
Rheinland-Pfalz Feuersalamander on the road: Amphibienwanderung in Wachenheim
Die Amphibienwanderung geht in der Pfalz langsam ihrem Ende zu. Im Wald bei Wachenheim sind aber noch ganz besondere Tiere unterwegs: Feuersalamander.
20:30 Uhr an einem Frühlingsabend in Wachenheim: Kai Hensel vom NABU Mittelhaardt macht sich bereit für seine Kontrollfahrt an der K16. Ausgerüstet mit GPS-Gerät und Fotoapparat steigt er auf sein Fahrrad und fährt zum Ortsausgang in Richtung Campingplatz, zur K16, die von Wachenheim durch den Wald nach Lambrecht (beides Kreis Bad Dürkheim) führt. So wie heute ist der Tierschützer hier mehrmals pro Woche ist nachts unterwegs.
Nach wenigen hundert Metern der erste Fund: Ein toter Feuersalamander. Das kleine Tier wurde offensichtlich frisch überfahren, seine Überreste kleben auf dem Asphalt.
Kai Hensel vom NABU Mittelhaardt über sein Engagement
K16 zum Schutz von Amphibien nachts gesperrt
Kai Hensel seufzt. Das Auto, das den schwarz-gelben Salamander auf dem Gewissen hat, hätte hier eigentlich gar nicht fahren dürfen. Denn wegen der Amphibienwanderung ist die Waldstraße zur Zeit nachts gesperrt. Aber nicht alle Autofahrer halten sich daran: An diesem Abend fahren in knapp drei Stunden sogar neun Autos an der Sperrung vorbei.
Kai Hensel steigt vom Rad notiert den Fundort des toten Feuersalamanders in seinem GPS-Gerät. Anschließend steigt er wieder aufs Fahrrad und fährt vorsichtig weiter - auf der Kreisstraße, immer am Bach entlang.
Engagement für bessere Schutzmaßnahmen
Mit seinem Engagement will der Naturschützer erreichen, dass die K16 in Zukunft an den relevantesten Stellen für die Feuersalamander, Kröten, Molche und anderen wandernden Amphibien untertunnelt wird - nämlich dort wo am meisten Tiere die Straße queren. Dafür sammelt er auch die GPS-Daten.
Wo man vermeiden kann, dass Tiere getötet werden, sollte man das auch tun." Kai Hensel, NABU Mittelhaardt
Wachenheimer Bach: Kleine Feuersalamander werden groß
Der Wachenheimer Bach verläuft parallel zur K16. Er mäandert langsam und in vielen Kurven vor sich hin. Dieses gemächliche Fließtempo und dass in ihm keine Fische leben, macht ihn für Feuersalamander zur perfekten Kinderstube, erklärt Kai Hensel.
Denn Feuersalamanderlarven sind für Fische ein richtiger Leckerbissen. Mit Fischen hätten die Larven im Wachenheimer Bach keine Überlebenschance.

Im Lichtkegel zu sehen: Frisch ins Wasser gesetzte Feuersalamanderlarven im Wachenheimer Bach
Feuersalamander legen keine Eier
Bei einer Geburt legt ein Feuersalamanderweibchen so um die 20 Larven lebend im Wasser ab. Anders als andere Amphibien legen Feuersalamander nämlich keine Eier. Die Larven haben Kiemen, die sich dann im Laufe der Zeit zurückentwickeln.
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Kontrollen im Wald bei Wachenheim
Wenige Meter nach dem toten Feuersalamander erscheint im Lichtkegel von Hensels Fahrrad dann der erste lebende. Wieder notiert sich der Naturschützer den genauen Fundort per GPS. Außerdem macht er ein Foto von dem Tier.
Das Farbmuster jedes Feuersalamanders ist einzigartig. Und da die Tiere bis zu 20 Jahre alt werden können, lassen sich die Bewegungen der Tiere teilweise mittels der Dokumentation über mehrere Jahre nachvollziehen.
Zum Schluss holt Hensel etwas Laub vom Straßenrand und nimmt den Feuersalamander damit behutsam auf die Hand. Er begutachtet das Tier, guckt, ob es unverletzt ist, und setzt es dann vorsichtig am Straßenrand über dem Bauchlauf wieder auf die Erde.

Kai Hensel nimmt einen Feuersalamander mit Laub vorsichtig von der Straße
Amphibienreichtum im Pfälzerwald: Salamander, Frösche und Kröten
Wie viele Tiere unterwegs sind, ist stark witterungsabhängig: Wenn es zu kalt ist, wagt sich keine der Amphibien aus ihrem Versteck. Ist es warm und feucht, geht dagegen eine kleine Völkerwanderung los: Dann dokumentiert Kai Hensel auch mal bis zu hundert Erdkröten, Feuersalamander, Grasfrösche und Lurche in nur einer Stunde.

Ein Erdkrötenweibchen trägt ein Erdkrötenmännchen huckepack über die K16 bei Wachenheim
Die Bilanz dieser Nacht: Neun lebendige Feuersalamander und sechs tote. Außerdem drei Erdkröten und drei Grasfrösche.
NABU Mittelhaardt: Daten sammeln für den Naturschutz
Die Grasfrösche rettet Hensel aus einer rund zwei Meter tiefen Baugrube. Auch die konktrolliert der Tierschützer regelmäßig auf seinen Nachtfahrten, weil dort immer wieder Amphibien hineinstürzen und nicht mehr herausfinden.
Hensel sagt, er habe bereits mehrere Stellen darauf angesprochen und auf die Gruben hingewiesen - bislang ohne Konsequenzen.
Seine Daten meldet Hensel an die Untere Naturschutzbehörde. Sie sind auch Grundlage dafür, ab wann die Waldstraße im Frühjahr gesperrt wird und wie lange. In diesem Jahr wird der Landkreis sie wohl rund um Ostern wieder freigegeben.
Sendung am Fr., 4.4.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz