Die Hausarztpraxen in RLP sind überlastet - eine Medizinische Fachangestellte schiebt in einer Hausarztpraxis die Versichertenkarte der Krankenkasse eines Patienten in das Lesegerät.

Rheinland-Pfalz Viele Hausarztpraxen in Rheinland-Pfalz sind überlastet

Stand: 14.02.2025 05:00 Uhr

In Rheinland-Pfalz sind rund 250 Kassensitze für Allgemeinmediziner unbesetzt. Laut einer SWR-Umfrage sind viele Hausärzte überlastet. Besonders schlimm ist es auf dem Land.

Der SWR hat rund 100 zufällig ausgewählte Arztpraxen in ganz Rheinland-Pfalz anonym kontaktiert und gefragt, ob sie Patienten aufnehmen würden, die neu in die Gegend gezogen sind. Wichtigstes Ergebnis: In den Städten ist es oft noch möglich, einen Termin zu bekommen, während Arztpraxen auf dem Land meist überlastet sind.

Neues Gesetz zu Hausarztpraxen - was bringt es den Patienten?

Hausärzte auf dem Land sind fast alle überlastet

Ob in Rheinhessen, der Pfalz, an der Mosel oder im Rheinland: Auf dem Land sind die Hausarztpraxen voll. Sehr viele Praxen nehmen keine neuen Patienten auf. Manche bieten zum Beispiel an, dass sich neu Zugezogene auf eine Warteliste schreiben lassen können, um ein Erstgespräch zu bekommen.

Da müssen Sie sich leider durchtelefonieren. Die Situation in Kirn ist gerade schwierig. Mitarbeiterin in einer Praxis in Kirn

In Kaisersesch (Kreis Cochem-Zell) oder in Kirn (Kreis Bad Kreuznach) zum Beispiel scheint die Hausarzt-Lage momentan besonders angespannt zu sein: "Da müssen Sie sich leider durchtelefonieren. Die Situation in Kirn ist gerade schwierig", sagt eine Praxis-Angestellte am Telefon. Sie hätten gerade noch die Patienten einer anderen Praxis aufgenommen.

Krankheitswelle kommt noch dazu

Dazu kommt: Vielen macht auch die aktuelle Krankheitswelle zu schaffen. Viele Patienten würden deswegen wiederholt in die Praxis kommen. "Und das bring uns gerad alle an die Grenzen", sagt Barbara Römer, Hausärztin aus Saulheim und Vorsitzende des Hausärzteverbands Rheinland-Pfalz. Eine Praxis in Rheinhessen öffnet deshalb extra am Samstag, eine andere bittet darum, eine Mail zu schicken, wenn man telefonisch nicht durchkommt.

Diese Infekte sind teilweise wahnsinnig zäh und dauern unheimlich lange, sodass die Patientinnen und Patienten wiederholt in die Praxis kommen. (...) Und das bringt uns gerade alle an die Grenzen. Barbara Römer, Hausärztin in Saulheim in Rheinhessen und Vorsitzende des Hausärzteverbandes

Einige Hausärzte machen Ausnahmen

Manche Praxen im ländlichen Raum machen aber auch Ausnahmen: Wenn man im gleichen Ort wohnt, in dem sich die Praxis befindet, nehmen manche Ärzte einen trotzdem noch auf die Patientenliste. "Bei uns wird der Einzugsbereich immer größer. Es schließen Praxen um uns herum. Die Leute haben ja keine Alternativen", sagt eine Praxisangestellte aus dem Kreis Bad Dürkheim.

Bei uns wird der Einzugsbereich immer größer. Es schließen Praxen um uns herum. Die Leute haben ja keine Alternativen. Angestellte einer Praxis im Kreis Bad Dürkheim

Wer aber von einem anderen Hausarzt vor Ort wechseln will - zum Beispiel, weil er unzufrieden ist - hat nur sehr selten eine Chance auf eine Aufnahme in eine Praxis.

Situation in den Städten ist weniger kritisch

In Städten wie Mainz, Kaiserslautern, Ludwigshafen oder Koblenz ist die Lage der Stichprobenumfrage zufolge weniger kritisch. So waren in den größeren Städten in mehreren Praxen noch Termine zu bekommen und es wurden neue Patienten aufgenommen.

Was dabei auffällt: In den Städten vergeben einige Praxen auch Erst-Termine über Online-Anbieter. Ein Service, den auch manche Praxen auf dem Land anbieten - aber so gut wie nie für Neu-Patienten. Die Stichprobe zeigt aber auch: In den Städten gibt es ebenfalls Hausarztpraxen, die überlastet sind. Beispielsweise scheint sich die Lage in Trier bereits zuzuspitzen.

Auffällig: Viel Empathie am Telefon

Auch wenn in vielen Praxen gerade bis zum Anschlag gearbeitet wird, haben sich bei den Stichproben empathische, hilfsbereite und freundliche Menschen am Telefon gemeldet. Die Probleme wurden geschildert, oft haben die Praxismitarbeiter versucht, eine Lösung zu finden. Und in fast allen Fällen haben sie gesagt, dass man sich in einem akuten Fall jederzeit melden dürfte - ganz egal, ob man in der Patientenkartei stehe oder nicht.

Keine genauen Ergebnisse der Stichprobe
Die Stichprobe bei den 100 Hausärzten ist nicht repräsentativ. Außerdem sind die Gründe für eine Aufnahme oder eine Ablehnung der Praxen oft mit bestimmten Bedingungen verknüpft gewesen. Beispielsweise der genaue Wohnort. Deswegen ist dies ein Erfahrungsbericht und keine belastbare Untersuchung. Angefragt haben wir als gesetzlich Versicherter, der neu in den Umkreis der Praxis gezogen ist und nach einer neuen Hausarztpraxis sucht.

Sendung am Fr., 14.2.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Rheinland-Pfalz, SWR RP

Was gegen Ärztemangel gemacht werden kann:

Welche Konsequenzen die Überlastung hat: