Sachsen Weihnachten Gans anders - ein Strauß als Festessen?
Gänsebraten und Weihnachten gehören für viele Deutsche untrennbar zusammen. Und für viele Sachsen ist ein Familienweihnachtsessen ohne diesen Festbraten undenkbar. Natürlich gibt es Alternativen mit und ohne Fleisch. Eine im Freistaat noch relativ wenig verbreitete ist Straußenfleisch. Wo liegt der Unterschied zur Gans?
In Wermsdorf bei Oschatz ist die Gans fast schon ein Kultobjekt. Kein Wunder, denn schließlich steht dort Sachsens größter Zuchtbetrieb. Und von den Besuchern des Gänsemarktes der Firma Eskildsen kam auf die Frage von MDR SACHSEN, was Weihnachten auf den Teller gehört, nur eine Antwort: Gänsebraten! Auch Marktleiterin Regina Gebhardt wird nicht müde, dieses Geflügelfleisch anzupreisen: "Sehr geschmackvoll, fettreich, liefert die Energie, die man in der kalten Jahreszeit braucht. Und ist einfach verdammt lecker."
Gänsemarktleiterin Regina Gebhardt steht voll und ganz zur Gans.
Weniger Fett, aber dicke Schenkel
Im rund 35 Kilometer Luftlinie entfernten Striegistal bei Hainichen setzt Familie Reißig dagegen auf deutlich größeres Geflügel. Sie betreiben dort seit neun Jahren einen Straußenhof. Und Marcus Reißig meint: "Der Strauß ist ein ganz spezielles Fleisch, was Exotisches. Und wenn man so was zu Weihnachten, auch den Freunden oder so anbieten kann, da hat man da doch mal was ganz Spezielles." Mutter Heidi Reißig führt den Hofladen und zählt die Vorteile von Straußenfleisch auf. Es enthalte wenig Cholesterin, wenig Fett, viel Eisen und sei einfach zuzubereiten.
Straußenhalter Marcus Reißig will etwas Exotik in sächsische Weihnachtsmenüs bringen.
Großer Vogel - hoher Preis
Im Gegensatz zu einer Gans passt ein Strauß natürlich nicht daheim in einen Bräter oder Backofen. Deswegen wird der große Laufvogel auch nicht im Ganzen verkauft, sondern in abgepackten Fleischportionen bis zu einem Kilogramm. Diese Menge Filet kostet fast doppelt viel wie ein Kilo Gans, für das in Wermsdorf knapp 22 Euro verlangt werden. Brustfleisch habe ein Strauß übrigens nicht, sagt Marcus Reißing, dafür wiege aber eine Keule zwölf bis 14 Kilogramm. Da kann keine Gans mithalten. Auch nicht beim Wachstum: Bis zu zehn Zentimeter pro Woche können Strauße zulegen, wie der Landwirt erklärt. Schlachtreif sind sie nach anderthalb Jahren. Dagegen sind die Tage einer Mastgans schon nach knapp drei Monaten gezählt, die einer Weidegans nach etwa sieben Monaten - und das oft kurz vor Weihnachten...
So enden fast alle Weihnachtsgänse, wenn sie nicht so viel Glück haben wie Auguste in dem modernen Märchen von Friedrich Wolf.
MDR (rkü/stt)