Junge Katzen in der Krankenstation im Höchstädter Tierheim.

Bayern Kosten im Tierheim: Wie schnell hohe Summen zusammenkommen

Stand: 24.01.2025 09:31 Uhr

Zu viele Tiere, zu wenig Platz, zu wenig Personal, zu wenig Geld: Unter diesen Problemen leiden viele Tierheime in Bayern. Ihre Finanzierung steht auf mehreren Beinen. Welche Kosten entstehen und wie das finanziert werden soll.

Von Judith Zacher

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Die Katzenkrankenstation im Höchstädter Tierheim ist voll: Alle elf Jungkatzen leiden an einem Pilz. Täglich reinigt Tierheimleiter Ariane Dallmaier penibel alle Boxen und versorgt die Tiere mit Medikamenten – aber die Katzen werden nicht gesund. Können sie hier auch gar nicht, sagt die Tierschützerin: Auf den Fensterrahmen im Container steht das Schwitzwasser, die Wände sind überzogen mit schwarzem Schimmel, der Boden ist brüchig. Fakt ist: Der Container ist über 40 Jahre alt und, wie die anderen Container auf dem Areal, dringend sanierungsbedürftig. Dafür oder gar für den gewünschten Neubau eines Katzenhauses – mit Quarantänestation und Personalräumen – fehlt dem Tierheim das Geld.

Finanzierung von Tierheimen ist komplex

Grundsätzlich sind in Bayern für Fundtiere die Kommunen zuständig. In den meisten Fällen übertragen sie diese Aufgabe an ein Tierheim. Die Kommunen können entweder die tatsächlich entstandenen Kosten für jedes Tier oder, wie die meisten in Bayern, eine Pauschalabgabe pro Einwohner zahlen.

So ist es auch beispielsweise im Landkreis Dillingen geregelt: Etwa 220.000 Euro kostet der Betrieb laut der Tierheimleitung jährlich, knapp zwei Drittel davon müssen durch Erbschaften oder Spenden gedeckt werden. Die Kommunen zahlen 80 Cent pro Einwohner, also 80.000 Euro im Jahr. Sie liegen damit etwas über dem laut Innenministerium bayernweiten Schnitt von 75 Cent.

Besitzer müssen für Unterbringung im Tierheim zahlen

Für Tiere, deren Besitzer ausfindig gemacht werden können, müssen die Eigentümer selbst zahlen. Das sorgt immer wieder für Probleme, wie ein aktueller Fall aus Bayreuth zeigt: Vier Dackel einer Frau wurden aus Tierwohlgründen ins Tierheim gebracht. Sie sollte für sechs Monate dort 14.000 Euro zahlen.

Die Summe erschien einigen BR24-Usern als sehr hoch. So schrieb "Schlawiner" kürzlich: "14.000 Euro, für 6 Monate für 4 Dackel? Werden die mit Koberind und Kaviar am Goldbett gefüttert?"

Auf den ersten Blick mögen 14.000 Euro für ein halbes Jahr viel erscheinen. Allerdings gehörenbei einem Tierheim neben den Kosten für Futter und Tierarzt auch der Unterhalt des Tierheims und das Personal dazu.

User "Schmiddi" zählte weitere Aspekte auf: "(...) Baukosten, Personalkosten, Heizungskosten, Versicherungskosten, Reinigungskosten. Die Tiere werden ja auch nicht gestapelt, brauchen ausreichend Raum. Hundehaltung ist eigentlich Luxus und wenn Mensch nicht in der Lage ist, dafür aufzukommen, sollte er sich keine Tiere zulegen."

Im Tierheim Höchstädt werden wie in Bayreuth für Hunde pro Tag 15 Euro von Besitzern verlangt. Seit der Änderung der Gebührenverordnung im Jahr 2022 fallen vor allem die Tierarztkosten ins Gewicht, insbesondere bei den Katzen. 200 Euro kostet die Kastration einer Kätzin, 25 Euro das Chippen, 50 Euro für Impfungen und Medikamente. Dazu kommen Betreuung, Futter, Pflege und Personalkosten. 400 Euro koste sie eine Katze im Schnitt bis zur Vermittlung, so Dallmaier. Bei 176 Katzen, die 2023 im Tierheim betreut wurden, macht das 70.000 Euro. Die Kosten für die 36 Hunde sind noch gar nicht eingerechnet.

Der Sprecher der Bürgermeister im Landkreis Dillingen, Tobias Steinwinter, entgegnet, man habe den Beitrag erst vor zwei Jahren auf 80 Cent verdoppelt. Vor einer weiteren Erhöhung brauche man genauere Angaben, wo welches Tier aufgefunden wurde und welche Kosten es verursacht habe. Schließlich gehe es hier um Steuergelder, deren Ausgabe er rechtfertigen müsse.

Seit 2019 gibt es außerdem ein Förderprogramm des bayerischen Umweltministeriums für Tierheime. Das Höchstädter Tierheim kommt hier allerdings nicht zum Zug, weil es die Vorgaben nicht erfüllt. Der Grund: Das Tierheim hat keine Betriebserlaubnis gemäß Tierschutzgesetz, weil etwa eine Hundequarantänestation aus Platzgründen fehle, so die Leiterin.

Kastrationspflicht als Lösung?

Unterdessen hört die Katzenflut nicht auf. Immer wieder klingelt Dallmaiers Telefon: Meist wegen Katzenbabys, die gefunden wurden. Eine Katze bringt in der Regel zweimal pro Jahr vier bis sechs Junge zur Welt. Laut Berechnungen von Tierschutzorganisationen kann ein Pärchen innerhalb von wenigen Jahren Tausende Nachkommen haben.

Oft werden die Tiere zwar gefüttert, aber nicht tierärztlich versorgt. So entstehe auch viel Leid, heißt es von Tierschutzorganisationen, die für eine durchgehende Kastrationspflicht plädieren. In Baden-Württemberg gibt es die bereits an vielen Orten, hier können die Kommunen selbst darüber entscheiden.

In Bayern sind dafür die Landkreise zuständig. Allerdings müssten zuvor bereits andere Maßnahmen zur Eindämmung der Population erfolglos durchgeführt worden sein, heißt es aus dem Dillinger Landratsamt. Das sei im Landkreis bisher nicht erfolgt. Einzelne Gemeinden übernehmen unterdessen freiwillig die Kosten für die Kastration frei lebender Katzen, wie etwa Haunsheim. Von dort, so Dallmaier, habe man früher sehr viele Katzen bekommen. Das sei jetzt kaum mehr der Fall.

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Quelle: Mittags in Schwaben 24.01.2025 - 12:00 Uhr