Brandenburg Senftenberger Innenstadt verliert zum Jahresende mehrere Läden
In der Senftenberger Innenstadt schließen zum Jahresende mehrere Läden ihre Türen für immer. Nachfolger konnten nicht gefunden werden. In der Kleinstadt wird das zu spüren sein - doch der Gewerbeverein zeigt sich optimistisch und die Stadt will helfen.
Ende November ist normalerweise die Zeit der Rabattschlachten im Netz: Der vor einigen Jahren auch in Deutschland verbreitete und mittlerweile oft zur Black Week ausgeweitete Black Friday lockt auch hierzulande Kunden an, die beispielsweise bei Weihnachtsgeschenken ordentlich sparen wollen.
In den Innenstädten vor allem von Kleinstädten sieht das oft anders aus - beispielsweise in Senftenberg. Vom Black Friday ist hier nichts zu sehen, stattdessen fallen eher leere Geschäfte auf. Und der Leerstand in der Innenstadt spitzt sich zum Jahresende noch einmal zu. Gleich vier Geschäfte schließen dann, weil ihre Besitzer keine Nachfolger finden konnten.
Ende nach 155 Jahren
"Hut und Mode" ist eines dieser Geschäfte, eines mit Geschichte. Seit 155 Jahren werden hier, ganz dem Namen, nach vor allem Hüte verkauft. Es ist eines der ältesten Geschäfte am Marktplatz. Doch Inhaber Frank Sähr konnte niemanden dafür gewinnen zu übernehmen. "Wir haben einfach die Altersgrenze erreicht und haben auch lange überlegt, aber haben uns dann doch dazu entschlossen zu sagen, nein, wir gehen in Pension", sagt Sähr. Er freut sich zwar auf die aus seiner Sicht verdiente Pension, wie er sagt. Aber: "Das weinende Auge ist, unser aufgebautes Geschäft, das wir viele Jahre aufgebaut haben, zu verlassen", erklärt er.
"Hut und Mode" ist eines von insgesamt fünf Senftenberger Innenstadtgeschäften, deren Besitzer zum Jahresende in Rente gehen. Für die Kleinstadt ist das ein herber Schlag. Dennoch sieht Jan Przybilski, der Vorsitzende des örtlichen Gewerbevereins, auch eine Chance darin. "Wir haben einen ständigen Wechsel der Geschäfte. Wir sind ganz optimistisch, dass neue Leute kommen", sagt er.
"Um vier kann man die Bordsteine hier hochklappen"
Allerdings hat das bislang nur in einem von fünf Fällen geklappt. Dieter Körner verkauft in der Nähe des Marktplatzes Schokolade, Wein und aktuell auch Pfefferkuchen. Auch er hat lange nach einem Nachfolger gesucht - kurz vor knapp hat er ihn gefunden. "Wir hatten Glück, ein Ehepaar kam zum Einkaufen vorbei", erklärt er. Seine Frau habe dann die Situation des Ladens erklärt. "Zwei Tage später haben sie sich gemeldet und hatten Interesse am Laden." Zum Jahreswechsel erfolgt die Übergabe.
Vier weitere Geschäfte machen unterdessen dicht. Die Bewohner spüren das. "Es ist schon ganz schön traurig", sagt eine Frau dem rbb. "Gerade wenn man spazieren geht, dann will man durch die Läden schlendern, gerade zur Weihnachtszeit", erklärt sie. "Dann geht man immer mehr zum Onlinehandel", wie sie sagt - oder fährt beispielsweise nach Dresden. "Um vier kann man die Bordsteine hier hochklappen."
Innenstadt muss auch genutzt werden
Senftenbergs Bürgermeister Andreas Pfeiffer (CDU) möchte zunächst die Neuansiedlungen in seiner Stadt hervorheben, beispielsweise einige Restaurants. Er sieht darin einen Beleg für den Wandel in Senftenberg, der von der Stadtverwaltung auch begleitet werde. Ein Innenstadtmanagement helfe beispielsweise bei der Vermittlung von Nachfolgern. Senftenberg sei zunehmend touristisch geprägt.
Um die Innenstadt weiter zu beleben, plant Pfeiffer beispielsweise die Stadtbibliothek zu verlegen. Dort sollen auch Veranstaltungen stattfinden und so wieder mehr Menschen in die Stadt bringen. Die Gesellschaft habe sich in ihrem Einkaufsverhalten verändert - hin zum Onlinehandel, weg von den Geschäften. Er freue sich deshalb über jeden Händler, der in der Stadt bleibe. Ein weiterer Weg für die Belebung der Innenstadt und ihrer Geschäfte sei der Kurbeitrag, den Touristen zahlen. Dieser erlaube in vielen Geschäften der Innenstadt Rabatte und locke so auch Touristen ins Zentrum.
Nicht nur die Senftenberger Innenstadt leidet unter dem Onlinehandel und dem daraus resultierenden Rückgang von Geschäften. Viele Kleinstädte haben das Problem. Dennoch will Jan Przybilski vom Gewerbeverein nicht den Internethändlern selbst die Schuld geben. "Da ist der Mensch die Schwachstelle, der es sich gern bequem machen möchte", erklärt er. Wer eine belebte Innenstadt haben wolle, müsse dort auch regelmäßig einkaufen und essen gehen.
"Nicht nur einmal im Jahr gucken gehen und dann schimpfen, dass es nicht geht und sich dann wieder auf die Couch setzen und im Onlinehandel bestellen", sagt er.
Sendung: Antenne Brandenburg, 27.11.2024, 16:10 Uhr