Ein Arbeiter auf einer Baustelle in Berlin Weißensee. (Quelle: picture alliance/dpa/Soeren Stache)

Berlin Kredite und Mieten: Berliner Senat will neue Wege bei Baufinanzierung gehen

Stand: 29.10.2024 15:57 Uhr

Angesichts der angespannten Haushaltslage prüft der Berliner Senat neue Wege, um dringend benötigte Bau- und Sanierungsvorhaben umzusetzen. So sollen etwa landeseigene Unternehmen verstärkt in die Verantwortung genommen werden.

Angesichts der angespannten Haushaltslage prüft der Berliner Senat neue Finanzierungsmodelle für Bau- und Sanierungsprojekte. Laut Finanzsenator Stefan Evers (CDU) soll dabei den landeseigenen Unternehmen eine bedeutende Rolle zukommen.

Ähnlich wie Berlin dies schon beim Bau neuer Schulen praktiziert, sollen auch andere Vorhaben künftig dadurch finanziert werden, dass die Unternehmen Kredite aufnehmen und die neuen Bauten danach ans Land oder die Bezirke vermieten.

Stefan Evers, Senator für Finanzen in Berlin und Bürgermeister in Berlin sitzen am 23.04.2024 zusammen mit Kai Wegner, Regierender Buergermeister von Berlin bei der Senatspressekonferenz. (Quelle: Picture Alliance/Caro/Ruffer)
Berliner Finanzverwaltung verhängt Ausgabenstopp für 2025

Das Land Berlin muss angesichts neuer großer Löcher im Haushalt massiv sparen - allein im nächsten Jahr drei Milliarden Euro. Finanzsenator Evers hat jetzt zu einer Maßnahme gegriffen, die dabei helfen soll.mehr

Bau durch landeseigene Gesellschaften

Beispielhaft wird in der Besprechungsunterlage des Finanzsenators das dringend benötigte neue Rathausgebäude für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg genannt, das von der landeseigenen Berlinovo errichtet und anschließend an den Bezirk vermietet werden könnte.
 
Dass auch private Unternehmen bei solchen Finanzierungsmodellen zum Einsatz kommen könnten, wies Evers zurück. Er könne darin keinen Vorteil erkennen, weil das Land und seine Unternehmen Finanzierungskonditionen hätten, die privaten nicht zur Verfügung stünden.
 
Das Land selbst könne trotz Schuldenbremse weiterhin sogenannte Transaktionskredite aufnehmen. Dies sei möglich, wenn dadurch neue Werte geschaffen würden. Nutzen wolle der Senat dies beispielsweise künftig bei der Wohnungsbauförderung.

Symbolbild: Neubau Grundschule, Nostizstraße, Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin am 18.04.2024. (Quelle: IMAGO/Schoening)
Berliner Schulen sollen kleiner und preiswerter gebaut werden

Helle sowie Rückzugs- und Ergänzungsräume: Neue Schulbauten könnten Kindern und Lehrern mehr Möglichkeiten bieten. Doch in Berlin wird auch hier über Sparpotenziale diskutiert, der Senat will die Standards für Neubauten überprüfen. Von Kirsten Buchmannmehr

Kritik unter anderem von Grünen und Linken

Kritik an der Senatsvorlage kommt von den oppositionellen Grünen und Linken. Der haushalts- und finanzpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, André Schulze, hielt Evers vor, dieser habe erneut keine konkreten Maßnahmen vorgelegt. "Die grundsätzlichen Modelle zu kreditfinanzierten Investitionen im Rahmen der Schuldenbremse sind hinlänglich bekannt."
 
Schulze sagte, er erwarte vom Finanzsenator und der Koalition konkrete Angaben, welche Sanierungen und Neubauten kreditfinanziert werden sollen und welche Unternehmen dafür zusätzliches Eigenkapital vom Land erhalten.
 
Ähnlich äußerte sich der (mittlerweile parteilose) haushaltspolitische Sprecher der Linksfraktion, Sebastian Schlüsselburg. "Ich erwarte, dass der Senat und die Koalitionsfraktionen die Aufschieberitis beenden und endlich handeln", so Schlüsselburg. Weitere Verzögerungen könne sich Berlin "im wahrsten Sinne des Wortes nicht länger leisten". Viele freie Träger müssten aktuell Kündigungen aussprechen, weil immer noch nicht klar sei, wie viel Geld sie 2025 zur Verfügung haben werden.

Drei Milliarden Euro an Kürzungen stehen noch aus

Schlüsselburg verweist damit auf die noch immer offene Frage, wo ab dem kommenden Jahr Gelder im Haushalt zusammengestrichen werden sollen.
 
Der schwarz-rote Senat steht vor der Aufgabe, allein aus dem Haushalt 2025 noch drei Milliarden Euro rauszustreichen. Die Entscheidung darüber wird im November erwartet. Es gibt bereits verschiedene Ankündigungen, wo gespart werden soll. Betroffen sind voraussichtlich Kultureinrichtungen oder Bildungsbereiche. Für die Zeit bis zum Ende der Wahlperiode 2026 beziffert Finanzsenator Evers das benötigte Sparvolumen auf insgesamt fünf Milliarden Euro.

Sendung: rbb 88.8, 29.10.2024, 11:00 Uhr