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Rheinland-Pfalz Wie die 18-jährige Anna Düpre für mehr Meinungsaustausch kämpft
Respektvollen und sachlichen Austausch bei jungen Menschen fördern: Dafür kämpft Anna Düpre. Sie belegte 2022 den zweiten Platz im Bundesfinale von "Jugend debattiert".
Das Motto der Hermeskeiler Abiturientin: "Eine gute Debatte gewinnt man nicht, indem man die andere Seite von seiner Meinung überzeugt. Man gewinnt, wenn man seine eigene Meinung und die der anderen aus einer neuen Perspektive sieht."
Von der Debatte zur Leidenschaft
Bereits in der Grundschule interessierte sie sich für Politik. Doch erst durch "Jugend debattiert" lernte sie, sich mit verschiedenen Positionen auseinanderzusetzen. Für Anna war der Wettbewerb eine Chance, sich politisch weiterzuentwickeln und Kontakte zu knüpfen. "Man unterschätzt, wie sehr einen das vernetzt und demokratisch weiterbringt", sagt sie.
Besonders das sogenannte anwaltliche Debattieren, bei dem die Teilnehmer erst am Wettbewerbstag erfahren, welche Seite sie vertreten sollen, eröffnete ihr neue Perspektiven. "Ich musste lernen, mich in beide Seiten hineinzuversetzen", erzählt sie.
Die Herausforderung: Zuhören statt aneinander vorbeireden
Eine der größten Herausforderungen im politischen Diskurs sieht Anna darin, dass Menschen oft aneinander vorbeireden. "Viele Debatten verlaufen im Kreis, weil niemand wirklich zuhört. Wichtige Argumente gehen verloren, weil es nur darum geht, die eigene Meinung durchzusetzen", erklärt sie.
Gerade in der aktuellen Politik sei das ein großes Problem: "Minderheiten werden verteufelt, unbequeme Positionen ausgeblendet", sagt sie. "Es fehlt an echtem Dialog und der Bereitschaft, andere Perspektiven ernsthaft zu berücksichtigen."
In der Ecke sitzen und in den sozialen Medien Kommentare schreiben, reicht nicht. Anna Düpre
Anna ist überzeugt: Demokratie lebt vom Austausch. "In der Ecke sitzen und in den sozialen Medien Kommentare schreiben reicht nicht. Wir müssen rausgehen, miteinander reden, uns mit Menschen auseinandersetzen – auch mit denen, die anders denken." Demokratie bedeute, Meinungen nicht nur zu vertreten, sondern sie argumentativ zu hinterfragen und weiterzuentwickeln.
Workshops für mehr Demokratie
In ihren Workshops bringt sie Jugendlichen genau das bei. "Viele sind erstaunt, wie bereichernd es ist, die Perspektive zu wechseln. Wer argumentieren kann, lässt sich weniger von Populismus beeinflussen."

Hier gibt Anna Düpre Schülern und Schülerinnen der achten Klasse einen Workshop zum Thema "Jugend debattiert".
Sie fordert, dass Schulen mehr tun müssen: "Oft wird nur das politische System erklärt, aber nicht, wie man wirklich über Politik spricht", sagt die 18-Jährige. "Wir brauchen mehr Raum für echten Diskurs, mehr aktuelle Themen, mehr politische Bildung."
Anna Düpre will in den Bundestag
Ohne Zuhören und miteinander reden gibt es keine starke Demokratie. Anna Düpre
Nach dem Abitur wird Anna ein Praktikum im Bundestag absolvieren. Sie will die politischen Prozesse besser kennenlernen und sich weiterhin für gute Debatten einsetzen. Ihre Motivation bleibt klar: "Ohne Zuhören und miteinander reden gibt es keine starke Demokratie."