Ein Wald brennt in voller Ausdehnung

Nordrhein-Westfalen Wegen Trockenheit: Wieder Waldbrände in NRW ausgebrochen

Stand: 08.04.2025 13:05 Uhr

An mehreren Orten in NRW sind auch nach dem Wochenende Waldbrände wegen der aktuellen Trockenheit ausgebrochen.

"Es ist erschreckend, wie früh es in diesem Jahr zu Vegetationsbränden kommt", sagt Ulrich Laschet, Sprecher der Feuerwehr Köln am Dienstag dem WDR. "Wir haben erst Anfang April. Normalerweise gibt es das im Hochsommer, oder wenn es früh kommt, im Juni."

Player: videoJugendfeuerwehr übt Waldbrandbekämpfung

Jugendfeuerwehr übt Waldbrandbekämpfung

Waldbrand im Kölner Königsforst

Pressesprecher der Polizei Köln Ulrich Laschet vor einem Einsatzwagen

Ulrich Laschet, Sprecher Feuerwehr Köln

Erst am Montag hat es in Köln einen Waldbrand gegeben. Im Königsforst standen nach Angaben der Feuerwehr 2.500 Quadratmeter Waldfläche in Brand. Die Flammen hatten sich von anfangs 200 Quadratmeter im Stadtteil Rath-Heumar ausgebreitet. Deshalb war die Feuerwehr mit einem Großaufgebot im Einsatz.

Der Brand war am Abend gelöscht. Der Einsatz sei personal- und materialaufwendig gewesen, weil das Löschwasser aus eineinhalb Kilometern Entfernung per Pendelverkehr zur Brandstelle gebracht werden musste, berichtete die Feuerwehr. Die Brandursache ist noch unklar. Ob sie überhaupt ermittelt werden kann, ist offen. Wegen der anhaltenden Trockenheit ist die Waldbrandgefahr laut den Einsatzkräften aber weiterhin hoch.

Brand an deutsch-niederländischer Grenze

Die extreme Trockenheit hat am Montag auch im Nationalpark "De Meinweg" an der deutsch-niederländischen Grenze bei Wassenberg einen Brand begünstigt. Auf niederländischer Seite brannte es auf einer etwa vier Hektar großen Fläche.

Mehrere hundert Feuerwehrleute waren in den Niederlanden vor Ort, auch von deutscher Seite fuhren Einsatzkräfte dorthin. Die Feuerwehrleute konnten den Brand im Laufe des Nachmittags unter Kontrolle bringen. Am Montagabend waren schließlich auf deutscher Seite alle Feuerwehrkräfte abgerückt, wie ein Sprecher der Heinsberger Kreisleistelle auf WDR-Nachfrage berichtete.

Zahlreiche Waldbrände in NRW

Bereits in den vergangenen Tagen waren Feuer in mehreren Orten in NRW ausgebrochen. Infolgedessen hat unter anderem der Kreis Soest dazu aufgerufen, Vorsichtsmaßnahmen zu beachten. Dazu gehört: nicht rauchen, mit Autos nicht auf trockenen Flächen parken, kein offenes Feuer.

Feuerwehr löscht Waldbrand in Overath-Brombach

Feuerwehr löscht Waldbrand in Overath

Gebrannt hat es in einem Waldstück bei Hagen. Auch in Altena, Meinerzhagen, Straelen sowie in der Nähe von Overath waren Feuer ausgebrochen. In einem Waldstück zwischen Banfe und Feudingen im Kreis Siegen-Wittgenstein war darüber hinaus am Freitag auf einer Fläche von 10.000 bis 20.000 Quadratmetern Feuer ausgebrochen.

Am Sonntagabend hat zudem ein Waldstück oberhalb des Baldeneysees in Essen gebrannt: 300 Quadratmeter Wald standen in Flammen. Weil das Gelände ziemlich steil ist, setzte die Feuerwehr unter anderem eine Drohne, Wasserwerfer und Kettensägen ein.

Erhöhte Waldbrandgefahr durch trockene Böden

Die Trockenheit der Böden sorgt dafür, dass sich die Flammen schneller ausbreiten. Bereits im Februar hatte es nur ein Drittel so viel geregnet wie sonst. "Der März war größtenteils komplett trocken. Es war der zweittrockenste März seit 1929", sagt WDR-Meteorologe Jürgen Vogt. Aus diesem Grund seien die obersten Bodenschichten sehr trocken und "wir steuern in Nordrhein-Westfalen auf eine veritable Dürre zu", so Vogt.

Der Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes gibt für den Dienstag in NRW die Stufe 3 von 5 aus. Heißt laut DWD: mittlere Gefahr.

Geklärte Waldbrände: Fast immer von Menschen verursacht

Abgebrannte Feuerstelle am Urft-See in der Eifel

Verbotene Feuerstelle am Urft-See in der Eifel - direkt am Waldrand

Das Umweltbundesamt hat für 2023 ermittelt, dass für etwa die Hälfte der Waldbrände in dem Jahr keine Ursache gefunden werden konnte. Wenn eine gefunden wurde, steckte fast immer der Mensch dahinter - vorsätzlich oder fahrlässig, etwa durch unvorsichtige Waldbesuche und Camper oder Arbeiten, wie zum Beispiel die Holzernte.

Daher gelte für alle, die in Wäldern unterwegs seien: "Bitte Vorsicht!", sagt Feuerwehr-Sprecher Laschet. Zum Beispiel sollte man keinesfalls grillen. Genauso gefährlich sei es, Zigaretten wegzuschnipsen - das gelte auch für Autofahrer auf den Autobahnen.

Noch eine weitere Bitte hat Laschet in diesem Zusammenhang: Wer im Wald Verkehrsleitkegel entdeckt, die auf der Seite liegen, der solle sie nicht aufrichten, sondern sie genau so liegen lassen. "Die liegenden Verkehrsleitkegel zeigen nachrückenden Einsatzkräften, in welche Richtung sie zum Einsatzort fahren müssen."

Was wurde aus den Feuerlöschplänen der Landesregierung?

Die Böden sind also staubtrocken und wegen der Klimakrise ist zu befürchten, dass das künftig noch schlimmer wird. Vorsorge ist also wichtig. Das sieht auch die NRW-Landesregierung so und hat daher ein Wald-Brand-Schutz-Konzept vorgelegt. Das war vor drei Jahren.

Verschiedene Maßnahmen standen damals ganz oben auf der Agenda der Landesregierung: Schneisen quer durch den Wald, damit die Flammen nicht überspringen, Rettungswege für die Feuerwehr, um schneller zum Feuer zu kommen, bessere Ausrüstung, mehr Löschübungen und mehr Feuerlöschteiche in den Wäldern, damit der Weg zum Wasser nicht so weit ist.

Player: audioMaßnahmen gegen Waldbrandgefahr

Und nun - drei Jahre später? Wie viele Löschteiche sind mittlerweile entstanden, wie viele Brandschneisen gibt es?

Auf Nachfrage des WDR fällt die Antwort etwas nüchtern aus. Da werden einzelne Maßnahmen aufgezählt, etwa eine digitale Feuerüberwache am Niederrhein oder ein paar neue Löschfahrzeuge.

Silke Gorißen

NRW-Verbraucherschutzministerin Silke Gorißen

Silke Gorißen, NRW-Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, sagt zum Waldbrandschutz: "Das wird alles nicht von heute auf morgen umgesetzt, da bedarf es vieler Köpfe und vieler Konzepte in den einzelnen Regionen."

Hinzu kommt: Nur 13 Prozent des Waldes in NRW gehören überhaupt dem Land selbst. Die meisten Wälder sind in Privatbesitz. Dass sich Staat und Waldbesitzende für Wege, Schneisen oder Überwachung abstimmen, ist schwierig und kostet. Immerhin: Was schon besser klappe, seien die Vernetzung und gemeinsame Übungen von Feuerwehren und Förstern, sagen Verantwortliche. So hätten die, die den Wald kennen, und die, die ihn schützen, schon voneinander gelernt.

Waldbrand beobachtet: So sollte man reagieren

Wer ein Feuer im Wald bemerkt, sollte direkt die Feuerwehr anrufen. Damit die Feuerwehrleute wissen, wo sie genau hin müssen, gibt es an vielen Wanderwegen sogenannte Rettungspunkte.

In Bielefeld beispielsweise sind die kleinen Tafeln gelb mit roter Umrandung. Sie haben verschiedene Nummern. Alternativ kann man in der App "Hilfe im Wald" nachschauen.

Feuerwehr in NRW rüstet auf

Weil die Trockenperioden seit Jahren länger und häufiger werden, rüsten die Feuerwehren in NRW auf: Viele schaffen geländegängige Fahrzeuge an, um besser in Waldgebiete vordringen zu können. Kommen sie damit nicht durch, gibt es spezielle Rucksäcke, die mit Wasser gefüllt werden können. Denn es sollte schnell gehen: Brände müssen schnell erstickt werden, damit sie sich nicht ausbreiten.

In Wesel ist zudem ein Früherkennungssystem in Betrieb gegangen. Kameras überwachen die Wälder am Niederrhein, eine spezielle Software erkennt automatisch, wenn irgendwo Rauch zu sehen ist und schlägt Alarm.

Polizei in NRW hilft mit

Das NRW-Innenministerium hat mittlerweile sogenannte "Bambi Buckets" für die Polizei angeschafft - Löschbehälter, die an Hubschraubern angebracht werden können. Sie fassen 820 Liter und hängen an langen Kabeln. Bei Waldbränden kann so die Feuerwehr unterstützt werden. 880.000 Euro investierte das Land in die vier Löschbehälter.

Wann regnet es?

Bis Ende der Woche wohl nicht. Die nächsten Tage passiere nicht viel, sagt WDR-Meteorologe Vogt: "Ab dem Wochenende um den 13. und 14. April herum sieht es so aus, als käme etwas Nässe rein. Wie viel das wird, steht aber noch in den Sternen."

Player: audioTrockenheit in NRW: Waldbrandgefahr

Unsere Quellen:

  • WDR-Interview mit Ulrich Laschet, Feuerwehr Köln
  • WDR-Reporter vor Ort
  • Deutscher Wetterdienst
  • Helmholtz Zentrum
  • Feuerwehr Bielefeld
  • NRW-Innenministerium
  • WDR-Meteorologe Jürgen Vogt