehr Interesse für die Bundeswehr gesorgt. Dadurch sei die Sinnhaftigkeit des Dienstes für viele deutlich geworden. "Junge Menschen kommen und wollen dienen, weil Landesverteidigung eben eine nachvollziehbare Aufgabe ist", sagte Sensburg. Der Verbandspräsident begrüßte das öffentliche Gelöbnis der 400 neuen Soldaten.
"Es ist sehr wichtig für unser Land, dass wir Soldaten in der Mitte der Gesellschaft haben - den Staatsbürger in Uniform", so der Verbandspräsident. "Es ist aber auch sehr wichtig für die Rekrutinnen und Rekruten, dass sie spüren, sie leisten einen wertvollen Dienst für die Bevölkerung, für die Menschen unseres Landes."