Das Kaufland-Zentrallager in Donnersdorf (Landkreis Schweinfurt)

Bayern Bis zu 350 Kaufland-Mitarbeitern in Donnersdorf droht Kündigung

Stand: 20.01.2025 13:05 Uhr

Kündigung für Großteil der Belegschaft: Bis zu 350 Mitarbeitern am Logistik-Standort von Kaufland im unterfränkischen Donnersdorf droht die Kündigung. Laut Verdi sollen Subunternehmen mit Personal aus Osteuropa die Arbeit übernehmen.

Von Norbert Steiche, BR24 Redaktion

Rund zwei Dritteln der Belegschaft am Logistik-Standort von Kaufland in Donnersdorf im Landkreis Schweinfurt droht die Kündigung. Nach Informationen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sollen bis zu 350 der rund 550 Stellen gestrichen werden. Der Grund: Das Unternehmen möchte künftig nur noch mit sogenannten Werkunternehmen zusammenarbeiten, die personell die Logistik übernehmen.

Übernehmen Mitarbeiter aus Osteuropa die Arbeit in Donnersdorf?

Laut Verdi-Gewerkschaftssekretär Peter König sollen dafür künftig überwiegend Mitarbeiter aus Osteuropa beschäftigt werden. Weiterhin seien die Mitarbeiter in Betriebsversammlungen über die Pläne des Unternehmens informiert worden. Ein geplantes Gespräch mit der Lagerleitung ist laut König kurzfristig abgesagt worden. Der Lebensmitteleinzelhändler Kaufland versorgt nach eigenen Angaben von Donnersdorf aus alle über 770 Kaufland-Filialen in Deutschland mit Non-Food-Ware und Aktionsartikeln.

Kaufland: Durch Subunternehmen "agiler und flexibler"

Kaufland bestätigt gegenüber dem BR künftig Subunternehmen an den Lagerstandort Donnersdorf zu holen, um "noch agiler und flexibler" arbeiten zu können: "Die Werkunternehmen haben mehr Möglichkeiten, personell flexibel und schnell zu reagieren und sich auf kurzfristig ändernde Anforderungen in der Aktionswarenlogistik einzustellen. Wir geben damit einen Großteil unserer Bereiche komplett an Werkunternehmer ab."

Verdi-Vorwurf: Kaufland entzieht sich der Personalverantwortung

Folglich sei das Unternehmen sowohl rechtlich als auch organisatorisch nicht mehr für diese Bereiche zuständig. Die davon betroffenen Mitarbeiter würden nicht weiter am Standort beschäftigt werden können. Betriebsrat und die Belegschaft vor Ort seien frühzeitig über diese Entscheidung informiert worden. "Wir werden mit jedem betroffenen Mitarbeiter gemeinsam mit dem Betriebsrat in den Austausch gehen, um eine sozialverträgliche Lösung zu finden", fügt das Unternehmen hinzu.

Verdi-Sprecher König kritisiert, dass sich Kaufland damit der Personalverantwortung entledige und per Vertrag auf Erfüllung von pünktlichen Lieferungen pochen könne. Laut Kaufland werden im Lager Donnersdorf rund 500 Mitarbeiter beschäftigt.

Ungewisse Zukunft für Kaufland-Mitarbeiter

Auf BR-Nachfrage, wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genau die geplanten Veränderungen von Kaufland in Donnersdorf betreffen und welche Angebote für "sozialverträgliche Lösungen" konkret gemacht werden sollen, hat das Unternehmen noch nicht geantwortet. Ebenso offen ist, inwiefern den bisherigen Mitarbeitern von den Subunternehmen Übernahmeangeboten gemacht werden sollen – und ob die Leute dabei mit schlechter Bezahlung rechnen müssen oder ob die Subunternehmen mit ganz neuen Mitarbeitern kommen. Unklar ist auch, in welchem Verhältnis die Subunternehmen zum Unternehmen stehen.

Laut Gewerkschaftssekretär König hat Kaufland im Jahr 2012 ein Bußgeld von rund neun Millionen Euro bezahlen müssen, als am Logistikstandort Donnersdorf neben 170 eigenen Mitarbeitern rund 350 Mitarbeiter von Werksunternehmen beschäftigt wurden. Damals sei Kaufland verpflichtet worden, die Werksunternehmen-Mitarbeiter zu übernehmen, so König gegenüber dem BR.

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Quelle: Mittags in Mainfranken 20.01.2025 - 12:05 Uhr