Tag der Wohnungslosen "Keinerlei Anzeichen für eine Verbesserung"
Die Lage von Wohnungslosen in Deutschland hat sich nach einem Bericht der Wohnungslosenhilfe nicht verbessert. Das größte Problem bleibe der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Immer häufiger seien Familien betroffen.
Für wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen gibt es laut dem Jahresbericht der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) wenig Grund zur Hoffnung. Es seien "keinerlei Anzeichen für eine Verbesserung der allgemeinen Situation" erkennbar, sagte die Vorsitzende Susanne Hahmann am Tag der wohnungslosen Menschen.
Das größte Problem sei weiterhin zu wenig bezahlbarer Wohnraum. Hahmann forderte die Politik zum Handeln auf, "damit nicht noch mehr Menschen in prekäre Lebenslagen geraten, aus denen sie mitunter nur schwer wieder herausfinden können".
Auch das Deutsche Institut für Menschenrechte forderte die Bundesregierung auf, sich stärker als bislang für die Überwindung von Wohnungslosigkeit einzusetzen. Der im Koalitionsvertrag angekündigte Nationale Aktionsplan müsse "zügig verabschiedet" und von allen Akteuren mitgetragen werden, sagte Institutsdirektorin Beate Rudolf. Im Koalitionsvertrag steht: "Wir setzen uns zum Ziel, bis 2030 Obdach- und Wohnungslosigkeit zu überwinden."
Immer mehr Familien von Wohnungsnot bedroht
Nach Angaben der BAGW betrifft die Wohnungsnot auch immer mehr Familien. Insgesamt 10,6 Prozent der wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen lebten 2021 in Haushalten mit Kindern. BAGW-Geschäftsführerin Werena Rosenke erklärte, dies sei ein "sehr beunruhigender Höchstwert". 2017 hatte der Anteil der Paare mit Kindern und Alleinerziehenden unter den Hilfesuchenden noch bei 9,2 Prozent und 2013 bei 7,2 Prozent gelegen.
Kaum Zugang zum Gesundheitssystem
Viele Wohnungslose in Deutschland haben zudem keinen oder nur einen eingeschränkten Zugang zum Gesundheitssystem. Wie der "Spiegel" unter Berufung auf die BAGW berichtete, hatte 2021 knapp ein Sechstel der Menschen ohne Wohnung keine Krankenversicherung. Bei weiteren 14 Prozent war der Versicherungsstatus ungeklärt, vier Prozent waren nur eingeschränkt versichert.
Die BAGW beklagte dabei, dass es auch medizinischen Hilfsprojekten für Wohnungslose zunehmend schwer falle, Personal zu finden, weil es an Finanzierung und Anerkennung mangele.
Viele Wohnungslose kommen zunächst bei Freunden unter
Viele Menschen, die ihre Wohnung verloren haben, kommen vorübergehend bei Freunden, Bekannten oder ihrer Herkunftsfamilie unter, heißt es in der Studie. Andere landeten direkt auf der Straße.
Die BAG erstellt seit 1990 ihren Jahresbericht auf der Basis von Angaben der Dienste und Einrichtungen der Hilfen in Wohnungsnotfällen. Für den aktuellen Bericht wurden der BAG Daten von mehr als 37.000 Klientinnen und Klienten aus 209 Einrichtungen und Diensten aus dem Jahr 2021 übermittelt.