Rheinland-Pfalz Kinderarmut in Deutschland: "Meine Schwestern mussten oft hungern"

Stand: 15.02.2025 04:00 Uhr

Alexandra* (*Name geändert) hat als Mädchen erlebt, wie es ist, arm zu sein. Noch schlechter erging es ihren Schwestern, die beim Vater lebten.

"Meine Schwestern, die beim Vater lebten, mussten oft hungern. Und es gab kaum Kleidung", erzählt sie. Heute ist Alexandra 44 Jahre alt, lebt in Rheinhessen und arbeitet als Erzieherin. Es schockiert sie, dass es im reichen Deutschland so viel Kinderarmut gibt.

In der Kita sieht sie immer wieder Jungen und Mädchen, die kaum etwas zu essen dabei haben oder nur Hausschuhe tragen - auch draußen im Winter. Gleichzeitig fehle Personal in Kitas und Jugendämtern. "Es wird überall an den Kindern gespart", kritisiert sie. Die Bundesregierung müsse mehr Geld für den Sozialbereich ausgeben.

Rheinland-Pfalz: Mehr als jedes 5. Kind ist armutsgefährdet

Deutschland ist ein reiches Land. Das bestreitet wohl niemand. Allerdings waren 2024 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ein Fünftel der Bevölkerung von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Dabei gibt es eine Zahl, die besonders alarmierend ist: Mehr als jedes fünfte Kind unter 18 Jahren ist in Rheinland-Pfalz armutsgefährdet oder von sozialer Ausgrenzung bedroht (2023: 23,8 Prozent). In ganz Deutschland ist diese Zahl ähnlich hoch.

Forderung nach Kindergrundsicherung

Gefordert wird immer wieder eine Kindergrundsicherung, damit Minderjährige finanziell abgesichert aufwachsen können. Die Bertelsmann-Stiftung schreibt dazu: "Kinder können nichts dafür, in Armut aufzuwachsen. Kinder können sich aus dieser Armut nicht befreien."

Wenn Kinder gut aufwachsen, ist das eine Investition in unsere Zukunft. Denn für Kinder bedeutet Armut: schlechtere Ernährung, häufiges Kranksein, Scham und Ausgrenzung. Kinder vor Armut zu bewahren, bedeutet also auch Gesundheitsprävention.

Kindergrundsicherung – für Zigaretten, Alkohol und teure Handys?

Kritiker einer Kindergrundsicherung argumentieren immer wieder, dass das Geld von den Eltern möglicherweise nicht für Äpfel und Schulhefte, sondern für Alkohol und Zigaretten ausgegeben werde. In ihrem Papier zu Kinder- und Jugendarmut 2023 weist die Bertelsmann-Stiftung daraufhin, dass Studien dieses Vorurteil nicht in der Breite belegen können. Vielmehr zeige eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim, dass das Geld bei den Kindern ankomme und sinnvoll ausgegeben werde – zum Beispiel für die Hobbys der Kinder und für eine größere Wohnung.

Was sagen die Parteien zum Thema Kindergrundsicherung und Kinderarmut?

In einigen Wahlprogrammen der Parteien zur Bundestagswahl 2025 findet sich der Plan wieder, eine Kindergrundsicherung einzuführen. Daneben gibt es weitere Vorschläge, um Kinder finanziell abzusichern. Wir haben in den Wahlprogrammen der 14 Parteien, die in Rheinland-Pfalz auf dem Wahlzettel stehen, nachgelesen.

Die wichtigsten Vorschläge der Parteien haben wir stichpunktartig zusammengefasst. Die Reihenfolge entspricht im ersten Block den Sitzen der Parteien im Bundestag in der letzten Legislaturperiode. Im zweiten Block geht es um die Wahlprogramme der Parteien, die bislang noch nicht im Bundestag vertreten waren - hier gibt es eine alphabetische Sortierung.

Gar nicht mit dem Thema Kinderarmut beschäftigt haben sich:

  • Die Partei
  • Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD)

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