Sachsen Prozess gegen falschen Arzt in Leipzig: Angeklagter spricht über sein Motiv und seine Tricks
Ein 36-Jähriger soll sich als falscher Arzt ausgegeben haben. Am Landgericht Leipzig wurde der Prozess gegen den ehemaligen Pflegehelfer fortgesetzt. Dabei wurde bekannt, wie er vorging und was seine Motivation war, sich als Mediziner auszugeben.
- Der ehemalige Hauptschulabsolvent baute sich als Fake-Mediziner eine falsche Identität auf.
- Als Motiv nannte der Angeklagte den Wunsch nach Anerkennung durch seinen Vater.
- Der Mann gab nicht nur vor, Kranke zu behandeln, sondern verursachte auch durch Betrug zehntausende Euro Schaden.
Am Landgericht Leipzig wurde am Dienstag der Prozess gegen einen Pflegehelfer fortgesetzt. Der 36-Jährige soll sich seit 2020 als falscher Arzt ausgegeben haben. Sein Anwalt kündigte zuvor eine umfassende Aussage an. Mehr als 200 Patienten soll der Angeklagte vor mehr als drei Jahren in der Leipziger Dieskaustraße "behandelt" haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem den Missbrauch von Titeln, vorsätzliche und gefährliche Körperverletzung sowie unbefugtes Ausstellen von Gesundheitszeugnissen vor.
Vom Hauptschulabsolventen zum überzeugenden Fake-Mediziner
Der Anklageschrift zufolge soll er Hausbesuche gemacht, Telefon- und Videosprechstunden gegen Entgelt angeboten sowie Rezepte und Krankschreibungen ausgestellt haben. Außerdem soll er Medikamente verschrieben und Spritzen gesetzt haben. Von kassenärztlichen Diensten wurde er sogar als Bereitschaftsarzt vermittelt. Dabei verfüge er weder über ein abgeschlossenes Medizinstudium noch über eine Promotion oder eine Approbation.
MDR-Informationen zufolge hat der Mann nach seinem Hauptschulabschluss neun Jahre als Pflegehelfer in Berlin gearbeitet. In Leipzig scheint er sich als vermeintlicher Arzt mit Doktortitel und Praxis eine neue Identität gegeben zu haben.
Am Dienstag sagte der Mann aus, "einfach im Internet Bilder von Approbations- und Doktorurkunden rausgesucht, die ins Wordprogramm eingefügt und leicht geändert" zu haben. Das laienhafte Wissen habe er sich durch seine Erfahrungen im Krankenhaus angeeignet und mithilfe von Fachliteratur. Medikamente habe er sich "selbst zusammen gegoogelt".
Motiv: Wunsch nach Anerkennung
In einer Stellungnahme, die sein Anwalt vorgelesen hatte, nannte er als Motiv, den Wunsch, dass er "schon immer Arzt werden wollte". Dabei sei es ihm vor allem um Anerkennung gegangen, besonders um die seines Vaters. Zum Vater hatte er in seiner Kindheit keinen Kontakt. Sie schrieben sich laut Stellungnahme erst 2020 auf Facebook, wo der Angeklagte dann vorgab, er sei Arzt geworden. Der Vater habe ihn dabei unterstützen wollen.
Zunächst habe der Mann eine Coronatest-Station eröffnen wollen. Als das nicht gelang, kam den Angaben zufolge die Idee mit der Praxis. Der Angeklagte zeigte sich einer MDR-Reporterin zufolge in seiner Stellungnahme sehr geständig und entschuldigte sich mehrmals bei allen, die er getäuscht und gefährdet hat. Er sei in psychiatrischer und psychologischer Behandlung
Laut Leipziger Landgericht wird es mindestens noch einen weiteren Verfahrenstag geben. Eine Sprecherin des Landgerichts sagte MDR SACHSEN, dass eine Freiheitsstrafe zu erwarten sei, die nicht mehr zur Bewährung ausgesetzt werden könne.
Offenbar zehntausende Euro Schaden
Der Mann habe bei insgesamt 27 Firmen Bestellungen ausgelöst und Dienstleistungen in Anspruch genommen, um in Leipzig eine Hausarztpraxis einzurichten und zu betreiben. Der Schaden durch den Betrug beläuft sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft auf rund 77.000 Euro.
MDR (kav, Carolin Fröhlich)