Berlin Berliner Ehrenbürger Edzard Reuter ist tot
Der frühere Berliner Ehrenbürger und Chef von Daimler, Edzard Reuter, ist im Alter von 96 Jahren verstorben. Das teilte der Pressesprecher der Helga und Edzard Reuter-Stiftung mit. "Der Tod von Edzard Reuter erfüllt uns mit großer Trauer", sagte Susanne Eisenmann, Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung.
Dietrich, Lang, Herzog, Eichinger: Die ständige Ausstellung der deutschen Kinemathek zeigt seit 24 Jahren die Geschichte des deutschen Films. Am 31. Oktober schließt sie wegen ihres Umzugs in das E-Werk - dort ist kein Platz mehr. Von Mira Schremsmehr
Berlins Regierender Bürgermeister, Kai Wegner (CDU), zeigte sich ebenfalls betroffen. Berlin trauere um einen außerordentlichen Ehrenbürger, sagte Wegner. Reurer habe sich "unermüdlich um seine Vaterstadt verdient gemacht. Edzard Reuter war einer der großen Freunde Berlins und hat sich in zahllosen Formaten für das bürgerschaftliche Ehrenamt eingesetzt und als wichtiger Botschafter der deutschen Hauptstadt gewirkt."
Edzard Reuter habe sich vor allem nach der Wiedervereinigung intensiv um die Stadt gekümmert und mit unübersehbarem Engagement die Wirtschaft und Kultur Berlins gefördert, so Wegner weiter. "Berlin schuldet seinem Ehrenbürger großen Dank. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie. Wir werden Edzard Reuter ein ehrendes Andenken bewahren."
Kindheit in Berlin und Ankara
Reuter war über sieben Jahrzehnte lang Mitglied der SPD. Sein Vater, Ernst Reuter, gehörte als Regierender Bürgermeister von Berlin zu den bekanntesten deutschen Politikern der 1950er-Jahre. Seine Mutter Hanna war unter anderem Sekretärin bei der SPD-Parteizeitung "Vorwärts".
Reuter wurde 1928 in Berlin geboren und verbrachte seine frühe Kindheit in der Stadt. "Berlin ist meine Heimatstadt, mit der bin ich zutiefst verbunden. Hier habe ich die allerwichtigste Zeit für mich jedenfalls erlebt", sagte Reuter einmal dem rbb.
1935 flüchteten die Eltern mit Edzard Reuter vor dem Nazi-Regime nach Ankara. "Wir müssen lernen, dass Fremde, die zu uns kommen und mit uns leben, auch unser Leben bereichern können, auch ändern können", sagte Reuter einmal der Deutschen Presse-Agentur.
Nach dem Krieg studierte er Mathematik und Physik, später dann Jura in Göttingen und Berlin. Nach beruflichen Stationen bei der Ufa und der Bertelsmann Fernsehproduktion in München, kam Reuter 1964 zu Daimler-Benz.
Eine Currywurst mit dem Bundeskanzler, eine Rede auf der Kühlerhaube und eine Konferenz, die über das Schicksal einer Stadt entscheidet: Wenn US-Präsidenten Berlin besuchen, ist das meist ein besonderer Anlass. Nach einer kurzfristigen Absage kommt nun auch Joe Biden.mehr
Karriere mit Höhen und Tiefen
Ende der 80er Jahre bekam Edzard Reuter bei Daimler Benz den Chefposten. Seine Idee eines internationalen Hightech-Multis für Land, Luft, Schiene scheiterte und bescherte dem Konzern Milliardenverluste. Als Vorstandschef sorgte er für den Bau und Ausbau von Niederlassungen in Berlin.
Nach der Einheit entstand das Daimler-Quartier in Berlin-Mitte. Das verschaffte Reuter den Titel "Vater des Potsdamer Platzes". 1994 wurde Reuter Aufsichtsratsvorsitzender der Bankgesellschaft Berlin - das Kredit- und Immobiliengeschäft geriet jedoch ins Trudeln und sorgte für erhebliche Verluste vor allem bei den Anlegern. "Wir haben gemeinsam Fehler gemacht, das ist überhaupt kein Zweifel, das darf auch gar nicht vertuscht werden", erklärte Reuter dazu einmal im rbb. "Nur was hier wirklich im Einzelnen geschehen ist, konnte bei bestem Wissen kein Aufsichtsrat der Welt wirklich in dieser Tiefe erkennen."
1998 wurde Reuter zum Ehrenbürger von Berlin ernannt und wirkte "in den Leitungsgremien mehrerer kultureller und wissenschaftlicher Förderkreise und Stiftungen mit", wie es auf der Website der gemeinnützigen Helga und Edzard Reuter-Stiftung heißt. Die Stiftung, die Reuter 1995 mit seiner Frau gründete, setzt sich nach eigenen Angaben für "ein friedliches Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher ethnischer, religiöser oder kultureller Herkunft ein".
Sendung: rbb 88.8 29.10.2024, 11:30 Uhr