Ein Mädchen schaut im Dunkeln auf ihr Smartphone, während sie im Bett liegt

Nordrhein-Westfalen Social-Media-Verbot: Was würde es bringen?

Stand: 08.11.2024 11:46 Uhr

Australien plant ein Social-Media-Verbot für alle unter 16 Jahren. Wie das Verbot kontrolliert werden soll, ist allerdings unklar. Ist das wirklich nötig? Wie Studien die Auswirkungen von Social-Media-Konsum bei Jugendlichen bewerten.

Was ist in Australien geplant?

Die australische Regierung plant, den Zugang zu Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram und TikTok für Jugendliche erst ab 16 Jahren zu erlauben. Premierminister Anthony Albanese erklärte, die Maßnahme sei eine Antwort auf die wachsenden Bedenken von Eltern bezüglich der Online-Sicherheit ihrer Kinder. Der Gesetzesvorschlag wird noch in diesem Monat ins Parlament eingebracht, es könnte aber bis zu einem Jahr dauern, bis er in Kraft tritt. Auch die Opposition unterstützt den Vorschlag. Die Verantwortung für die Altersüberprüfung soll bei den Tech-Unternehmen liegen, nicht bei den Eltern. Strafen für Nutzer sind nicht vorgesehen.

Wie ist die aktuelle Regelung in Deutschland?

In Deutschland müssen Social-Media-Plattformen Altersbeschränkungen in ihren Nutzungsbedingungen festlegen. Diese liegen aber fast immer unter 16 Jahren - meistens bei 13 Jahren. Die Überprüfung ist jedoch sehr schwierig. Theoretisch müssten die Eltern von Jugendlichen unter 16 Jahren der Nutzung zustimmen - jedoch wird das nur selten verifiziert, zudem können Geburtsdaten bei der Registrierung leicht gefälscht werden.

Welche Studien gibt es zum Thema Auswirkungen von Social Media-Konsum bei Jugendlichen?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichte im September 2024 eine umfassende Studie zum Gesundheitsverhalten von Kindern im Alter von 11 bis 15 Jahren (HBSC-Studie):

  • Der Anteil Jugendlicher mit problematischer Social-Media-Nutzung stieg von 7% (2018) auf 11% (2022). Mädchen waren stärker betroffen als Jungen.
  • 36% der Befragten gaben an, ständig online mit Freunden in Kontakt zu stehen.

Eine Studie der Krankenkasse DAK aus dem Jahr 2023 kam zu ähnlich alarmierenden Ergebnissen:

  • 24,5% der 10- bis 17-Jährigen nutzen Social Media riskant viel (1,3 Millionen Kinder).
  • 6,1% zeigen eine Nutzung mit Suchtkriterien
  • Der Anteil problematischer Nutzer hat sich seit 2019 verdreifacht.

Sind Social Media nur gefährlich für Jugendliche?

Die HBSC-Studie unterstreicht aber auch die Vorteile einer verantwortungsvollen Nutzung sozialer Medien. Jugendliche, die zwar intensive, aber nicht-problematische Nutzer sind, berichteten von stärkerer Unterstützung durch Gleichaltrige und sozialen Verbindungen.
Ein 17-jähriger Junge aus Polen sagte: "Soziale Medien haben viele Vorteile, vor allem, wenn sie in Maßen genutzt werden. Jugendliche können andere kennenlernen, die ihre Leidenschaften und Interessen teilen."

Empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation ein Verbot?

Die WHO betont eher, dass digitale Kompetenzen stärker an Jugendliche vermittelt werden sollen. WHO-Regionaldirektor Hans Kluge fordert "sofortige und nachhaltige Maßnahmen", um Jugendlichen dabei zu helfen, die potenziell schädliche Social-Media-Nutzung in den Griff zu bekommen. Diese Maßnahmen sollen darauf abzielen, negative Folgen wie Depressionen, Mobbing, Angstzustände und schlechte schulische Leistungen zu verhindern.

Die WHO schlägt vor, die Thematik der gesunden Social-Media-Nutzung in schulische Lehrpläne zu integrieren, um flächendeckend alle Jugendlichen zu erreichen.

Unsere Quellen:

- WHO (HBSC-Studie)

- DAK-Studie Mediensucht 2023/2024

Sendehinweis: Über dieses Thema berichtet 1Live Diggi am 8.11.2024