Vorgezogene Bundestagswahl Das sind die Kanzlerkandidaten
Die Neuwahl am 23. Februar wirft ihre Schatten voraus: Erstmals gibt es vier Kanzlerkandidaten und -kandidatinnen bei einer Bundestagswahl. Wen schicken die Parteien ins Rennen? Ein Überblick.
Die Union: Friedrich Merz
Am 17. September hat die Union entschieden: CDU-Chef Friedrich Merz soll ins Kanzleramt einziehen. CSU-Chef Markus Söder verkündete damals: "Die Kanzlerkandidaten-Frage ist entschieden, Friedrich Merz macht's".
Nach der Entscheidung hat der 68-Jährige angekündigt, er wolle sich als Kanzlerkandidat nicht verstellen, um volksnäher zu wirken. "Ich vermute mal, dass die Bevölkerung in den nächsten Monaten den Friedrich Merz kennenlernen wird, der er ist", sagte der designierte Kanzlerkandidat dem Sender RTL. Er sei anders, als er oft dargestellt werde - "viel freundlicher, auch viel näher an der Bevölkerung, als mir manchmal bescheinigt wird".
Gelassen äußerte sich der CDU-Chef über seinen damals noch nicht nominierten SPD-Gegenspieler im Wahlkampf, Kanzler Olaf Scholz. Merz verwies auf seine guten Umfragewerte im Vergleich zu Scholz: "Das ist neu, das hat es in Deutschland noch nie gegeben, dass ein Herausforderer so stabil mit seiner eigenen Partei doppelt so stark ist wie die Partei des Bundeskanzlers. Und dass ein Herausforderer in allen Kompetenzwerten vor dem Amtsinhaber liegt, das haben wir auch in Deutschland noch nie erlebt."
Im aktuellen Deutschlandtrend nach dem Ende der Ampelkoalition kommt die Union auf 33 Prozent der Stimmen, die SPD dagegen nur auf 14 Prozent.
Die SPD: Olaf Scholz
Die SPD-Führungsgremien haben Olaf Scholz als Kanzlerkandidaten nominiert. Wie aus Parteikreisen verlautete, fiel die Entscheidung für Scholz im Bundesvorstand einstimmig aus. Offiziell bestätigt werden muss Scholz nun noch bei einem Parteitag am 11. Januar.
Auch das SPD-Präsidium hat Scholz dem Vernehmen nach nominiert. Dort fand aber keine Abstimmung statt. Nach dem Bruch der Ampelkoalition Anfang November gab es in der SPD eine Debatte, ob Scholz der richtige Kanzlerkandidat ist.
Angesichts schwacher Umfragewerte des Amtsinhabers hatte sich eine Reihe von Parteivertretern für den beliebten Verteidigungsminister Boris Pistorius ausgesprochen. Dieser teilte dann aber am Donnerstag mit, er stehe nicht zur Verfügung. Scholz steht nun vor einem schwierigen Wahlkampf um den erneuten Einzug ins Kanzleramt.
Die Grünen: Robert Habeck
Bei den Grünen ist die Lage schon länger klar. Wirtschaftsminister Robert Habeck tritt als Kanzlerkandidat an. Die Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen hat ihn am 17. November mit 96,5 Prozent Zustimmung zum Kanzlerkandidaten gekürt. Im Zusammenspiel mit dem neuen Parteivorstand will er die Grünen in eine weitere Regierungsbeteiligung führen. Er wolle dabei "Prinzipientreue mit Pragmatismus" verbinden.
Dass der 55-Jährige der Spitzenkandidat seiner Partei werden würde, steht bereits seit längerer Zeit fest. Nachdem Außenministerin Annalena Baerbock im Juli gesagt hatte, dass sie diesmal nicht an der Spitze stehen will, lief alles auf Habeck hinaus.
Baerbock war im Wahlkampf 2021 die erste Kanzlerkandidatin ihrer Partei gewesen. Die Grünen landeten damals mit 14,7 Prozent auf dem dritten Platz. Derzeit stehen die Grünen bei Umfragewerten zwischen 11 und 12 Prozent.
Die AfD: Alice Weidel
Die beiden AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla und Alice Weidel haben sich darauf geeinigt, dass Weidel die AfD als Kanzlerkandidatin in den Wahlkampf führen soll. Die Entscheidung muss noch von den Gremien der Partei bestätigt werden.
Bereits im ARD-Sommerinterview hatte Chrupalla gesagt: "Alice Weidel wäre eine sehr gute Kanzlerkandidatin, was ich auch unterstützen würde." Er greife damit aber keinen Entscheidungen vor. "Am Ende entscheidet das ein Parteitag oder die Basis in unserer Partei", betonte Chrupalla damals.
Ernsthafte Chancen auf eine Kanzlerschaft werden der 45-Jährigen derzeit allerdings nicht eingeräumt. Alle Parteien haben eine Koalition mit der AfD ausgeschlossen.