
Brandenburg Berlin Fabrik in Grünheide: Tesla-Absatz sinkt, Ärger auf Elon Musk wächst
Die Absatzzahlen zeigen, dass Tesla zunehmend Schwierigkeiten hat, in Deutschland Käufer zu finden. Auch Musks kontroverse Politik macht es potenziellen Kunden nicht leicht, sich für ein E-Auto der Marke Tesla zu entscheiden. Von Martin Krauß und Efthymis Angeloudis
Es ist deutlich ruhiger geworden in den Straßen rund um die Tesla Gigafactory in Brandenburg. Nur wenige LKW mit Teslas bisherigem Verkaufsschlager - dem Model Y - verlassen derzeit das Werksgelände in Grünheide.
Tatsächlich kommt das Model Y, einst Deutschlands meistverkauftes Elektroauto, laut Zulassungszahlen des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) im Februar nur noch auf 979 verkaufte Einheiten. In Deutschland gingen die Verkäufe von Tesla im Februar über die ganze Modellbreite um 76 Prozent im Jahresvergleich zurück. Verkauft wurden nur 1.429 Fahrzeuge, berichtet das KBA.
Tesla: Kurze Unterbrechung wegen Modellerneuerung
Für Tesla eine erwartbare Durchschnaufpause während der lang erwarteten Erneuerung des Models. "Wir haben Anfang diesen Jahres das Model Y komplett runderneuert", sagt André Thierig, Werksleiter Tesla Grünheide gegenüber dem rbb. "Und haben dann begonnen, schon im Januar, die Produktion des alten Model Y stückweise nach unten zu fahren, hatten dann eine Unterbrechung in allen Fabriken und haben jetzt synchron in allen vier Fabriken mit der Produktion des neuen Model Y begonnen."
Mit dem Direktvertrieb-Modell des US-Herstellers gebe es keine großen Zwischenpuffer oder Zwischenhändler. "Das heißt, die Autos, die wir produzieren, gehen direkt in den Markt und da gab es einfach jetzt wegen der Umstellung des neuen Models eine kurze Unterbrechung", so Thierig. Ausgeliefert werde das Modell aber erst ab März.
Während Tesla darauf setzt, dass das neue Model Y das Interesse der Käufer wieder weckt, profitiert die E-Auto-Konkurrenz von einem unerwarteten Wachstum: Wie schon im Januar legten die rein elektrischen Neuzulassungen im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um fast 31 Prozent auf 35.949 Fahrzeuge zu. Ein Elektro-Boom zum Jahresanfang, der aber vor allem darauf zurückzuführen ist, dass viele elektrische Neuzulassungen ins neue Jahr verschoben wurden, um strengere EU-Ziele für das Jahr 2025 zu erfüllen.
Aber auch davon konnte Tesla nicht profitieren.

Weltweite Probleme
Doch der Absatz des amerikanischen Herstellers bricht offenbar nicht nur in Deutschland, sondern international ein. In China, dessen Markt Tesla einst dominierte, konnte das Unternehmen im Februar nur noch 30.688 Autos verkaufen – ein Minus von 49 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
In der EU ging die Zahl der Neuzulassungen im Januar um 50 Prozent auf 7.517 Autos zurück - in den Niederlanden ein Minus von 24 Prozent, in Schweden 42 Prozent, in Norwegen und Dänemark um jeweils 48 Prozent, in Frankreich 45 Prozent, in Italien 55 Prozent, in Spanien 10 Prozent und in Portugal um 53 Prozent.
Musks Rolle als Trump-Berater und "Kostensenker"
Experten erklären, die Tesla-Krise sei hausgemacht, und zwar vom Chef höchstpersönlich. "Der Einbruch bei Tesla, der ist dramatisch und er hat einen Hauptgrund. Und dieser Hauptgrund ist Elon Musk", sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer dem rbb. "Elon Musk ist zur unerwünschten Person geworden - in Europa, in Deutschland, in China. Er ist dafür verantwortlich, dass Tesla heute so schlecht steht.
Gemeint ist Musks Rolle als Trump-Berater und "Kostensenker", bei der er als Leiter des Department of Government Efficiency (Doge) zehntausende Jobs im öffentlichen Sektor zersägt. Der Kahlschlag bei der US-Entwicklungshilfe USAID bescherte Musk nicht zuletzt Proteste vor Tesla-Filialen in Washington [zdf.de].
Dabei eilte ihm US-Präsident Donald Trump zur Hilfe. Der Tesla-Chef setze "alles aufs Spiel, um unserer Nation zu helfen, und er macht einen phantastischen Job", schrieb Trump am Dienstag auf seiner Plattform Truth Social. Menschen, die hingegen gegen Tesla protestieren, sollten als inländische Terroristen bezeichnet werden, fügte der US-Präsident bei einer Veranstaltung am Dienstag hinzu.

Aber auch in Deutschland macht es Musk seit seiner Unterstützung für die AfD, potenziellen Kunden nicht leicht, sich für ein E-Auto der Marke Tesla zu entscheiden. Auf seiner Plattform X schwärmt er für die AfD in Deutschland, unterstützt die radikale Rechte in Großbritannien und wettert gegen liberale Parteien. Und das kommt bei einem Teil seiner Kundschaft verständlicherweise gar nicht gut an.
Musk Kritiker auch in Deutschland angefeindet
Einer davon ist Patrik Schneider. Einst stolz auf sein Model Y, entwickelte der Grafikdesigner einen Aufkleber für sein Auto, um sich von der Person Musk zu distanzieren. Die Idee dahinter ist simpel: Tesla-Fahrer, die sich für die teils rechtsextremen Inhalte, die Musk verbreitet, schämen, kleben solch einen Sticker an ihren Tesla. Zum Beispiel seinen Verkaufsschlager: "I bought this before Elon went crazy" - ich habe das gekauft, bevor Elon verrückt wurde.
"Als Tesla-Fahrer wollte ich einfach dieses Zeichen für mich setzen und auch für die anderen, die nicht differenzieren können zwischen Elon Musk und Tesla", sagt Schneider dem rbb. Seitdem sein Aufkleber aber zum Erfolg wurde, wird der Designer stark angefeindet. "Nicht nur von Tesla-Fahrern, die politisch auf einer anderen Seite stehen, sondern auch von allen möglichen Rechtsgedöns." Drohbriefe an ihn und seine Familie haben ihn vorsichtig werden lassen. "Ich muss immer aufpassen, was ich sage, weil ich mehr Angriffen nicht Tür und Tor öffnen will", erklärt Schneider. "Ich muss meine Familie schützen."

Alle Hoffnung auf Model Y
Schneider ist dennoch weiterhin überzeugt, dass sein Model Y ein hervorragendes Auto sei. "Ich bin der Meinung, Tesla kann nichts dafür. Es ist der stinkende Kopf." Und dieser Kopf zieht momentan das ganze Unternehmen mit sich runter. Die Tesla-Aktie ist am Montag um mehr als 15 Prozent gefallen [zdf.de]. Damit hat das Papier die Kursgewinne nach der US-Präsidentenwahl vom November wieder eingebüßt. Investoren hofften damals, dass Tesla von der engen Beziehung zwischen Musk und Trump profitieren würde. Das Gegenteil ist passiert.
Nun bleibt dem Unternehmen nur noch die Hoffnung, dass das neue, in Grünheide produzierte, Model Y die Käufer besänftigen oder überzeugen kann.
Obwohl, ganz so neu ist das Model Y laut Ferdinand Dudenhöffer nicht. "Das 'neue Model' ist kein fundamental neues Modell, sondern ein Facelift. Das sind Verbesserungen gemacht worden, die im Design liegen, die in den Ausstattungen liegen", erklärt Dudenhöffer. Als Hoffnungsträger taugt es damit eher nicht. "Meiner Einschätzung nach ist kein Ende der Abwärtsfahrt von Tesla abzusehen."
Sendung: rbb24 Inforadio, 12.03.2025, 14:35 Uhr