Symbolbild: Ein amerikanischer Schulbus mit Schülern. (Quelle: picture alliance/dpa/Rene Ruprecht)

Berlin So wirkt sich die Trump-Präsidentschaft auf den Schüleraustausch aus

Stand: 04.04.2025 15:21 Uhr

US-Präsident Donald Trump polarisiert, schockiert und brüskiert. Führt das dazu, dass jetzt weniger Schülerinnen und Schüler ein Auslandsjahr in den USA machen wollen - dem bislang am stärksten dafür nachgefragten Land? Von Yasser Speck

Ein Jahr in einer amerikanischen High-School verbringen. Football, Basketball oder Baseball spielen – Burger essen und das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" bereisen. Diesen Traum verwirklichen sich jedes Jahr Tausende Schülerinnen und Schüler aus Deutschland, indem Sie einen Schüleraustausch in den USA machen.
 
Doch seitdem Trump im Amt ist, hat sich das Klima in den USA deutlich verändet. Agenten der Immigrationsbehörde verhaften Menschen, die vermeintlich illegal im Land sind. Auch in Schulen dürften sie Menschen festnehmen.

Konstante Bewerbungszahlen

Die USA bleiben das beliebtese Land für einen Austausch bei deutschen Schülerinnen und Schülern. Im Schuljahr 2022/23 entschieden sich knapp 5.000 Jugendliche für einen Austausch in den USA. Das geht aus einer Erhebung von Weltweiser [Link zur Studie] hervor, die diese Zahlen jährlich abfragt. rbb|24 hat mehrere Organisationen abgefragt, die einen solchen Austausch anbieten, ob sich an der Bewerbungslage seit dem Amtsantritt Donald Trumps etwas verändert hat. Die Antwort war flächendeckend dieselbe: Nein, bei der Nachfrage nach einem USA-Austausch bleibt weiterhin hoch.
 
Doch das könnte nur eine Momentaufnahme sein, wie aus der Antwort einer Sprecherin des Anbieters AFS zeigt: "Wir befinden uns zurzeit am Ende der Bewerbungsphase. Die Hauptbewerbungsphase ist immer im Herbst des Vorjahres der Ausreise, August bis Oktober 2024, zu einem Zeitpunkt, als Trump noch nicht gewählt war." Deshalb könne man zu veränderten Bewerbungszahlen erst in circa sechs Monaten etwas Belastbares sagen.

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Vereinzelte Rücktritte

Von denjenigen, die sich bereits für einen Austausch in die USA entschieden haben, gibt es einige wenige, die diese Entscheidung nun überdenken. "Zwei Familien haben sich entschieden, ihr Kind nach Kanada umzubuchen, ansonsten ist die Lage bisher ruhig", erklärt das Unternehmen GLS Sprachenzentrum Berlin, die Austauschprogramme in die USA anbieten.
 
Ähnlich äußert sich auch der Anbieter AFS: "Zurzeit gibt es vereinzelte Rücktritte beziehungsweise Länderwechsel." Außerdem würden die Schülerinnen und Schüler, die aktuell in den USA sind, vermehrt Beratungsangebote suchen. "Es gibt zurzeit einen erhöhten Beratungsbedarf aufgrund der aktuellen Nachrichtenlage. Was Formalia angeht, beobachten wir die realen Veränderungen und geben die Informationen entsprechend weiter", heißt es von einer Sprecherin.

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Anbieter haben Erfahrungen mit der Lage

Es ist nicht Donald Trumps erste Amtszeit. Er war bereits von 2017 bis 2021 als US-Präsident im Amt. Damals stellte das Sprachenzentrum GLS eine Veränderung in der Nachfrage fest. "Ja, damals haben wir durchaus einen Rückgang verzeichnet über einen kurzen Zeitraum, das hat sich aber relativ schnell wieder beruhigt."
 
Auch bei dem Anbieter AFS kam es zu Veränderungen und sogar Umbuchungen. "Im weiteren Verlauf der Amtszeit gab es einen Rückgang von Interessent*innen, andere englischsprachige Länder wie Irland oder Kanada haben damals an Interessent*innen gewonnen."
 
Wie es sich dieses Mal entwickelt, steht wohl in ein paar Monaten fest: Im Herbst 2025 wird sich zeigen, wie und ob sich die Nachfrage für einen Schüleraustausch in die USA durch Donald Trumps Präsidentschaft verändert hat.