Plakat für die Nacht der Bibliotheken
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Bayern Wie die bayerischen Bibliotheken ihr Überleben sichern

Stand: 04.04.2025 05:14 Uhr

Am 4. April findet erstmals die "Nacht der Bibliotheken" statt. Mehr als 1.700 Büchereien machen bundesweit mit, auch viele in Bayern. Zahlen zeigen: Bayerns Bibliotheken stemmen sich erfolgreich gegen den bundesweiten Abwärts-Trend in der Branche.

Von Achim Winkelmann

Egal ob beim Pub-Quiz in Grünwald, beim Bücherflohmärkten in Ismaning und Landsberg am Lech oder einem Brettspiel-Abend in Alzenau. Die Bayerischen Bibliotheken leben und sie entwickeln sich stetig weiter. Das wollen sie bei der ersten Nacht der Bibliotheken an vielen Orten erlebbar machen.

So ermöglicht etwa die Stadtbibliothek Cham einen Blick hinter die Kulissen, die Gemeindebücherei Wiesent bietet eine Taschenlampenlesung für Kinder an. Auch die Würzburger Stadtbibliothek im historischen Falkenhaus hat bis Mitternacht geöffnet. Die Mitarbeiter geben Literaturtipps, eine Live-Band spielt, es gibt ein Quiz, eine digitale Gaming-Ecke und verschiedene Brettspielrunden.

Kreativ, lebendig – Bibliothek im Wandel

"Wir möchten die Menschen einladen, die Bibliothek zu erleben und die Bibliothek von einer neuen Seite zeigen", sagt Leiterin Martha Maucher. Einfach nur Bücher ausleihen – das war gestern. Moderne Bibliotheken wie die in Würzburg wollen Begegnungsorte sein. Dieser Veränderungsprozess hat schon vor einigen Jahren begonnen – hin zu sogenannten "Dritten Orten" zwischen dem Zuhause und dem Arbeitsort.

Dazu gehört auch eine Neugestaltung der Bücherei. Die Regale rücken vielerorts an den Rand, Sitzecken sollen gleichzeitig Lektüre und Kommunikation ermöglichen. Die Bibliothek als kreativer, lebendiger Ort – das wird in Würzburg auf einer eigenen Medienetage erlebbar. Unter dem Dach findet sich ein Podcaststudio, eine Ecke um digitale Musik zu produzieren, ein 3D-Drucker und ein Laserschneider. Erfahrene Mitarbeiter geben Einführungen und helfen mit Tipps. Vor allem Senioren nutzen die Möglichkeit, sich das Smartphone erklären zu lassen.

Gegen den Trend überlebt

Bundesweit hat in den letzten Jahren jede achte Bibliothek schließen müssen. Bayern stemmt sich gegen den Trend. Zwar haben in den vergangenen fünf Jahren auch im Freistaat 13 Büchereien geschlossen. Dem stehen aber elf Neueröffnungen gegenüber, sagt Ute Palmer vom Bibliotheksverband. Für sie sind Bibliotheken heute "ein Kitt der Gesellschaft oder des Ortes. Man kann sich hinsetzen und etwas lesen, muss nichts konsumieren, muss auch gar kein Buch oder ein anderes Medium mitnehmen. Das ist das Schöne."

Wichtig: Förderungen, Ehrenamtliche, Ausbildung

Gleichwohl: Ohne staatliche Förderungen, regelmäßige Schulungen des Personals, die Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten und vor allem die Arbeit von vielen Ehrenamtlichen wären gerade viele kleine Bibliotheken auf dem Land nicht überlebensfähig, sagt Palmer. Das merkt man gerade in kleinen Orten auf dem Land.

Beispiel: Die Pfarrbibliothek in Traustadt im Landkreis Schweinfurt am Steigerwald. Gerade mal ein großer Raum in einem Anbau des Pfarrhauses, rund 1.750 Bücher. Die Öffnungszeiten dort: einmal die Woche, ein bis zwei Stunden. Trotzdem wird das Angebot genutzt. "Rund 3.000 Ausleihungen gab es im vergangenen Jahr und diese Zahl bleibt konstant", sagt Gabriele Glück. Seit 30 Jahren ist sie ehrenamtliche Bibliothekschefin, kauft Bücher ein, sortiert aus und berät die Kunden. Und wenn die Mama nicht Nein sagt, gibt es zum Abschied ein Bonbon als süße Kundenbindungsmaßnahme.

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Quelle: Mittags in Mainfranken 04.04.2025 - 12:00 Uhr