Symbolbild: Frau aus Bitburg wird mit Hilfe eines Schockanrufs um fast 100.000 Euro betrogen.

Rheinland-Pfalz 97.000 Euro erbeutet: Mutmaßliche Schockanrufer vor Gericht

Stand: 12.03.2025 06:12 Uhr

Zwei Männer stehen in Bitburg vor Gericht, weil sie eine Frau um fast 100.000 Euro betrogen haben sollen. Sie sollen sie mit einem Schockanruf unter Druck gesetzt haben.

Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Männern vor, dass sie zu einer kriminellen Bande gehören. Sie sollen sich mit Hilfe von sogenannten Schockanrufen über eine längere Zeit finanziell bereichert haben.

Frau aus Bitburg unter den Opfern

Die Angeklagten sollen im November des vergangenen Jahres mit dieser Methode eine Frau aus Bitburg um fast 100.000 Euro betrogen haben. Sie hatte der Anklage zufolge am 8. November 2024 einen Anruf von einer bisher Unbekannten bekommen, die sich als ihre Enkeltochter ausgab.

Polizei gibt Tipps: Wie mit Schockanrufen umgehen?
Wenn Unbekannte anrufen und Geld verlangen, sollten Betroffene laut Polizei folgendes tun:
  • Tief durchatmen und versuchen einen klaren Kopf zu bewahren.
  • Kurz überlegen: Ist die Geschichte des Anrufers wirklich plausibel? In Deutschland muss etwa für medizinische Notfälle niemals Geld vorgestreckt werden.
  • Nicht in ein Gespräch verwickeln oder unter Druck setzen lassen.
  • Auflegen und versuchen die Person, um die es angeblich geht, telefonisch zu erreichen. Kann die Person nicht erreicht werden, Rücksprache halten mit einer anderen nahestehenden Person.
  • Wenn ein angeblicher Arzt am Telefon ist: Direkt beim entsprechenden Krankenhaus nachhaken (Nummer bitte unbedingt selbst heraussuchen und wählen).
  • Bei angeblichen Polizisten: Am besten nach der Dienststelle fragen, auflegen, selbst die Nummer der Dienststelle heraussuchen und dort nachfragen.
  • Niemals Geld an Unbekannte übergeben.
  • Wer einen solchen Betrugsversuch als solchen erkennt, sollte sofort die Polizei unter der 110 rufen.
  • Anzeige erstatten, wenn ein finanzieller Schaden entstanden ist.
(Quelle: Polizei)

Die Unbekannte teilte ihr am Telefon unter Tränen mit, dass die Tochter der Geschädigten angeblich einen Verkehrsunfall verursacht habe, bei dem jemand ums Leben gekommen sei. Seitdem befinde sich die Tochter in Untersuchungshaft.

Es müsse eine Kaution gezahlt werden, damit die Tochter wieder aus der U-Haft entlassen werde. Anschließend habe ein vermeintlicher Staatsanwalt das Telefon fortgesetzt.

Rund 100.000 Euro in einer Brotdose übergeben

Später habe sich noch der angebliche Anwalt der Tochter bei der Geschädigten gemeldet. Er habe angeboten, einen Boten zu schicken, um das Geld für die Kaution abzuholen. Dem habe die Geschädigte dann 97.000 Euro in bar übergeben.

Wieder mehr Schockanrufe in der Region Trier

Nach Polizeiangaben ist die Anzahl von Schockanrufen in den vergangenen Wochen in der Region Trier gestiegen. Demnach habe es in diesem Februar 156 angezeigte Fälle gegeben. Einen Monat zuvor seien 72 Schockanrufe dokumentiert worden.

Dabei handelt es sich der Polizei zufolge nur um Betrugsversuche. Heißt, die Täter konnten im Anschluss kein Geld oder andere Wertgegenstände von ihren Opfern erbeuten. Im Zeitraum Oktober 2024 bis Februar 2025 habe es nur einen Schockanruf gegeben, der für die Kriminellen tatsächlich zum Erfolg geführt hatte. Bislang gebe es hier keine Tatverdächtigen.

Die Fallzahl an Betrugsversuchen steige nicht durchgehend. Im vergangenen November seien sogar 161 Schockanrufe angezeigt worden. Die Polizei kann es sich derzeit noch nicht erklären, weshalb es in einigen Monaten mehr und in anderen weniger Schockanrufe gibt.

Hohe Dunkelziffer bei Schockanrufen

Sie geht allerdings von einer hohen Dunkelziffer von solchen Betrugsversuchen aus. Viele Betroffene würden mittlerweile einen Schockanruf gleich erkennen, auflegen und ihn nicht der Polizei melden. Ein Sprecher vermutet, das habe auch etwas mit Aufklärungskampagnen zu diesem Thema zu tun.

Die Polizei schließe aber auch nicht aus, dass sich einige Betroffene aus Scham oder aus anderen Gründen erst verspätet melden.

Polizei: Telefonbetrüger sitzen oft im Ausland

Die Aufklärungsquote bei Telefonbetrug ist der Polizei zufolge gering. Die Täter handelten oft aus dem Ausland und verschleierten ihre Spuren. Selbst die Geldabholer wüssten oft wenig über ihre Auftraggeber und hätten in den meisten Fällen nichts mit den Telefonaten an sich zu tun.

Sollten solche Geldabholer gefasst werden, würden sie dennoch wichtige Hinweise für die Ermittlungen liefern.

Sendung am Mi., 12.3.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz