Das Hub75 auf der 75. Berlinale im Februar 2025. (Quelle: rbb/Jakob Bauer)

Berlin Kann der "Hub75" Berlinale-Festivalflair an den Potsdamer Platz zurückbringen?

Stand: 15.02.2025 15:55 Uhr

Der Potsdamer Platz sollte eigentlich das Herz der Berlinale sein, ein Treffpunkt für Branche und Fans. Doch er ist kalt und ungemütlich. Eine offene Festival-Lounge, der "Hub75" soll das ändern – gelingt es? Jakob Bauer hat sich umgeschaut.

Es ist kein Geheimnis : Der Potsdamer Platz hat in etwa den Charme einer zugigen Business-Lunch. Es gibt zwar den roten Teppich vor dem Berlinale-Palast mit Fans und Glamour, aber sonst ist der Ort eine verpasste Chance. "Die Pandemie-Jahre und dann auch die langen Jahre der Baustelle, wo das Ganze hier in eine Fußgängerzone umgewandelt wurde, haben dem Festival ein bisschen zugesetzt", sagt Florian Weghorn, Chief of Staff der Berlinale. "Es fehlten so die warmen Orte, wo man sich aufhalten kann. Und dem müssen wir entgegenwirken."
 

Das Theater am Potsdamer Platz wird zum Berlinale Palast während der 75. Berlinale, aufgenommen am 09.02.2025. (Quelle: Picture Alliance/Geisler-Fotopress/Nicole Kubelka)

Das Hub75 neben dem Berlinale-Palast

Weghorn arbeitet an der strategischen Entwicklung des Festivals. Begegnungen und Austausch soll in diesem Jahr der "Hub75", ein temporäres Festivalzentrum, ermöglichen. "Der 'Hub' ist ein Baustein auf dem langen Weg, diesen Platz jetzt wirklich wieder ganz zum Herzstück des Festivals zu machen", sagt Weghorn.

"Hub75", das ist ein einstöckiger Bau direkt am Marlene-Dietrich-Platz und ungefähr so groß wie eine halbe Turnhalle mit Blick auf den roten Teppich. Von 10 bis 12 Uhr ist er täglich vormittags für Publikum geöffnet. Der Eintritt ist frei. Dort finden täglich Gesprächsrunden mit Filmschaffenden statt, aber zum Beispiel auch mit Jurymitgliedern.

Archivbild: Berliniale-Kinobesucher sitzen im Kinosaal vom Delphi-Filmpalast. (Quelle: dpa/Kalaene)
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Das Publikum fühlt sich wohl im "Hub75"

Drinnen ist es angenehm. Die Menschen sitzen auf kuscheligen Sofas und mittelbequemen Barhockern. Hinten gibt es eine Bar, vorne ist eine kleine Bühne. Ausgelegt ist der Raum auf 120 Menschen. Ein Talk mit Rosa von Praunheim macht den Anfang. Es duftet nach Croissants, alles sehr nahbar und entspannt. Das Publikum scheint sich wohlzufühlen: "Recht cosy, sehr familiäre Atmosphäre hier. Ich hoffe einfach mal auf nette Gespräche, die sich vielleicht in dieser Atmosphäre auch ein bisschen anders entwickeln, als wenn man jetzt hier und so einem riesigen Podium sitzt", sagt ein Mann. Zwei Frauen finden, der "Hub" habe eine "schöne Atmosphäre", einen "Supersound".

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Einfach mal spontan vorbeischauen, das klappt nicht

Doch schon bei der zweiten Veranstaltung gibt es einen Einlassstopp, wenn auch nicht für lange. Der Raum ist bei den Zehntausenden Besuchern des Festivals eben doch etwas klein.

Und noch etwas ist diskussionswürdig: Der öffentliche Teil findet nur vormittags statt, wenn während der Woche viele Menschen arbeiten. Nachmittags und abends ist der "Hub75" nur für akkreditierte Berlinale-Besucher geöffnet. Einfach mal spontan vorbeischauen, ein bisschen Festivalstimmung aufsaugen, ist schwierig.

Florian Weghorn kann die Kritik aus Besuchersicht verstehen. Aber man müsse einfach ganz viele verschiedene Gästegruppen bedienen. Auch diese "haben nicht unbedingt Orte, an denen sie sich mal untereinander treffen können. An denen mal Jurys informell Filmteams aus anderen Sektionen treffen oder eben Filmteams untereinander zusammenkommen." Auch für die professionelle Filmszene wolle man also etwas anbieten. "Die sind ja auch Teil dieser großen Filmgemeinschaft."

Collage: Margaret Qualley; Timothée Chalamet; Jessica Chastain, jeweils bei der Berlinale. (Quelle: dpa/Aurore/Schroewig)
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Hat der "Hub75" eine Zukunft?

Kurz vor zwölf lehrt es sich. Tatsächlich ist das "Hub" ein schöner, neuer Ort mit einem eigenen Flair. Talks hören, plaudern, Berlinale mal anders genießen - ein Jubiläumsgeschenk fürs Publikum hatte Tricia Tuttle angekündigt, und das stimmt. Allerdings bleibt die Party zwangsläufig nur einem kleinen Teil der Gäste vorbehalten.

Und wie schaut es in Zukunft aus mit diesem neuen Herzen der Berlinale. Geht es weiter? Man denke darüber nach, den "Hub" fortzuführen, möglicherweise auch in einer anderen Form, sagt Florian Weghorn. "Die Idee, Menschen zusammenzubringen, kann man auch hervorragend in dieser wunderbaren Kinokultur der Stadt weiterentwickeln, und nicht zwangsläufig nur am Potsdamer Platz". Die Berlinale sei in ganz Berlin zu Hause, es gäbe ja auch noch Orte wie den Zoo Palast und das Delphi und die Umgebung dort. "Auch dort sind noch viele Herzen, in denen die Berlinale schlagen kann und auch muss."

Sendung: Radiodrei, 15.02.2025, 06:00 Uhr