
Nordrhein-Westfalen Trumps Zölle: Das sollten ETF-Anleger beachten
Die Zoll-Politik von Trump sorgt an den Börsen weltweit für heftige Kursschwankungen. Was ETF-Privatanleger wissen sollten: Fragen und Antworten.
Mal kündigt US-Präsident Donald Trump gewaltige Zölle an und lässt damit die Finanzmärkte zittern. Mal macht er einen Rückzieher und lässt die Aktienkurse wieder in die Höhe schnellen. Mehr als zwölf Millionen Menschen in Deutschland investieren in Aktien, Fonds und ETFs, heißt es vom Deutschen Aktieninstitut. So mancher von ihnen ist derzeit stark verunsichert. Was bedeutet das alles für den eigenen ETF-Sparplan?
Die Fragen im Überblick:
Wie wirkt sich Trumps Zoll-Politik auf meinen ETF-Sparplan aus?
Wenn Trump hohe Zölle ankündigt, ist das für betroffene Unternehmen eine Last. Sie erwarten Einbußen. Viele Anleger, die in Aktien solcher Firmen investiert haben, erwarten somit weniger Einnahmen durch jährliche Gewinnbeteiligungen oder spätere Aktienverkäufe. Also verkaufen sie schon jetzt. Wenn viele Anleger auf einmal verkaufen, rauschen die Aktienkurse ab.
ETF steht für Exchange Traded Fund, also börsengehandelter Indexfonds. Das ist ein ganzes Paket aus zahlreichen, oft mehr als 1.000 Aktien. Kursverluste einzelner Aktien machen sich darin kaum bemerkbar - Verluste vieler Aktien jedoch schon.
Bemerkbar macht sich außerdem: Viele ETFs sind in US-Dollar notiert, auch wenn die Bank oder der Depot-Anbieter in Deutschland den Wert in Euro umrechnet. Wenn also der Dollarkurs sinkt, senkt das letztlich auch den Wert des ETF ab. Das betrifft zum Beispiel die vielen ETFs auf den beliebten MSCI World Index.
Was sollte ich als Kleinanleger jetzt tun?

Herman-Josef Tenhagen auf einer Veranstaltung
Wer Geld für seine Altersvorsorge in einen ETF-Sparplan investiert, also regelmäßig Geld in diesen Fonds einzahlt, solle möglichst Ruhe bewahren, raten viele Expertinnen und Experten, zum Beispiel auch die Organisation Geld und Verbraucher in Heilbronn. Finanztip-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen formulierte das im WDR-Interview am Dienstag, den 8. April so:
Man muss das aussitzen.
Hermann-Josef Tenhagen, Finanztip-Chefredakteur
Der Grund: Wer auf ETFs setzt, sollte einen Anlagehorizont von 10 bis 20 Jahren im Blick haben. Im Rückblick auf die vergangenen 60 Jahre zeige sich: "Nach 15 Jahren ist man immer im Plus gewesen - mit einem, zwei Prozent Minimum und im Schnitt mit acht", sagt Tenhagen. Damit sei man deutlich besser gefahren als zum Beispiel mit Tages- oder Festgeld, wo die Zinsen meistens unter der Inflation gelegen hätten.
Der beliebte MSCI World Index zum Beispiel, den viele ETFs nachbauen, hat sich selbst von drastischen Kurseinbrüchen stets erholt und ist auf lange Sicht weiter angestiegen. Finanztip nennt unter anderem diese historischen Einbrüche, von denen der MSCI World derzeit weit entfernt ist:
- 1973/74, erste Ölkrise: minus 52 Prozent in 24 Monaten
- 1987, Börsencrash in den USA: minus 28 Prozent in drei Monaten
- 1989/90, Rezession USA und Irak-Krise: minus 36 Prozent in 13 Monaten
- 2000-2003, geplatzte Technologieblase (Dotcom-Krise): minus 54 Prozent in 31 Monaten
- 2007-2009, Finanzkrise: minus 48 Prozent in 16 Monaten
Was sollte ich tun, wenn ich in diesem oder nächsten Jahr Geld aus meinem ETF brauche?
"Wenn man Geld auf einem Depot hat, was man dieses Jahr noch braucht, dann holt man das jetzt zeitnah da raus", rät Tenhagen und nennt als Beispiele die Anschaffung einer neuen Küche, eines neuen Autos oder die Solaranlage auf dem Dach, die finanziert werden soll. Dann verpasse man zwar mögliche Wertsteigerungen, aber habe auch nicht das Risiko, dass die Kurse noch deutlicher Fallen.
Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein, die sich aktuell mit den Auswirkungen der US-Zollpolitik beschäftigt hat, rät hingegen dazu, das Geld, das in den kommenden Jahren benötigt wird, "auf risikoärmere Anlagen wie Festgeldkonten umzuschichten – besonders dann, wenn trotz des aktuellen Rückgangs noch Kursgewinne bestehen".
Wer am Ende der Sparphase seines ETFs ist und das Geld bald für den Ruhestand braucht, sollte so wenig wie möglich davon auf einmal verkaufen, empfiehlt die Finanztip-Redaktion. Denn das entnommene Geld könne langfristig nicht bei einer potentiellen Erholung der Kurse mitgehen. Entnehmen und auf Tagesgeld- oder Festgeldkonten lagern sollte man nur so viel, dass es zum Beispiel für die nächsten drei Jahre reicht.
Sollte ich zu einem ETF wechseln, in dem weniger US-Aktien vertreten sind?
Vor allem US-Unternehmen waren in den vergangenen Wochen an den Börsen ins Strudeln geraten - nicht nur Autobauer Tesla, der für viele ETFs unbedeutend ist, sondern zum Beispiel auch der bedeutendere Hard- und Softwarehersteller Apple. Der Hintergrund: Häufig bauen ETFs den MSCI World Index nach. Der besteht zwar aus knapp 1.400 einzelnen Unternehmen aus 23 Ländern. Aber mehr als 70 Prozent sind US-Aktien.
Ist dieses Übergewicht ein Problem? Nicht unbedingt, sagte Saidi Sulilatu, zweiter Chefredakteur Finanztip, Mitte März dem WDR. Zumindest sei nicht der US-Markt für ihren Erfolg entscheidend, denn die großen US-Firmen wie Apple oder Amazon würden ihr Geld in der ganzen Welt erwirtschaften. "Insofern ist der MSCI schon ein gutes Abbild der Weltwirtschaft."
Trotzdem kann es angesichts der US-Zoll-Politik sinnvoll sein, ETFs zu wechseln. Stiftung Warentest hat dazu jüngst einige Tipps gegeben. Zum Beispiel gibt es ETFs auf den MSCI World Ex USA - Weltaktien ohne die Vereinigten Staaten.
Eine Alternative ist der MSCI World Equal Weighted. Dort zählen alle Unternehmen gleich viel. Möglich ist auch der MSCI USA Ex Mega Cap Select - US-Aktien ohne die Mega-Unternehmen. Außerdem nennt Stiftung Warentest den Gerd Kommer Multifactor ETF.
Auch die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein rät dazu, das eigene Portfolio zu diversivizieren. Ist es zu sehr auf die USA oder Technologieunternehmen fokussiert, sei es sinnvoll breiter zu streuen - "zum Beispiel mit ETFs auf europäische Märkte oder Rentenfonds", heißt es auf der Website der Verbraucherzentrale.
Unsere Quellen:
- ARD-Finanzredaktion
- WDR-Interview mit Hermann-Josef Tenhagen vom Verbraucherportal Finanztip
- Verbraucherzentrale ("MSCI World im Minus - Was sollten Anleger:innen jetzt tun?")
- Nachrichtenagenturen dpa, AP
- Interview mit Robert Habeck im "stern"
- WDR-Interview mit Saidi Sulilatu, zweiter Chefredakteur von Finanztip